Was ist Echter Kümmel?
Echter Kümmel, Wiesenkümmel oder kurz nur Kümmel (Carum carvi) gehört zu einer Gattung mit etwa 30 zweijährigen Stauden, von der aber nur diese eine Art in Kultur gehalten wird. Sie zählen zur Familie der Doldenblütler (Apiaceae). Den Kümmel findet man in nährstoffreichen Wiesen und Weiden, an Wegrändern, Böschungen wie auch auf Brachflächen und Bahndämmen von Nordafrika über Europa bis nach Sibirien.
Die sparrig verzweigten Pflanzen werden 40-80 Zentimeter hoch und bis etwa 30 Zentimeter breit, mit einer ausgeprägten spindelförmigen Pfahlwurzel und aufrechten kahlen schlanken Sprossen mit deutlichen Längsrillen. Sie wachsen zwei- oder mehrjährig; im ersten Jahr bildet sich eine Blattrosette, die Blütenstängel erscheinen erst ab dem zweiten Jahr. Die farnähnlichen Blätter sind 2-3-fach gefiedert, 8-15 Zentimeter lang und leuchtend grün, mit linealischen bis lanzettlichen Fiederblättchen, die weniger als einen Millimeter breit ausfallen und sich zuunterst nahe der Blattspindel überkreuzen. Die meisten Blätter tragen an ihrem Grund eine Blattscheide.
Seine kleinen Blüten erscheinen im Hochsommer in bis zu vier Zentimeter breiten Doppeldolden mit 8-15 Strahlen. Hüllblätter fehlen vollständig, Hüllchen sind nur zeitweise und wenige vorhanden. Die Blüten sind fünfzählig, radiärsymmetrisch und zwittrig, mit einem fehlenden oder reduzierten Kelch und einer weißen Krone. Die aromatischen braunen Doppelachänen zerfallen in zwei sichelförmige, 3-6 Millimeter lange und gerillte Teilfrüchte.
Echter Kümmel im Garten
Standort
Echter Kümmel bevorzugt im Garten einen nährstoff- und basenreichen mild bis mäßig sauren und humosen Ton- oder Lehmboden, der wegen der Pfahlwurzel vorzugsweise mittel- bis tiefgründig sein sollte. Er braucht viel Feuchtigkeit, aber verträgt keine Staunässe, und reichlich Sonne ist willkommen. Die Pflanzen sind vollkommen frosthart. Gelegentliches Hacken bekommt ihnen besonders gut.
Schnitt
Will man eine reichhaltige Selbstaussaat des fleißig Früchte produzierenden Kümmels verhindern, so muss man diese rechtzeitig absammeln, bevor sie sich dunkler verfärben und herunterfallen. Achtung – er reift sehr ungleichmäßig. Für die Ernte schneidet man die Samenstände und trocknet sie in Bündeln kopfüber aufgehängt; bei der Nachreifung herunterfallende Samen fängt man mit einem Tuch auf.
Vermehrung
Früchte bildet der Echte Kümmel erst im zweiten Jahr. Die Kümmelsamen bringt man im Frühjahr nach den Eisheiligen oder im Sommer in Reihen an Ort und Stelle im Garten aus, wo sie schnell und zuverlässig keimen. Es handelt sich dabei um einen Lichtkeimer, daher sollte man sie nur leicht auf die Erde andrücken und auf keinen Fall zu tief vergraben. Unbeaufsichtigt sorgt der Kümmel für seine eigene Aussaat und kommt im Folgejahr zuverlässig wieder. Wenn man ältere Setzlinge umpflanzt, neigen sie leicht zum Schießen.
Verwendung
Mit seinen aromatischen, leicht nach Lakritz riechenden Früchten ist der Echte Kümmel prädestiniert für den heimischen Kräutergarten. Mit Spinat und Rettich, Radieschen und Kohlrabi verträgt er sich ausgezeichnet, aber nur schlecht mir Verwandten wie Möhre, Dill und Fenchel.
Schädlinge
Kümmel gilt als extrem robust, und Krankheiten oder Schädlinge wird man auf der aromatischen Pflanze nur selten vorfinden; bakterielle Infektionen mit Erwinia und Pseudomonaden oder Pilzerkrankungen wie Anthraknose treten fast nur im gewerblichen Anbau auf, wo sie allerdings große Ernteausfälle verursachen können.
Ökologie

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Als Bestäuber finden sich auf den Dolden des Echten Kümmels vor allem Fliegen und Käfer ein. Den Pollen sammelt die Wildbiene Andrena minutula für die Ausstattung ihrer Brutröhren. Die Blätter dienen einem Schmetterling als Raupenfutter, dem inzwischen selten gewordenen Schwalbenschwanz (Papilio machaon). Die Samen werden meist durch Anhaften an Pfoten von Tieren oder an Schuhen verbreitet, sofern sie nicht der Wind verstreut.
Wissenswertes
Der Echte Kümmel ist eine alte Heil- und Gewürzpflanze, die man bereits in der Antike kannte und von der man bis heute reichlich Gebrauch macht. Die Landgüterverordnung Capitulare de villis von Karls des Großen empfahl seinen Anbau in Gärten ausdrücklich und hat sicherlich zu seiner bis heute ungebrochenen Beliebtheit mit beigetragen. Der Name kommt vermutlich vom griechischen karon.
Mit dem Prädikat ‚Echt‘ unterscheidet man ihn von ähnlichen Verwandten wie dem sehr seltenen Quirl-Kümmel (Carum verticillatum) und Knollenkümmel (Bunium bulbocastanum und Conopodum majus). Er ist ein Mittelzehrer und gilt in der Botanik als Nährstoffzeiger.
Die jungen Blättchen aus dem ersten Jahr lassen sich zum Würzen von Salaten und Eintöpfen verwenden, die Kümmelsamen zum Marinieren, für Fleisch- und Gemüsegerichte, Sauerkraut, Quark und Käse wie Harzer und Limburger.
Was sind zweijährige Pflanzen?
Zweijähre Pflanzen bilden im ersten Jahr meist nur eine flache Rosette. Im nächsten Jahr wächst die Pflanze in die Höhe, blüht und versamt sich. Die Pflanze stirbt und aus dem Samen entsteht die nächste Generation.
Markus Wichert
Naturgärtner