Was ist Pinie?
Die Pinie (Pinus pinea) gehört zu den Kieferngewächsen (Pinaceae) und bildet einen 25-30 Meter hohen Baum mit einer im Alter typischen schirmförmigen Krone und gehört zu den Charakterbäumen des Mittelmeerraumes. Man findet sie vom Süden der Iberischen Halbinsel über Südeuropa und den Balkan hinweg bis nach Kleinasien und in den Libanon hinein, wo sie lichte Bestände mit vereinzelten Bäumen bildet und oft zusammen mit anderen Kiefernarten auftritt.
In jungen Jahren sind die Kronen der Pinien noch konisch bis breit pyramidenförmig und lassen die quirlig in Etagen stehenden kräftigen Äste noch gut erkennen. Später wird der Stamm langschäftig und die Krone zusehends breit kuppelartig. Die dicke Rinde ist graubraun, tief längsrissig und schuppig und löst sich in schmalen Platten ab, sodass darunter die heller rotbraune Schuppenborke sichtbar wird. Das Wurzelwerk bleibt flach und bildet nur in den ersten Jahren eine Pfahlwurzel aus.
Die jungen Zweige der Pinie sind kahl und gerieft, graugrün bis gelblich braun und rau. Zunächst stehen sie in spitzen Winkeln, später breiten sie sich in der Horizontalen aus. An ihnen sitzen die zylindrischen, 6-15 Millimeter langen Winterknospen; sie sind rotbraun glänzend und nicht harzig. Die einzelnen Schuppen daran sind am Rand dünn und silbrig mit Fransen und an der Spitze eingerollt.
Die Nadelblätter stehen zu zwei oder seltener zu dritt an den zerstreut verteilten Kurztrieben; die Blattscheide an ihrem Grund ist etwa einen Zentimeter lang, graubraun und bleibt bestehen. Die dunkelgrün glänzenden, im Querschnitt halbrunden Blätter selbst sind steif, gerade oder leicht gebogen und in sich verdreht, mit einer leicht stacheligen, nicht besonders stechenden Spitze und einem sehr fein gesägten Rand. Jung tragen sie eine leichte wachsige Bereifung. Ihre Länge liegt bei 10-20 Zentimetern, die Breite bei 1,5-2 Millimetern. Die Lebensdauer der Nadeln liegt bei 3-4 Jahren, danach fallen sie ab.
Pinien sind einhäusig und bilden männliche und weibliche Blüten an den gleichen Bäumen. Die männlichen Blüten haben eine rotbraune Knospe, aus der sich die gelben, walzenförmig gestreckten und 1-1,5 Zentimeter langen Blütenstände entwickeln. Dagegen sind die weiblichen Blütenstände gelbgrün, fast immer einzelstehend und ebenfalls 1-1,5 Zentimeter lang.
Aus ihnen entwickeln sich nach der Bestäubung durch den Wind die Pinienzapfen. Sie sind nur kurz gestielt, fast sitzend, und symmetrisch ei- bis kugelförmig und reichlich beharzt. Anfangs sind sie gelbbraun bis rotbraun, später glänzend dunkelbraun; sie werden 10-15 Zentimeter lang und geöffnet bis zu 10 Zentimeter breit. Reif werden die Pinienzapfen erst im dritten Jahr, und öffnen wollen sie sich meist erst im vierten.
Die einzelnen Zapfenschuppen stehen bei den geöffneten Zapfen fast waagerecht ab. Im Inneren liegen nahe der Spindel tiefe Mulden, in denen die 1,5-2 Zentimeter langen und 8-11 Millimeter breiten Nüsse befinden. Diese Piniennüsse haben eine dunkel rotbraune bis fast schwarze Farbe, mit nur 3-5 Millimeter breiten Flügeln und einer über einen Millimeter dicken Samenschale. Im Inneren befinden sich einzelne spitz-eiförmige, fettreiche Samen, die Pinienkerne. Die Samenreife erfolgt im September und Oktober.
Pinie im Garten
Quelle: Liliana Marmelo/shutterstock.com
Standort
Die Pinien braucht einen tiefgründigen, feuchten, gut durchlässigen und mäßig nährstoffreichen bis nährstoffarmen Boden. Er kann basisch oder sauer sein und ist vorzugsweise sandig oder kiesig. Der Standort sollte in voller Sonne liegen. In Mitteleuropa ist die Pinie nicht wirklich winterhart und im Freiland bestenfalls für die wärmeren Gegenden wie die klassischen Weinbauregionen geeignet. Schon am -10 °C treten ernste Frostschäden auf. Noch ein wesentlich größeres Problem ist Schneebruch, denn die fragilen Äste können keinen großen Lasten tragen.
Schnitt
Ein Schneiden ist bei der Pinie normalerweise nicht erforderlich. Sie verkahlen eigentlich kaum und sind zudem wenig schnittverträglich. Wenn es sich nicht vermeiden lässt, schneide sie während des Austriebs, also irgendwo zwischen Mai und Juni.
Vermehrung
Eine Vermehrung aus den Pinienkernen ist prinzipiell möglich, aber eine äußerst langwierige Angelegenheit. Daher wird man als Gärtner auf die jungen Pinien aus der Baumschule zurückgreifen.
Verwendung
In unserem Klima lässt sich die Pinie kaum ins Freiland setzen; man kann sie aber in Kübeln halten, die man in der kalten Jahreszeit in Haus oder Wintergarten transportieren kann. Sie lassen sich auch als Bonsai ziehen. Kleine Bäume, meist einjährige Sämlinge, werden bisweilen auch zu den Festtagen als Mini-Weihnachtsbäume verkauft.
Schädlinge
Im Alter sind die Bäume anfällig für Pilzerkrankungen wie Hallimasch, Wurzelschwamm. Ansonsten sind sie recht robust. Nur alle Sorten von Läusen suchen sie heim, wie Blattläuse und Fichtenläuse. In ihrer Heimat leiden sie auch unter dem Pinien-Prozessionsspinner (Traumatocampa pityocampa) und anderen Schädlingen.
In Italien entwickelt sich die versehentlich eingeschleppte Amerikanische Kiefernwanze (Leptoglossus occidentalis) zu einem wachsenden Problem. Sie sorgen vor allem im Ertragsanbau für geringe Erträge, da sie es auf die Zapfen abgesehen haben. Zu einer nachhaltigen Schädigung der Bäume selbst führen die Wanzen nicht.
Ökologie
Bestäubt wird die Pinie wie alle Nadelbäume von Wind. Im Sommer kann man an heißen Tagen gut die gelben Wolken von Blütenstaub erkennen, die von den männlichen Blüten abgesondert werden. Die Flügel der Piniennüsse sind eigentlich nur Makulatur – wirklich weit fliegen können sie mit ihrem Gewicht nicht, sodass der Wind hier nur wenig ausrichten kann. Stattdessen findet die Verbreitung vor allem durch Vögel und Säugetiere statt, welche die steinharten Nüsse verschleppen.
Wissenswertes
Charakterbaum des Mittelmeers
Die typischen schirmförmigen Kronen der Pinie findet man in vielen Mittelmeerländern; sie ist ebenso charakteristisch wie Kork-Eiche, Stein-Eiche und Zypresse, die das Landschaftsbild prägen. Pinienwälder sind locker bestanden und weisen eine reichhaltige und vielfältige Strauchschicht auf.
Achtung Waldbrandgefahr!
Die nach drei bis vier Jahren abfallenden Nadeln verrotten nur sehr langsam und bilden in Pinienwäldern eine dichte Schicht am Boden. Wegen ihres Harzes sind sie leicht entzündlich und brennen wie Zunder – eine der Ursachen, warum eine achtlos weggeworfene Zigarettenkippe Waldbrände auslösen kann.
Pinienkerne beliebter als Pinienholz
Das Pinienholz ist wenig beständig und sehr weich. Als Bauholz und für den Möbelbau ist es daher nicht besonders beliebt. Von wirtschaftlicher Bedeutung sind hingegen die Pinienkerne, wegen derer die Bäume bereits in der Antike angebaut wurden. Archäologische Funde reichen bis über 6.000 Jahre zurück. Heute verwendet man sie in der Küche zum Backen, für Desserts oder für Pesto zur Pasta. In Syrien und Tunesien gibt man sie in den typischen Minztee. Zudem stehen Pinienkerne im Ruf, aphrodisierend zu wirken.
Pinienzapfen oder Fenchel?
Ob der Thyrsosstab des weinseeligen griechischen Gottes Dionysos wie früher oft angenommen von einem Pinienzapfel gekrönt wurde, darüber streitet man. Nach Eurypides soll es sich bei dem mit Weinlaub verzierten Attribut wohl eher um einen Stängel des Riesenfenchels (Ferula communis) gehandelt haben.