Was ist Gundermann?
Gundermann oder Gundelrebe gehört zu den Lippenblütlern (Lamiaceae). In Mitteleuropa ist er mit Ausnahme der Türkei, Balearen und Kreta weit verbreitet und typischer Bestandteil von Saumgesellschaften, etwa an Wald- und Wegrändern, Gebüschen und Bachläufen. Darüber hinaus findet man ihn in Wiesen, Weiden und Wäldern. Dabei wächst er von Meeresniveau bis auf etwa 1000 Meter Höhe und prägt mit seinen kleinen blauen Blüten viele Pflanzengemeinschaften.
Die krautigen, typisch vierkantigen Stängel des Gundermanns kriechen weithin über den Boden und bilden neue Wurzeln – daher auch die Bezeichnung Erdefeu. Seine wintergrünen Blätter stehen kreuzgegenständig und sind meist nur etwa drei Zentimeter lang und breit, rundlich-herzförmig bis nierenförmig und am Rand eingekerbt. An der Oberfläche tragen sie nur wenige borstige Haare, die in seltenen Fällen einen dichten weichen Pelz bilden.
Darüber erheben sich von Mai bis in den Juli hinein die bis zu 15 Zentimeter hohen zwei- bis fünfblütigen Blütenstände, in denen die für die Familie typischen zygomorphen Lippenblüten in den Blattachseln stehen. Über einem kurzen röhrenförmigen Kelch erheben sich die blauvioletten, oft rotgefleckten Kronblätter. Albinos mit reinweißen Blüten sind eine Rarität. Sie sind zwittrig oder männlich-steril und bilden kleine Klausenfrüchte. Kleine Anhängsel der Nüsschen, die Elaiosomen, sind klebrig und nahrhaft, sodass sie an vorbeistreifenden Tieren hängenbleiben und bei Ameisen heiß begehrt sind.
Gundermann im Garten

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Standort
Feuchte und nährstoffreiche Böden sind die bevorzugten natürlichen Habitate des Gundermanns. Auch im Garten gedeiht er auf humusreichem und kalkhaltigem Untergrund am besten. Leicht sauren Boden toleriert er problemlos, und Sonne oder Halbschatten sind für ihn optimal.
Schnitt
Ein Schnitt ist nur nötig, wenn sich der Gundermann über Gebühr ausbreitet. Dann kann man seine Ausläufer problemlos kappen. Alternativ lässt sich das Stück ausgraben und an anderer Stelle zur Vermehrung einpflanzen.
Vermehrung
Gundermann verbreitet sich mit seinen Rhizomen schnell von selbst. Ableger wurzeln ohne Probleme an. Eine Vermehrung über Samen sollte im Spätsommer erfolgen.
Verwendung
In der Landwirtschaft gilt Gundermann als Unkraut – das lässt erkennen, dass er im Garten recht genügsam und pflegeleicht ist. Er lässt sich als Bodendecker unter Hecken und Gehölzen oder an Hängen als Bodenfestiger einsetzen. In Beeten bildet er hübsche Gruppen, wo sich seine charakteristischen Blüten gut mit anderen kräftigen Farben kombinieren lassen.
Schädlinge
Gundermann wird relativ häufig von Rostpilzen und Mehltau heimgesucht. Im heimischen Garten fallen die braunen Flecken oder weißen Beläge auf den kleinen Blättchen allerdings erst bei massivem Befall auf. Trotzdem sollte man die befallenen Exemplare zeitig beseitigen, damit sich die Schädlinge nicht weiter ausbreiten.
Ökologie
In Europa ist Gundermann so weit verbreitet, dass seine Bedeutung als Nektarpflanze kaum verwundert. Die kleinen Frühblüher sind vor allem bei Schmetterlingen wie Aurora- und Zitronenfaltern heißbegehrt, aber auch Schwebfliegen, Käfer, Honig- und Wildbienen sammeln fleißig Nektar und Pollen. Seine Bestände liefern daher einen wichtigen Beitrag zum ökologischen Nutzwert eines Gartens. Auf Balkon und Terrasse sind Blumentöpfe mit Gundermann ein Anziehungspunkt für zahlreiche Insekten. Darüber hinaus sind die Samenanhängsel ein wichtiges Ameisenfutter.
Wissenswertes
Gundermann ist eine alte Heilpflanze, die man schon die alten Germanen gegen bakterielle Infektionen und Entzündungen einsetzten. Darauf verweist sein Name – das althochdeutsche gunder bezeichnet ein eitriges Geschwür. Hildegard von Bingen empfahl ihn als Tee bei Erkältungen, Nieren- und Blasenentzündungen sowie Magen-Darm-Beschwerden.
Mit seinen etherischen Ölen diente er auch als aromatisches Gewürz im Salat – daher der Spitzname Soldatenpetersilie. Zudem nutzte man ihn zur Herstellung von Hartkäse zur Gerinnung von Milch anstelle von Labkraut oder Kälberlab.
Dabei sind seine Inhaltsstoffe nicht vollkommen unbedenklich – insbesondere für Pferde und viele andere Nutztiere sind Glechomin und andere sekundäre Pflanzenstoffe hochgiftig. Das ist auch der Grund, warum Gundermann auf jeder Weide weithin sichtbar stehenbleibt und die Tiere einen großen Bogen um ihn machen. Beim Menschen gilt er als schwach giftig, Vergiftungen sind keine bekannt.
Salz mag Gundermann überhaupt nicht – das ist meistens der Grund, warum vorher prächtige Bestände im Vorgarten nach dem Einsatz von Streusalz plötzlich verschwinden.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner