Was ist Süßdolde?
Süßdolde oder Myrrhenkerbel (Myrrhis odorata) ist eine alte Heil- und Gewürzpflanze aus der Familie der Doldengewächse (Apiaceae), die man bei uns außer in Gärten mittlerweile recht häufig, aber nur verwildert antrifft. Sie wächst bevorzugt an Schuttplätzen, Zäunen, den Rändern von Wäldern und Hecken sowie auf subalpinen Staudenfluren, lokal vor allem am Tegernsee und im Berchtesgadener Land. Beheimatet ist sie ursprünglich in den Gebirgen Südeuropas.
Die ausdauernden krautigen Stauden werden ein bis anderthalb Meter hoch und ebenso breit und sind insgesamt vor allem an den Knoten zottig behaart; sie riecht in allen Teilen stark nach Anis. Ihre dicke dunkelbraune Hauptwurzel ist rübenartig; die kräftigen Sprossen sind aufrecht bis aufsteigend, innen hohl und verzweigen sich erst in der oberen Hälfte. Am Grund werden sie über einen Zentimeter dick. Die zarten farnartigen Blätter sind 20-40 Zentimeter lang und ebenso breit, hellgrün, doppelt bis vierfach gefiedert und im Umriss dreieckig; ihre einzelnen Fiederabschnitte sind länglich bis lanzettlich und am Rand tief gesägt. An Grund der Blätter stehen große behaarte und fein gerippte Blattscheiden.
Die Blüten stehen in zusammengesetzten 4-12 Zentimeter breiten Dolden mit 5-18 Strahlen, die etwa zwei Zentimeter lang werden. Den Doppeldolden fehlen zumeist die Hüllen, und die Hüllchen sind fast vollständig weißhäutig und bewimpert. Die einzelnen Blüten sind fünfzählig mit doppelter Blütenhülle, sternförmig ausgebreitet und zwittrig oder rein männlich. Ihre verkehrt-herzförmigen und ausgerandeten Kronblätter sind strahlend weiß; die randständigen in einer Dolde sind deutlich vergrößert und bilden so einen Schauapparat für Insekten.
Die glänzenden schwarzen Früchte erscheinen zu zweit und fallen bei der Reife auseinander; sie sind 20-25 Millimeter lang, mit fünf scharfen Kanten, die raue borstige Haare tragen und einem deutlichen Schnabel.
Süßdolde im Garten

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Standort
Die Süßdolde wächst am besten auf einem frischen und nährstoffreichen locker-humosen Lehmboden. Sie bevorzugt Halbschatten, wächst aber auch im Schatten oder in der Sonne – so lange sie genug Wasser bekommt.
Schnitt
Die würzigen Blätter kann man von Frühjahr bis in den Herbst hinein ernten. Ihr einzigartiges Aroma bleibt am besten erhalten, wenn man die Blütenstände regelmäßig entfernt. Ansonsten sind die Pflanzen ausgesprochen pflegeleicht.
Vermehrung
Süßdolden kann man im Herbst unmittelbar nach der Samenreife oder im zeitigen Frühjahr direkt an Ort und Stelle im Garten aussäen. Sie sind Kaltkeimer, die eine Kälteperiode für ihre Keimung benötigen. Auch eine Teilung der Bestände ist problemlos möglich.
Verwendung
Als alte Heil- und Gewürzpflanze ist die Süßdolde prädestiniert für den Kräutergarten und Apothekergarten. Auch im Naturgarten lässt sie sich pflanzen, sodass sie Bienen und anderen Insekten reichlich Futter liefern kann.
Schädlinge
Mit Schädlingen und Erkrankungen hat die äußerst robuste Pflanze kaum etwas zu schaffen.
Ökologie
Der reichlich gebildete und leicht zugängliche Nektar macht die Süßdolde zu einer Attraktion für Bienen, Hummeln und Schmetterlinge.
Wissenswertes
Bisweilen ist die Süßdolde noch unter ihren alten Bezeichnungen Chaerophyllum odoratum oder Scandix odoratum im Handel. Die Gattung Myrrhis ist monotypisch und enthält nur diese eine Art.
Die alternative deutsche Bezeichnung Myrrhenkerbel kommt nicht von ungefähr – die Pflanzen erinnern in ihrem Habitus mit ihren zarten Blättern und weißen Dolden tatsächlich dem nahe verwandten Garten-Kerbel oder Wiesen-Kerbel. Der typische Geruch unterscheidet sie aber deutlich, ebenso wie die hier wesentlich größere Beblätterung. In Küche und Heilkunde wird die Pflanze ähnlich verwendet wie ihre nahen Verwandten Fenchel, Anis und Kümmel.
Bekannt waren die Pflanzen bereits in der Antike; Dioskurides und Plinius der Ältere beschreiben sie als myrra, obwohl dieser Name ursprünglich für die nicht näher verwandte Myrrhe gedacht war. Noch im Mittelalter war die Süßdolde sehr beliebt, wie auch zahlreiche Darstellungen in Büchern und Gemälden zeigen. Man verwendete sie auch als Viehfutter, und die Blätter nutzte man zum Polieren von Eichenholz. Als Heilpflanze ist sie mittlerweile aus der Mode gekommen.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner