Was ist Sumpf-Eiche?
Die Sumpf-Eiche, Nagel-Eiche oder Spree-Eiche (Quercus palustris) ist ein beliebter Zierbaum, den man häufig in Parks und Alleen anpflanzt – daher auch die Bezeichnung Boulevard-Eiche. Das liegt nicht zuletzt an ihrem raschen Wachstum; die Bäume können innerhalb von 30 Jahren rund 20 Meter hoch werden, wohingegen die meisten anderen Eichenarten wesentlich langsamer Fortschritte machen. Dafür sind die Bäume aber mit nur rund 100 Jahren ausgesprochen kurzlebig im Vergleich zu ihren Verwandten, die Jahrhunderte überstehen. Ihr durchgehender Stamm bleibt gerade, die Äste stehen fast horizontal ab und bilden eine lockere offene Krone.
Besonders auffällig an der Sumpf-Eiche sind ihre glatte graue Rinde und die ungewöhnlichen Blätter: Sie sind wie Eichen-üblich gestielt und erreichen eine Länge von 5-16 Zentimetern, aber die Blattlappen haben runde Buchen und spitze Spitzen – bei unseren heimischen Eichen ist es genau umgekehrt. Im Herbst verfärben sich die Eichenblätter in attraktiven Rottönen.
Zu dieser Zeit erscheinen auch die Eicheln, die aus ähnlich unscheinbaren weiblichen Blüten hervorgehen wie die männlichen Kätzchen. Sie sind bis zu 16 Millimeter lang, kugelig-eiförmig und sitzen in dem typischen gestielten Fruchtbecher, der Cupula, die die Eichel zu einem Viertel umhüllt und anfangs flaumig behaart, später kahl wird. Im Winter bleiben die Eicheln ebenso wie ein großer Teil der schön gefärbten Blätter lange an der Sumpf-Eiche und fallen erst im darauffolgenden Jahr ab.
Beheimatet sind die Sumpf-Eichen im Osten Nordamerikas, wo sie allerdings nicht in Sümpfen wächst, wie der Name vermuten lässt; stattdessen findet man sie dort in Flusstälern und Auwäldern mit normalen Böden, die bisweilen kurze Zeit im Jahr überflutet werden.
Sumpf-Eiche im Garten
Standort
Wie der natürliche Standort vermuten lässt ist die Sumpf-Eiche nicht auf sumpfige Böden angewiesen, sondern nimmt mit so ziemlich jeder Erde vorlieb, die halbwegs viele Nährstoffe vorweisen kann. Kurzzeitige Überflutung macht ihr ebenso wenig aus wie längere Trockenphasen im Sommer, und sie steht gerne in der prallen Sonne. Das macht sie zu einem idealen Straßenbaum und auch für fast alle hinreichend großen Gärten geeignet. Auch über die Winterfestigkeit brauchst Du Dir keine Gedanken zu machen, die schöne Nordamerikanerin verträgt bis zu -28 °C.
Schnitt
Zu schneiden brauchst Du die Sumpf-Eiche eigentlich nicht; sie wächst auch ohne gärtnerische Eingriffe zu einem prachtvollen Baum heran. Tote Äste kannst Du natürlich jederzeit entfernen. Beachte beim Laub, dass es etwas zögerlicher kompostiert als das der meisten anderen Laubbäume; die Blätter enthalten große Mengen an Gerbstoffen, was sie vor Fäulnis schützt. Trotzdem gibt das Herbstlaub einen wertvollen Kompost und hält diesem mit seiner festen Struktur luftig.
Vermehrung
Natürlich kannst Du die Sumpf-Eiche aus Samen, sprich ihren Eicheln ziehen, aber das ist ein Generationenprojekt. In aller Regel wirst Du ein kleines Bäumchen im Gartenhandel kaufen und im heimischen Garten ansiedeln, das geht auf jeden Fall deutlich schneller.
Verwendung
Die Sumpf-Eiche ist in Parks und Grünanalgen äußerst beliebt, vor allem wegen ihres schnellen Wachstums und der prachtvollen Herbstfärbung. Im Garten gibt sie einen schönen Solitär ab, und in besonders großen Gärten kannst Du sie auch in kleinen Gruppen oder zusammen mit anderen Eichen anpflanzen.
Ökologie
Wie die meisten Laubbäume ist auch die Sumpf-Eiche ein ideales Versteck für Vögel, die hier Zuflucht suchen und ihre Nester bauen. Auch die Eicheln sind eine beliebte Nahrung für Eichelhäher, Spechte, Wildschweine und andere Tiere.
Die Kätzchen der männlichen Blüten sind vor allem windbestäubend, werden aber auch von Wildbienen besucht. Schottische Erdbiene (Andrena scotica), Gewöhnliche Schmalbiene (Lasioglossum calceatum) und Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta) holen sich den Pollen, um damit Nahrungspakete für ihren Nachwuchs in den Brutröhren zu verstauen.
Von Oklahoma an die Spree. Klingt Sumpf-Eiche eigentlich wirklich so negativ? Anfang der 1990er Jahre beschloss man das neue Regierungsviertel am Reichstag mit den dekorativen Sumpf-Eichen zu bepflanzen. Das Berliner Neusprech kreierte die alternative Bezeichnung Spree-Eiche, unter der Quercus palustris inzwischen auch im Gartenhandel erhältlich ist. Eine ganz ähnliche verkaufsfördernde Kreation wie Boulevard-Eiche, die ebenfalls relativ neu ist.