Was ist Echte Arnika?
Echte Arnika (Arnica montana), auch als Berg-Wohlverleih bekannt, gehört zur Familie der Korbblütler (Asteraceae) und ist eine beliebte Heilpflanze, die man auch häufig in Gärten findet. Die Flachwurzler wachsen in einem Gebiet von den Alpen und Pyrenäen bis nach Westasien und Südskandinavien und finden sich vor allem im Gebirge, wo sie auf wechseltrockenen torfigen Moorwiesen, Hochmooren, Heiden und feuchten Silikat-Magerrasen oder -Weiden wachsen. Im Tiefland unterhalb von 500 Metern sind sie extrem selten und meistens aus Gärten ausgewildert.
Bei Arnika handelt es sich um eine kleine Gruppen bildende sommergrüne und 2-3 Jahre alt werdende Staude, die ein kräftiges horizontal kriechendes Rhizom aufweist und sich mit Ablegern vermehrt. Die blassgrünen und für einen Korbblütler ungewöhnlichen gegenständigen Blätter stehen größtenteils in einer Rosette direkt am Boden und bilden lediglich ein oder zwei, seltener drei Paare; sie sind mit ölhaltigen Trichomen behaart, breit verkehrt-eiförmig oder lanzettlich, glattrandig und werden bis zu 15 Zentimeter lang.
Im Sommer erscheinen an den Enden der bis zu einem halben Meter hohen, einfachen oder nur wenig verzweigten Blütenstängel einzelne Blüten, selten zwei oder drei auf einmal. Die Köpfchen sind gelb oder orange und 5-8 Zentimeter breit, mit einem behaarten Blütenboden, auf dem im Zentrum 15 Millimeter lange zwittrige Röhrenblüten und am Rand 14-17 weibliche Zungenblüten von 20-30 Millimetern Länge mit etwas dunkleren Adern stehen. Die Achänen werden von einem weißen Pappus überragt, der ebenso lang ist wie die Achäne selbst und keine fedrigen Borsten aufweist.
Echte Arnika im Garten
Standort
Die Echte Arnika benötigt einen feuchten und gut durchlässigen, humosen aber eher mageren Ton- oder Lehmboden mit reichlich Sonne; er sollte sauer sein, Kalk im Boden mag sie nicht, ebenso wenig wie stehende Nässe oder Überdüngung – sie führen unweigerlich zum Absterben. Ansonsten ist sie eigentlich anspruchslos und nimmt mit Torf oder Lehm ebenso vorlieb wie mit sandigen und steinigen Substraten. Als einheimische Pflanze ist sie vollkommen winterhart.
Schnitt und Pflege
Ein Schneiden ist bestenfalls erforderlich, um verwelkte Pflanzenteile zu beseitigen. Bei der Pflege von Arnika sollte man vor allem niemals düngen und immer daran denken, dass sie nicht allzu langlebig ist – die Blütenpracht hält nur zwei oder drei Jahre, dann sollte man rechtzeitig um Nachschub kümmern. Vorsicht beim Hantieren: Empfindliche Personen sollten unbedingt Handschuhe anziehen, denn der Saft von Arnika kann bestehende Allergien verstärken.
Vermehrung
Bestehende Arnika-Gruppen kann man nach der Blüte teilen. Darüber hinaus kannst Du im Herbst die Samen ernten oder gekaufte Samen ebenfalls im Herbst direkt im Freiland aussäen. Es handelt sich dabei um Kaltkeimer, die eine Kältephase benötigen, und Lichtkeimer, die man daher nicht zu tief eingraben, sondern nur leicht auf die Erde andrücken sollte.
Verwendung
Arnika darf als Heilpflanze in keinem Apothekergarten fehlen. Ebenso gut ist sie für den Steingarten oder Rabatten mit krautigen Pflanzen geeignet. Vor der Kulisse von dunklem Gehölz kommen ihre strahlenden Blüten besonders gut zur Geltung. Gut kombinieren lässt sie sich beispielsweise mit Gräsern, Storchschnabel und Flockenblume, Glockenblumen und Ehrenpreis.
Schädlinge
Raupen finden sich des Öfteren an Arnikapflanzen, und die jungen Sämlinge haben es Schneckenangetan. Interessanterweise schmecken ihnen frische junge Triebe aus der vegetativen Vermehrung besser als die Keimlinge. In den Achänen verpuppen sich die Larven der Gallwespe Aulacidea arnicae, in den Blättern die der Minierfliege Phytomyza arnicae, und in den Köpfchen leben Käfer der Gattung Meligethes. Im gewerblichen Anbau, mitunter aber auch im Garten werden die Pflanzen von Mehltau befallen. Rostflecken auf den Blättern mit Arnikabrand sind auf eine Infektion mit dem Pilz Entyloma arnicale zurückzuführen.
Ökologie
Wenn man irgendwo wild wachsende Arnika sieht ist das ein deutliches Zeichen für einen nährstoffarmen und sauren Boden: basenreiche, vor allem kalkhaltige und fruchtbare Böden meidet sie wie die Pest. In der Botanik nutzt man sie entsprechend als Zeigerpflanze.
Bestäubt wird Echte Arnika von Insekten, vor allem von Schwebfliegen und Schmetterlingen, sofern sie das nicht per Selbstbestäubung erledigt. Vier Tagfalter saugen hier Nektar: Kleiner Fuchs (Aglais urticae), Hochmoor-Perlmuttfalter (Boloria aquilonaris), Goldener Scheckenfalter (Euphydrias aurinia) und Gelbbindiger Mohrenfalter (Erebia meolans). Das Kraut als Raupenfutter nutzt ein Nachtfalter, der Satyr-Blütenspanner (Eupithecia satyrata).
Auf die Blütenköpfe angewiesen ist die Bohrfliege Tephritis arnicae, die sonst nur noch an der Gämswurz (Doronicum spec.) ihre Eier ablegt. In der freien Natur tritt sie recht häufig auf und sorgt für verringerten Samenansatz; für die Naturheilkunde sind befallene Blüten unbrauchbar.
Die Verbreitung der Samen übernimmt der Wind, der die Achänen über weite Strecken transportieren kann. Zudem werden die Achänen vom Regen davongespült und können sich auch im Fell von Tieren verfangen.
Wissenswertes
Berg-Wohlverleih als Heilpflanze in der Naturheilkunde
Als Heilpflanze gehört Arnika noch heute zu den beliebtesten Naturheilmitteln zur Wundheilung und kommt auch bei vielen anderen Erkrankungen zum Einsatz – daher auch der deutsche Name Berg-Wohlverleih. In der Antike war sie wenig bekannt; Plinius d.Ä. zufolge sollte die Wurzel in Wein gegen Prellungen helfen, und vermutlich ist Arnika die von Dioscurides beschriebene Heilpflanze alcimos.
Im Mittelalter kommt sie öfter zur Sprache: Die ersten Erwähnungen stammen aus dem Kräuterbuch des Matthiolus und der Physica der Hildegard von Bingen, die eine wundwurtz gegen Blutergüsse, Prellungen, Gelenkbeschwerden und Schleimhautentzündungen empfiehlt. Die von ihr als Aphrodisiakum beschriebene wolfsgelenga war entgegen früherer Annahmen nicht Arnika, sondern Wolfs-Eisenhut (Aconitum lycocontum). Zur Beliebtheit von Arnika als Heilpflanze in neuerer Zeit trug sicherlich Johann Wolfgang von Goethe bei, der sie näher untersuchte und den ihm empfohlenen Arnikaaufguss die Besserung nach seinem ersten Herzinfarkt zuschrieb.
Arnika ist giftig!
Auch wenn Arnika eine altbewährte Heilpflanze ist, essen sollte man sie nicht: Sie gilt auch als Giftpflanze! Alle Teile rufen beim Verzehr Übelkeit hervor. Ähnlich sieht es bei Weidetieren aus – sie mögen die Pflanzen aus gutem Grund nicht, sodass sie auf Bergweiden oft allein auf weiter Flur stehenbleiben.
Inhaltsstoffe von Arnika
Als biologisch aktive Wirkstoffe enthält Arnika vor allem ein ätherisches Öl, dem man eine bakterizide, entzündungshemmende und wundheilende Wirkung nachsagt. Hinzu kommen Flavonoide, die Herz und Kreislauf stärken, blutdrucksenkendes Cholin und etliche andere. Für die Giftwirkung und Reizung von Haut und Schleimhäuten sind vor allem die bitter schmeckenden Sesquiterpenlactone Helenalin und Dihydrohelenalin verantwortlich.
Arnikablüten, Arnikakraut und Arnikawurzeln
In der Natur- und Volksheilkunde verwendet man vor allem die Blüten (Arnicae flos), etwa in Form von Arnika-Tinktur und heute seltener Arnika-Tee. Sie kommen nur noch äußerlich zum Einsatz, wobei sie ähnlich wie der Pflanzensaft bei empfindlichen Personen allergische Hautreizungen bis hin zur Kontaktdermatitis hervorrufen können. Auf eine innerliche Anwendung sollte man tunlichst verzichten, denn Arnika-Tee und dergleichen weisen schwankende Giftstoffgehalte auf. Gleiches gilt für Zubereitungen aus Arnikablättern oder Arnikakraut (Arnicae herba) und Arnikawurzeln (Arnicae radix). In der Schwangerschaft sollte man besonders vorsichtig mit Arnika umgehen, denn früher verwendete man sie als Abortivum.
Arnika-Globuli in der Homöopathie
Blühendes Kraut und Wurzeln werden in der Homöopathie zur Herstellung von Arnica-Tinktur und diese für Arnica-Globuli verwendet. Arnica-Salbe soll bei Prellungen, Venenentzündungen, Insektenstichen, Gicht und Rheuma helfen und dient auch als Herz- und Kreislaufmittel bei Herzinsuffizienz, Arteriosklerose und Angina pectoris.
Arnika als bedrohte Art dank schwindender Lebensräume
Wild wachsende Arnika steht unter Naturschutz – sie darf nicht gepflückt oder ausgegraben werden! Ihre Bestände sind durch das Verschwinden ihrer natürlichen sauren und nährstoffarmen Lebensräume wie Moore und Silikatwiesen, übermäßiges Sammeln und nicht zuletzt durch zunehmende Düngung und häufiges Pflügen in der Landwirtschaft akut gefährdet. Fatal sind auch Schafe – Schafskot ist wesentlich alkalischer als Kuhfladen und macht jede Wiese in einem oder zwei Jahren arnikafrei. Dagegen fördert eine extensive Landwirtschaft die Ausbreitung von Arnika, wie Beispiele in den französischen Vogesen zeigen. Um auf die Gefährdung hinzuweisen hat man Arnika 2001 zur Arzneipflanze des Jahres gewählt. Arzneilich genutzte Arnika wird eigens zu diesem Zweck angebaut oder stammt aus zertifizierten Wildsammlungen in Ländern, in denen sie nicht ganz so bedroht ist wie bei uns.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner