https://www.naturadb.de/pflanzen/rubus-caesius/
Licht: | Sonne bis Halbschatten |
Boden: | durchlässig bis humos |
Wasser: | feucht bis frisch |
Nährstoffe: | nährstoffreicher Boden |
PH-Wert: | basisch / kalk |
Pflanzenart: | Halbstrauch |
Wuchs: | dicht wachsend |
Höhe: | 20 - 120 cm |
Breite: | 1 - 3 m |
Zuwachs: | 20 - 100 cm/Jahr |
frostverträglich: | bis -28 °C (bis Klimazone 5) |
Wurzelsystem: | Flachwurzler |
Blütenfarbe: | weiß |
Blühzeit: | |
Blütenform: | doldenförmig |
Fruchtreife: | |
Fruchtfarbe: | blaubereift, schwarz |
Fruchtgröße: | klein |
Fruchtaroma: | säuerlich, süß, aromatisch |
Eignung zu: | Tafelobst/Frischverzehr (gut), Most (sehr gut) |
Blattfarbe: | grün |
Blattphase: | sommergrün |
Blattform: | dreizählig gefiedert |
Bestandssituation (Rote Liste): | sehr häufig |
Gefährdung (Rote Liste): | ungefährdet |
Wildbienen: | 42 (Nektar und/oder Pollen, davon keine spezialisiert) |
Schmetterlinge: | 5 |
Raupen: | 23 (davon 5 spezialisiert) |
Schwebfliegen: | 16 |
Käfer: | 2 |
Nektarwert: | 4/4 - sehr viel |
Pollenwert: | 3/4 - viel |
Vogelschutzgehölz & Vogelnährgehölz: | ja |
fressende Säugetierarten: | 14 |
floraweb.de.
Höhenlage: |
planar (<100m1 / <300m)2 bis montan (500m-600m1 / 800m-1200m)2 1 Mittelgebirge / 2 Alpen |
ist essbar |
Früchte Verwendung: Frischverzehr, Verarbeitung |
Pflanzen je ㎡: | 3 |
Jahreszeitlich Aspekte: | Herbstfärbung |
Heimische Wildpflanzen sind vielerorts selten geworden und damit die neuen Exoten in unseren Gärten. Sie sind, im Gegensatz zu Neuzüchtungen und Neuankömmlingen, eine wichtige Nahrungsquelle für Wildbienen und Schmetterlinge. In puncto Stand- und Klimafestigkeit sind sie anderen Arten deutlich überlegen. Auch kalte Winter überleben sie meist ohne Probleme. Gut für dich, gut für die Natur.
Also pflanzt heimische Arten, so wie diese!
Kratzbeere, Bockbeere oder Bereifte Brombeere (Rubus caesius) ist ein naher Verwandter der als Obststräucher beliebten Himbeere und Brombeere. Sie gehören allesamt zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Man findet Kratzbeersträucher vor allem auf feuchten, sogar auf zeitweise überschwemmten Böden, etwa in lichten Auwäldern, Erlenbrüchen, im Weidengebüsch, in den Hecken von Ufern, Waldrändern, Äckern und Wegen. Sie wächst von der Ebene bis in die Gebirge, in den Alpen bis auf 1000 Meter Höhe; heimisch ist sie in einem Areal von Europa bis nach Westsibirien.
Die oft nur bis zu 40 Zentimeter hohen Sträucher wurzeln umso tiefer in der Erde – das reichverzweigte Wurzelwerk reicht auf bis zu zwei Meter herab. Ihre 2,5-4 Meter langen dünnen und nur an der Basis verholzten Stängel sind rund, kahl bis weißfilzig und von einem markanten weißlich-bläulichen Wachs überzogen. Typischerweise klettern sie nicht, sondern liegen und wurzeln an ihren Enden, sodass die Kratzbeere mit der Zeit größere Dickichte bildet. Drüsen finden sich nur vereinzelt, und die wenigen lediglich 1-2,5 Millimeter langen feinen Stacheln stechen nur mäßig.
Die sommergrünen Blätter sind dreizählig gefiedert mit breiten sitzenden Seitenblättchen und einem gestielten breit dreieckigen bis rhombischen Endblättchen. Am Rand weisen sie grob gesägte Zähne auf, auf der Fläche sind sie kahl oder unterseits weich behaart. Am Grunde des Blattstieles stehen lanzettliche Nebenblätter.
Wie bei den meisten Rosengewächsen sind die Blüten auch bei der Kratzbeere fünfzählig mit doppelter Blütenhülle, sternförmig und zwittrig. Sie stehen zu nur wenigen Exemplaren in rispigen, lang und schlank gestielten Blütenständen, die gestielte Drüsen tragen. Der Kelch ist deutlich verlängert, die Krone weiß.
Wie die Stängel sind auch die Brombeer-typischen Sammelfrüchte bläulich bereift, und in ihrem Inneren beherbergen die einzelnen Steinfrüchtchen braune Samen. Oft bestehen sie aus nur 2-5 Beerchen. Die sauren und wenig schmackhaften Beeren erscheinen von Juli bis Oktober; im Gegensatz zur Himbeere fällt bei der Kratzbeere die Frucht einschließlich den erhalten bleibenden Blütenbodens und seiner Kelchblätter ab.
Die Kratzbeere liebt einen feuchten, nährstoffreichen und basenreichen Lehm- oder Tonboden ohne allzu viel Humus, dafür aber gerne mit reichlich Kalk. Sie gedeiht in der Sonne ebenso wie im Halbschatten und verträgt auch begrenzt Schatten. Als einheimischer Strauch ist sie in unseren Breiten vollkommen winterhart.
Ab und zu musst Du die Kratzbeerhecken schneiden, damit sie im Garten nicht überhandnehmen. Am besten erfolgt das nach der Blütezeit, indem Du die Ruten bis auf einige kräftige Jungtriebe und Knospen zurückschneidest. Bei alten Pflanzen kannst Du auch tabula rasa machen und ein Viertel der alten Triebe beseitigen.
Willst Du eine Kratzbeere in Deinem Garten ansiedeln, kannst Du dafür einen Ableger aus freier Wildbahn verwenden – da die niederliegenden Ruten an den Spitzen wurzeln wirst Du etwas Geeignetes in jeder Kratzbeerhecke finden. Ansonsten kannst Du natürlich auch eine Kratzbeere kaufen, aber im Gartenhandel findet man sie eher selten. Eine Vermehrung mit Samen ist natürlich auch möglich, in Anbetracht der einfachen vegetativen Vermehrung jedoch viel zu aufwändig.
Als Zierpflanze oder Obstpflanze ist die Kratzbeere längst nicht so weit verbreitet wie die Brombeere, aber sie lässt sich ebenso für naturnahe Gärten einsetzen, wo sie Bienen, Schmetterlingen, Vögeln und Kleinsäugern wertvolle Nahrung liefert.
Bei der robusten Kratzbeere hat man nur äußert selten Probleme mit Krankheiten oder Schädlingen. Bisweilen tritt Grauschimmel auf.
Für die Blüten interessieren sich zahlreiche Insekten, vor allem Honigbienen, die man zur Blützeit in großer Zahl an den Kratzbeerhecken findet. Aus dem reichlich gebildeten Nektar stellen sie einen hellgelben, dünnflüssigen Honig her. Ein Hektar Kratzbeerdickicht liefert etwa 20 Kilo aromatischen Honig – für einen reinen Sortenhonig reichen die Bestände bei uns kaum aus, aber er ist häufiger Bestandteil vieler Blütenhonige und Sommertrachten.
Für das Kraut als Raupenfutter interessieren sich insgesamt acht heimische Schmetterlinge, allesamt Nachtfalter wie Ampfer-Rindeneule (Acronicta rumicis), Brombeer-Perlmuttfalter (Brenthis daphne), Brombeer-Zwergminierfalter (Ectoedemia rubivora), Kleiner Würfel-Dickkopffalter (Pyrgus malvae) und Roseneule (Thyatira batis).
Die Verbreitung der Samen übernehmen zahlreiche Tiere, die sich für die schmackhaften Früchte interessieren – vor allem Vögel und Kleinsäuger. Sie passieren unbeschadet den Verdauungstrakt und können danach an von der Mutterpflanze weit entfernten Stellen keimen. Interessant sind sie auch als Winterfutter, da viele der Beeren selbst in Eis und Schnee an den Sträuchern bleiben und als eiserne Reserve dienen.
Botanisch gilt die Kratzbeere als Pionierpflanze für Rohböden und als Zeigerpflanze für nährstoffreichen und verdichteten Boden. Je nach Standort erweist sich die Art als äußerst formenreich; so findet man auf feuchten Böden Rubus caesius var. aquaticus mit großen Blättern und beinahe weiß bereiften, wenig bestachelten Trieben, auf Küstendünen Rubus caesius var. dunensis mit kleinen, unterseits behaarten Blättern und violettroten dicht bestachelten Ruten. Noch komplizierter wird die Bestimmung, wenn solche Unterarten und Varietäten erneut kreuzen.
Von der Kratzbeere gibt es einige Hybriden und Kultivare, die man bisweilen im Gartenhandel antrifft. Recht komplex ist beispielsweise Rubus caesius ‚Youngberry‘, eine Hybride aus Kratzbeere, Himbeere und Brombeere.
Die prominenteste Verwendung finden die Früchte der Kratzbeere in Spirituosen wie dem bayrischen Kroatzbeerlikör. Ansonsten kann man sie auch einfach so roh essen, allerdings sind sie wesentlich saurer und längst nicht so aromatisch wie unsere Garten-Brombeeren. Man stellt daraus Marmelade, Kompott oder Saft her, meistens gemischt mit anderen Früchten.
Ähnlich wie die Blätter der Brombeere verwendet man die der Kratzbeere ebenfalls getrocknet und vorzugsweise fermentiert für die Zubereitung von schmackhaftem Tee. Dieser gibt nicht nur einen guten Haustee für jeden Tag, sondern hat auch heilkräftige Wirkungen, denn er wirkt adstringierend, harntreibend und blutreinigend. Auch sonst wird sie als Heilpflanze ähnlich wie ihre Verwandte verwendet, und die Beeren lassen sich auch einem Früchtetee beimischen. Die Blätter enthalten Gerbstoffe, Flavonoide und organische Säuren, die man bei Durchfall und Entzündungen im Mundraum einsetzt.
Ja, kein Problem – sie schmeckt allerdings den meisten Mitmenschen nicht so gut wie die weniger saure und deutlich aromatischere Brombeere. Zudem sind die Beeren mit meist nur zwei bis fünf Einzelbeeren recht winzig. Man mischt sie meisten mit anderen Beeren und stellt daraus Saft, Marmelade oder Kompott her. Darüber hinaus kann man auch die getrockneten Blätter der Kratzbeere als Kräutertee verwenden, genau wie die der Brombeere: Fermentiert stehen sie in ihrem Geschmack einem schwarzen Tee in nichts nach, enthalten aber im Gegensatz zu diesem kein anregendes Teein. Oder man mischt die getrockneten Beeren in einen Früchtetee.
Tiefer als es den meisten Gärtnern lieb ist, wenn sie überhand zu nehmen drohen. So reichen die Wurzeln der wild wachsenden Kratzbeere bis zu zwei Meter in die Tiefe. Will man sie wieder loswerden, hilft nur konsequentes Ausreißen, und das über einen langen Zeitraum. Es dauert eine ganze Weile, bis die unterirdischen Teile mangels Nachschub aus der Photosynthese schlapp machen und den Geist aufgeben.
Die kleinen Beeren der Kratzbeere erscheinen von Juni bis Oktober. Auch hier gilt für die Reife der alte Spruch: Brombeeren heißen auch Schwarzbeeren, weil sie rot sind, so lange sie grün sind. Heißt die kleinen Sammelfrüchte sollte man erst pflücken, wenn sie schwarz geworden sind. Von anderen Rubus-Arten lassen sie sich vor allem durch ihren bläulich-weißen Belag unterscheiden – und ihren sauren Geschmack. So aromatisch wie ihre Verwandten aus dem Obstgarten werden sie nur selten. Man kann aber auch gerne auf die Erfahrung verzichten, denn Vögel und Kleinsäuger freuen sich umso mehr, wenn etwas von dem beliebten Winterfutter im Herbst und selbst bei Schnee und Eis zur Verfügung steht.
Kratzbeere ist in Mitteleuropa heimisch und Nahrungsquelle/Lebensraum für Bienen, Schmetterlinge, Schmetterlingsraupen und Vögel