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Hecken-Kälberkropf (Chaerophyllum temulum)
Quelle: simona pavan/shutterstock.com
Super Insekten-pflanze

Hecken-Kälberkropf

Chaerophyllum temulum

Das Wichtigste auf einen Blick

heimische Wildform Zweijährige Super Insektenpflanze bedingt essbar lange Blühzeit
  • Einheimischer Doldenblütler
  • Bis zu 140 Zentimetern hoch, zweijährig
  • Aromatischer Geruch nach Möhren
  • Weiße Blüten in Doppeldolden
  • Pollenquelle für neun Sandbienen
  • Nektarpflanze und Raupenfutter für vier Schmetterlinge
  • Für den Menschen schwach giftig
  • Ruft bei Schweinen und Kälbern Lähmungen hervor
  • Als Heilpflanze nicht mehr gebräuchlich
  • Verwechslungsgefahr mit Kerbel und Wiesenkerbel
🏡 Standort
Licht: Sonne bis Halbschatten
Boden: durchlässig bis lehmig
Wasser: frisch
Nährstoffe: nährstoffreicher Boden
🌱 Wuchs
Pflanzenart: Zweijährige
Wuchs: krautig
Höhe: 1,2 - 1,4 m
Wurzelsystem: Pfahlwurzler
🌼 Blüte
Blütenfarbe: weiß
Blühzeit:
j
f
m
a
m
j
j
a
s
o
n
d
Blütenform: doppeldoldig
🍃 Laub
Blattfarbe: grün
Blattphase: wintergrün
Blattform: gestielt, doppelt gefiedert, rauhaarig
🐝 Ökologie
Bestandssituation (Rote Liste): sehr häufig
Gefährdung (Rote Liste): ungefährdet
Wildbienen: 28 (Nektar und/oder Pollen, davon 6 spezialisiert)
Schmetterlinge: 3
Raupen: 6 (davon keine spezialisiert)
Schwebfliegen: 76
Käfer: 3
Nektarwert: 3/4 - viel
Pollenwert: 1/4 - gering

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🌐 Einheimische Verbreitung

Bitte beachte, dass die angezeigte Verbreitung auf der Karte lediglich als grobe Orientierungshilfe dienen soll. Für eine detailliertere Darstellung und mehr Informationen zur Verbreitung besuche doch gern floraweb.de.

Verbreitung:
häufig
mittel
gering
Höhenlage: planar (<100m1 / <300m)2
bis
montan (500m-600m1 / 800m-1200m)2

1 Mittelgebirge / 2 Alpen⁠

ℹ️ Sonstiges
ist essbar Verwendung: Wurzel gekocht als Nahrung
ist giftig: grüne Teile leicht giftig
⤵️ Klassifizierung
Ordnung: Doldenblütlerartige
Familie: Doldenblütler
Gattung: Kälberkröpfe
Heimische Wildpflanzen sind die neuen Exoten
Markus Wichert

Heimische Wildpflanzen sind vielerorts selten geworden und damit die neuen Exoten in unseren Gärten. Sie sind, im Gegensatz zu Neuzüchtungen und Neuankömmlingen, eine wichtige Nahrungsquelle für Wildbienen und Schmetterlinge. In puncto Stand- und Klimafestigkeit sind sie anderen Arten deutlich überlegen. Auch kalte Winter überleben sie meist ohne Probleme. Gut für dich, gut für die Natur.
Also pflanzt heimische Arten, so wie diese!

Markus Wichert Naturgärtner

Was ist Hecken-Kälberkropf?

Hecken-Kälberkropf, Betäubender Kälberkropf oder Taumel-Kerbel (Chaerophyllum temulum) gehört zur Familie der Doldenblütler (Apiaceae) und ist in Europa weit verbreitet. Die zweijährige krautige Pflanze, die bis zu 140 Zentimeter Wuchshöhe erreicht, trifft man häufig in schattenliebenden Unkrautfluren, Säumen von Hecken und Gebüschen, an Waldrändern und auf Lichtungen an.

Die Pflanze entspringt einer fleischen, rübenförmigen Wurzel und trägt mehrere aufrechte und verzweigte Stängel. Diese sind kantig gerundet und dicht borstig behaart. Charakteristisch sind die Verdickungen der Knoten an den Verzweigungen und unregelmäßige dunkelrote Flecken. Die Blätter sind zwei- bis dreifach gefiedert, mit stumpfen eiförmigen Endabschnitten und ebenso wie die Stängel mit Borsten bedeckt.

Als Blütenstände werden wenig gewölbte Doppeldolden mit 5-11 Strahlen meist ohne Hüllblätter gebildet. Die einzelnen Blüten sind fünfzählig, zwittrig und radiärsymmetrisch, mit weißen Kronblättern, die bei den randständigen Blüten etwas größer ausfallen als innen. Bei dieser Art sind die Griffel so lang wie das Griffelpolster und die als Früchte hervorgebrachten länglichen braunen Doppelachänen werden 5-7 Millimeter lang. Die ganze Pflanze riecht aromatisch nach Möhren.

Hecken-Kälberkropf im Garten

Quelle: Dan Tiego/shutterstock.com

Standort

Der Hecken-Kälberkropf gedeiht am besten auf einem frischen und nährstoffreichen, locker humosen Lehmboden und steht am liebstem im Halbschatten. Wärme liebt er, mit Staunässe kommt er nicht zurecht.

Schnitt

Will man den Kälberkropf entfernen, geht das wesentlich leichter als bei anderen Pflanzen – sie lassen sich mitsamt der Wurzel mühelos herausrupfen. Das ist bereits kurz nach der Fruchtreife erforderlich, denn die Pflanzen sterben danach ab und hinterlassen nur welkes Kraut. Zudem lässt sich so eine unkontrollierte Selbstaussaat verhindern. Beim Hantieren sollte man Handschuhe tragen, denn die borstigen Haare auf Blättern und Stängel durchdringen die Haut ohne weiteres und rufen ebenso wie der Saft schwere Hautentzündungen hervor.

Vermehrung

Die Vermehrung erfolgt mit Samen, und die Pflanzen sorgen kräftig für Selbstaussaat.

Verwendung

Im heimischen Garten ist der Wiesen-Kälberkropf eher selten anzutreffen; in naturnahen Wiesen oder am Rand von Büschen und Hecken bietet er aber zahlreichen Insekten Nahrung, und die vertrockneten Stängel werden von einigen Wildbienen gerne als Nisthilfe angenommen.

Schädlinge

Mit seinen Giftstoffen hält sich der Hecken-Kälberkropf viele Schädlinge vom Leib. An den Blüten finden sich neben Bestäubern auch häufig Blattläuse und anderes Getier. Eher selten treten Pilzerkrankungen wie Mehltau auf.

Ökologie

Den gut erreichbaren Pollen und Nektar des Hecken-Kälberkropf sammeln eine Vielzahl von Insekten. Den Pollen holen sich sieben Wildbienen, allesamt Sandbienen der Gattung Andrena. Ebenso interessieren sich vier Schmetterlinge für das Kraut; Landkärtchen (Araschnia levana) und Lärchen-Blütenspanner (Eupithecia lariciata) nutzen ihn als Nektarpflanze, Bocksbarteule (Amphipyra tragopogonis) und Haarstrang-Blütenspanner (Eupithecia selinata) als Raupenfutter.

Die vertrockneten Pflanzen bleiben bis weit in den Winter stehen und verstreuen ihre Samen. Wer einige Exemplare stehenlässt bietet einigen stängelbewohnenden Wildbienen im darauffolgenden Frühjahr eine Nistmöglichkeit. Dafür dürfen sie aber nicht abgeschnitten und horizontal gelegt werden.

Wissenswertes

Kennzeichnend für den Hecken-Kälberkropf ist, dass die gesamte Pflanze nach der Fruchtreife abstirbt. Eher ungewöhnlich ist auch die Tatsache, dass sie sich relativ leicht mitsamt der Wurzel aus dem Boden ziehen lässt. Für Nutztiere ist er in größeren Mengen gefressen giftig und ruft Lähmungen und Koliken hervor. Auch für den Menschen besteht Verwechslungsgefahr, wenn er eigentlich auf der Suche nach Wiesenkerbel für Salate und ähnliches ist.

Was sind zweijährige Pflanzen?
Markus Wichert

Zweijähre Pflanzen bilden im ersten Jahr meist nur eine flache Rosette. Im nächsten Jahr wächst die Pflanze in die Höhe, blüht und versamt sich. Die Pflanze stirbt und aus dem Samen entsteht die nächste Generation.

Markus Wichert Naturgärtner
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Fotos (5)

Gesamte Pflanze Hecken-Kälberkropf
Quelle: simona pavan/shutterstock.com
Blatt Hecken-Kälberkropf
Quelle: AnRo0002, CC0, via Wikimedia Commons
Blüte Hecken-Kälberkropf
Quelle: Andrea Moro, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Gesamte Pflanze Hecken-Kälberkropf
Quelle: Krzysztof Ziarnek, Kenraiz, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Blüte Hecken-Kälberkropf
Quelle: Dan Tiego/shutterstock.com

Häufige Fragen

Ist Hecken-Kälberkropf giftig?

Ja, für den Menschen allerdings nur schwach und lange nicht so giftig wie der nahe verwandte Gefleckte Schierling. Verantwortlich dafür sind Alkaloide wie Chaerophyllin und Falcarinol, die äußerlich Hautentzündungen und innerlich eingenommen Magen-Darm-Beschwerden, Schwindel, Müdigkeit und Herzprobleme hervorrufen. Wesentlich dramatischer sind größere Verzehrmengen, wie sie bei Nutztieren vorkommen können. Das gilt insbesondere für unerfahrene Kälber und Schweine, die zu viel von den Pflanzen genascht haben – sie leiden an Lähmungserscheinungen, Apathie und Koliken, die auch zum Tode führen können.

Wofür ist Hecken-Kälberkropf gut?

Im Gegensatz zu früher spielt der Hecken-Kälberkropf heutzutage in der Naturmedizin keine Rolle mehr. Man verwendete ihn bei chronischen Hauterkrankungen, Arthritis und Ödemen; heute ist man wegen der stark schwankenden Toxingehalte von der medizinischen Nutzung abgekommen.

Wert für Insekten und Vögel

Hecken-Kälberkropf ist in Mitteleuropa heimisch und Nahrungsquelle/Lebensraum für Bienen, Schmetterlinge und Schmetterlingsraupen

spezialisierte Wildbienen:
0
Auf Pollen spezialisiert
Wildbienen insgesamt:
0
Nektar und/oder Pollen
Schmetterlinge:
0
Raupenarten:
0
Schwebfliegenarten:
0
Käfer:
0

Wildbienenarten

Schmetterlingsarten

Schwebfliegen

Käfer

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Am Inhalt mitgewirkt haben:
Dr. rer. medic. Harald Stephan
Dr. rer. medic. Harald Stephan Diplom-Biologe
Markus Wichert
Markus Wichert Naturgärtner
Thomas Puhlmann
Thomas Puhlmann Balkongärtner
Sebastian Hadj Ahmed
Sebastian Hadj Ahmed Balkongärtner
Stand:
04.12.2023