Was ist Roter Holunder?
Roter Holunder, Berg-Holunder, Trauben-Holunder oder Hirsch-Holunder (Sambucus racemosa) ist ein zwei bis drei Meter hoher Strauch, seltener ein kleiner Baum aus der Familie der Moschuskrautgewächse (Adoxaceae). Man findet ihn recht häufig auf Waldlichtungen und Schotterhalden, in Nadel- und Erlenwäldern; auf der Nordhalbkugel ist er weit verbreitet.
Der sommergrüne, stark verzweigte Strauch hat runde graubraune, mit zahlreichen Lentizellen überzogene Triebe mit gelbbraunem Mark, die in der Jugend eine glatte und im Alter eine schuppige Rinde aufweisen. Sie sind leicht zerbrechlich. Seine Blätter sind unpaarig fiedrig geteilt, mit eiförmigen oder länglich-lanzettlichen Fiedern und gesägtem Rand und unterscheiden sich von denen des Schwarzen Holunders durch ihre anfangs dunkelrote bis violette Farbe.
Der aufrechtstehende Blütenstand erscheint zusammen mit dem Laub, er ist kugelig oder eiförmig, die Blüten sind zwittrig, radiärsymmetrisch und fünfzählig mit grünlichgelben Kronblättern. Sie riechen ähnlich wie die des Schwarzen Holunders unangenehm fischig. Die Frucht ist eine fünf Millimeter große runde rote Steinfrucht mit 3-5 hellgelben Samen.
Roter Holunder im Garten
Standort
Der Rote Holunder wächst am liebsten auf einem nährstoffreichen, vorzugsweise kalkarmen, gerne aber steinigen oder schottrigen Lehmboden mit Halbschatten. Beim Anpflanzen in der Nähe des Hauses sollte man beachten, dass die penetrant riechenden Blüten nicht jedermanns Geschmack sind.
Schnitt
Regelmäßiges Zurückschneiden fördert den Blütenansatz und buschiges Wachstum. Dabei sollte man beachten, dass die Blüten nur an den zweijährigen Trieben erscheinen. Ältere darf man daher gerne stutzen, die einjährigen Langtriebe sollte man hingegen schonen.
Vermehrung
Die Vermehrung des Roten Holunders gelingt am einfachsten mithilfe von Stecklingen, die man von den noch nicht vollständig verholzten Trieben abschneidet und einfach in die Erde steckt. Die Aussaat dauert wesentlich länger.
Verwendung
Mit seinem breit buschigen Wuchs ist der Rote Holunder ein schöner Solitär und kann auch als Hecke gepflanzt werden. Die roten Beeren sind auch im Winter noch dekorativ, wenn das Laub bereits abgefallen ist. Zudem werden sie von hungrigen Vögeln gerne gefressen.
Schädlinge
Schädlinge und Krankheiten sind relativ selten, und der Rote Holunder gilt als recht robust. Vor allem die streng riechenden Blüten ziehen allerdings allerlei Getier an und sind häufig von Blattläusen überzogen. Pilzerkrankungen wie Mehltau und Rostpilze sind weniger häufig.
Ökologie
Bienen und Schmetterlinge machen sich über den Nektar des Roten Holunders her. In Nordamerika und Asien werden die Blüten vielerorts von Kolibris bestäubt. In Europa ist der süße Saft bisweilen eher rar, sodass sich die Honigbienen auf das Sammeln der nahrhaften Pollen beschränken. Der fische Geruch zieht Fliegen an.
Als Raupenfutter verwenden vier Schmetterlinge die Blätter, die Bogenlinien-Spannereule (Herminia grisealis), der Bergwald-Blattspanner (Xanthorrhoe montana) sowie zwei Gelbbären (Spilosoma spec.).
Willkommen sind die roten Beeren des Traubenholunders als Winternahrung für Vögel, denn sie bleiben lange am Strauch und stehen den Tieren auch bei Eis und Schnee noch zur Verfügung. Sie sorgen auch für die Verbreitung der unverdaulichen Samen. Die Giftstoffe der rohen Früchte machen ihnen im Gegensatz zum Menschen nichts aus.
Wissenswertes
Vor allem die rohen und nicht völlig ausgereiften Beeren des Roten Holunders setzte die Volksheilkunde früher als Brech- und Abführmittel ein. Entsprechende Wirkungen der Früchte werden bereits in den Kräuterbüchern des Mittelalters wie denen des Tabernaemontanus, Matthiolus und Lonicerus aufgeführt und waren bereits in der Antike bekannt. In der Volksmedizin verwendete man die Früchte bei Erkältungen, Asthma und Entzündungen von Mund und Rachen.
Der strenge Geruch des Roten Holunders hält Mäuse fern. Mancherorts verwenden Imker Blätter in den Bienenstöcken, um plündernde Nager fernzuhalten, und auch Vorräte im Keller lassen sich damit schützen. Im Garten vertreibt er lästige Wühlmäuse.
Die frischen Früchte sind ein altbewährtes, aber mittlerweile kaum noch bekanntes Mittel zum Putzen von Kupfergeschirr.
Neben der Wildform gibt es im Gartenfachhandel diverse Zuchtsorten mit unterschiedlich gefärbten Blättern und Wuchshöhen.