https://www.naturadb.de/pflanzen/armoracia-rusticana/
Licht: | Sonne bis Halbschatten |
Boden: | durchlässig bis humos |
Wasser: | feucht bis frisch |
Nährstoffe: | nährstoffreicher Boden |
Pflanzenart: | Staude |
Wuchs: | rosettenartig, aufrecht, rhizombildend |
Höhe: | 60 - 120 cm |
Breite: | 40 - 80 cm |
Wurzelsystem: | Pfahlwurzler |
Blütenfarbe: | weiß |
Blühzeit: | |
Blütenform: | kreuzförmig |
Blattfarbe: | grün |
Blattphase: | sommergrün |
Blattform: | lanzettlich, ganzrandig, glatt |
Raupen: | 3 (davon 1 spezialisiert) |
Thematisch passende Pflanzen:
ist essbar |
Wurzeln Verwendung: Wurzeln als Würze, Blätter und Blüten in Salat |
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Meerrettich oder österreichisch Kren (Armoracia rusticana) wird seit Alters her als scharf-würzige Gemüsepflanze angebaut und ist ziemlich häufig verwildert auf staudenreichen Unkrautfluren, an Wegen und Zäunem, Schuttplätzen und Gräben vor allem in Siedlungsnähe antreffen. Er gehört zur Familie der Kreuzblütler (Brassicaceae) und ist wegen seiner fleischigen, bis zu einem halben Meter in die Tiefe reichenden verzweigten Pfahlwurzel begehrt. Mit seinen unterirdischen Ausläufern bildet er schnell größere Bestände.
Oberirdisch ragen die aufrechten Stängel der ausdauernden krautigen Pflanzen 60-120 Zentimeter weit empor. Daran sitzen vor allem in Bodennähe die lang gestielten, bis zu einem Meter langen dunkelgrünen Blätter. Sie sind länglich-eiförmig, rau und gewellt oder faltig, mit einem gekerbten Rand. Dagegen sind die Stängelblätter weiter oben deutlich kleiner und fiederspaltig.
Die Blüten erscheinen in endständigen bis zu 40 Zentimeter breiten Rispen. Es handelt sich dabei um die typischen vierzähligen und zwittrigen Kreuzblüten, mit stumpfen Kelchblättern und mindestens doppelt so langen weißen Kronblättern. Sie sind genagelt und bis zu einem Zentimeter lang. Während der Samenreife wachsen die Fruchtstiele weiter; die Schoten sind 4-6 Millimeter lang und oft taub oder enthalten nur wenige Samen. Diese sind eiförmig, glatt und braun.
Meerrettich bevorzugt einen frischen und nährstoffreichen, fetthumosen und lockeren, tiefgründigen und gerne auch sandigen Lehmboden. Pralle Sonne macht ihm nichts aus, er wächst auch im Halbschatten. Er ist vollkommen frosthart und übersteht auch den härtesten Winter. Will man ihn später ernten, muss man ihn im Sommer reichlich gießen, damit die Wurzeln nicht holzig werden.
Ein Schneiden ist beim Meerrettich nur im Sinne einer Ernte erforderlich, bei der man die tiefreichenden Wurzeln ausbuddelt. Sicherheitshalber sollte man beim Hantieren mit der Pflanze Handschuhe tragen, denn die scharfen Inhaltsstoffe können bei empfindlichen Menschen Hautirritationen hervorrufen. Die Ernte beginnt, wenn sich die Wurzeln voll ausgebildet haben und das oberirdische Kraut abzusterben beginnt, also in Herbst und Winter.
Eine Vermehrung mit Samen ist prinzipiell möglich, aber da ohnehin nur wenige davon gebildet werden ist die vegetative Vermehrung mit Wurzelschnittlingen oder durch Teilen der Bestände wesentlich effektiver. Reste der Wurzeln treiben schnell wieder aus.
Meerrettich ist mit seiner Nutzung eine typische Pflanze für den Nutzgarten.
Meerrettich ist anfällig für Schwarzfäule, Erdflöhe, Kohlhernie und das Rüben-Mosaikvirus. Ebenso treten Mehltau und Rostpilze auf.
Die Blüten des Meerrettichs werden von Insekten bestäubt, der Samen durch Wind verbreitet. Die Larven des Garten-Blattspanners Xanthorrhoe fluctuata oder des Kleinen Kohlweißlings Pieris rapae lassen sich vom scharfen Geschmack nicht stören und nutzen die Blätter als Raupenfutter.
Auf Viehweiden sind die charakteristischen großen Blätter des Meerrettichs oft von weitem zu erkennen, denn die Tiere fressen ringsum fein säuberlich das Gras ab und lassen große Bestände einsam stehen. Die Pflanze stammt vermutlich aus Moldawien, wo sich noch heute wild wachsende Exemplare finden. Vermutlich verbreiteten bereits die alten Griechen und Römer die Pflanze. In den mittelalterlichen Kräuterbüchern wird er regelmäßig erwähnt, und die Landgüterverordnung Capitulare de villis Karls des Großen empfiehlt ihren Anbau.
Über die Herkunft des Namens wird heftig gestritten; Meer im Sinne von übers Meer gekommen (wie beim Meerschweinchen) ist ähnlich abenteuerlich wie die Behauptung, dass er gerne in Küstennähe wächst – das Gegenteil ist der Fall. Vielleicht stimmt die alte Volksethymologie, dass sich die Bezeichnung von Mähre für Pferd ableitet – zumindest im Englischen heißt er auch horseradish und auf Französisch radis de cheval oder raifort. Das österreischische Kren kommt aus dem slawischen, so wie chren auf slowakisch, chrzan auf polnisch oder ???? auf russisch.
Der scharfe Geschmack entsteht erst beim Reiben der Wurzeln – die ansonsten unauffälligen Senfölglykoside (Glucosinolate) wie Sinigrin und Gluconasturtiin werden durch die Verletzung der Zellstruktur durch das Enzym Myrosinase aufgespalten und setzen dadurch Senföle frei, vor allem Allylisothiocyanat, die in die Nase steigen und die Augen tränen lassen. Man verwendet sie in der Küche als Beilage zu gekochtem Rindfleisch und in der Naturheilkunde bei Verdauungsbeschwerden und Erkrankungen der Harn- und Atemwege. 2021 kürte man den Meerrettich zur Heilpflanze des Jahres.
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Am naheliegendsten ist der Kauf in einer Gärtnerei oder einer Baumschule deiner Region.
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Verantwortlich für den scharfen Geschmack sind Senfölglykoside, die bei Verletzungen des Gewebes zu Senfölen umgewandelt werden. Sie gelten als bakterizid, fungizid und virozid und werden in der Volksheilkunde vor allem bei Verdauungsbeschwerden, Blasenentzündungen und Erkältungen eingesetzt. Mit seinem hohen Vitamin C-Gehalt gilt er als Mittel gegen Skorbut. Er enthält auch Mineralstoffe und Vitamin B, die allerdings bei den üblichen Verzehrmengen keine Rolle spielen. Bei empfindlichen Menschen kann der Genuss von Meerrettich zu Bauchschmerzen führen und verursacht der Saft Hautreizungen. Andererseits führt der äußerliche Gebrauch zu einer Durchblutungssteigerung und wird bei Prellungen und Stauchungen angewendet.
Aus den fleischigen gelb-weißen Wurzeln des Meerrettichs lässt sich ein vergleichsweise mildes Gemüse als Beilage zu Fleisch und Fisch kochen. Wesentlich schärfer ist der geriebene frische Meerrettich, denn erst durch die Verletzung der Zellen entstehen die scharf schmeckenden Senföle, die in die Nase steigen und die Augen zu Tränen reizen. Mit etwas Zitronensaft behält er die Farbe, und was man von der Wurzel nicht zerrieben hat lässt sich gut eingepackt in Frischhaltefolie noch eine ganze Weile im Gemüsefach aufbewahren.
Kein Problem – eigentlich ist das die beste Methode, um größere Mengen längere Zeit haltbar zu machen, denn gerieben verliert er schnell an Aroma. Man friert die ganze Wurzel ein und reibt oder raspelt gerade so viel wie man braucht, oder man zerkleinert sie und sorgt mit etwas Zitronensaft dafür, dass der Meerrettich nicht braun wird und friert ihn anschließend im Eiswürfelbehälter portioniert ein.
Meerrettich ist nicht heimisch, aber dennoch Nahrungsquelle/Lebensraum für Schmetterlingsraupen