Was ist Garten-Kerbel?
Garten-Kerbel (Anthriscus cerefolium) ist eine alte Heil- und Gewürzpflanze, die zur Familie der Doldenblütler (Apiaceae) gehört. Selten findet man ihn verwildert in schattenliebenden Unkrautfluren an Hecken und Waldrändern. Die aufrechte und mit einem gefurchten Stängel versehe Pflanze ist einjährig und wird bis zu 60 Zentimeter hoch, mit 3-5 Zentimeter langen 2-3-fach gefiederten und unterseits behaarten weichen Blättern. Deren Fiederblättchen sind eiförmig, fiederteilig und gekerbt oder gezähnt. Alle Pflanzenteile riechen beim Zerreiben intensiv süßlich-würzig nach Anis, auch die spindelförmige weiße Wurzel.
Die dicht flaumig behaarten Blütenstände sind 8-15-strahlige und allesamt gestielte Doppeldolden, die Hüllchen 5-8-blättrig, wohingegen die Hüllblätter vollständig fehlen. Die weißen Blüten sind männlich oder zwittrig, fünfzählig und radiärsymmetrisch, mit verkehrt-eiförmigen Kronblättern und verkümmerten Kelchblättern. Der Griffel ist länger als das Griffelpolster. Die 7-11 Millimeter langen walzenförmigen Früchte sitzen auf verdickten Stielen; reif sind sie schwarz und glänzend mit einem langen Schnabel.
Garten-Kerbel im Garten

Quelle: Manfred Ruckszio/shutterstock.com
Standort
Der Garten-Kerbel möchte einen gut durchlässigen, frischen und nährstoffreichen, humosen und sandigen oder reinen Lehmboden. Er braucht viel Licht und wächst am besten im Halbschatten mit viel Wärme; allzu viel pralle Sonne oder Schatten mag er weniger. Die Pflanzen sind voll frosthart. Bei längeren Trockenphasen im Sommer sollte man ihn gründlich gießen, da er sonst zu vorzeitigem Fruchtansatz neigt.
Schnitt
Schneiden kann man den Garten-Kerbel mehrfach im Jahr; meist ist er bereits 6-7 Wochen nach der Aussaat erntefähig. Lässt man einige Exemplare unbehelligt stehen, so kann man von diesen im Herbst Samen für die Aussaat im kommenden Jahr ernten.
Vermehrung
Die Samen des schnellwüchsigen Garten-Kerbels kann man ab Frühjahr nach und nach bis in den Hochsommer hinein aussäen und die Pflanzen regelmäßig ernten. Im Winter lassen sich Wurzelschnittlinge pflanzen. Ein Umpflanzen der Altbestände ist wegen der ausgeprägten und empfindlichen Wurzeln schwierig.
Verwendung
Als alte Heil- und Gewürzpflanze empfiehlt sich der Garten-Kerbel für den Nutzgarten und Apothekergärten.
Schädlinge
Die gefräßigen Schneckenwissen das frische Grün ebenso zu schätzen wie der Koch. Bisweilen werden die Pflanzen auch von Mehltau und Rostpilzen, Kerbelmotten und Möhrenfliegen heimgesucht. Trotzdem gilt der Garten-Kerbel als wenig empfindlich gegenüber Krankheiten und Schädlingen.
Ökologie
Für die Bestäubung der Blüten des Garten-Kerbels sind vor allem Bienen, Schwebfliegen und Käfer verantwortlich.
Wissenswertes
Der Name Kerbel leitet sich vom griechischen chairephyllon ab, von chairein, sich freuen und phyllon, Blatt, wegen des aromatischen Duftes. Im Lateinischen wurde daraus caerefolium als Stammform des italienischen cerfoglio, französischen cerfoil und althochdeutschen cerfol.
Garten-Kerbel war bereits den alten Römern bekannt, die die ersten Pflanzen nach Mitteleuropa brachten. Die Wildform der Kulturpflanze ist die sich durch kurzborstige Früchte ausgewiesene Unterart Anthriscus cerefolium ssp. trichosperma, die am Kaukasus ihren Ursprung hat. In der Landgüterverordnung Karls des Großen, Capitulare de villis, wurde sein Anbau ausdrücklich empfohlen.
Mit seinen feinwürzigen, nach Anis riechenden Blättern ist der Kerbel in der Küche beliebt, wo man ihn zum Würzen von Salaten, Gemüse, Eintöpfen und Suppen wie auch Saucen, Fisch- und Fleischgerichten verwendet, etwa in Form des französischen Kräutersträußchens Fines herbes oder der Frankfurter Grünen Sauce. Am besten nutzt man ihn frisch, denn beim Trocknen geht viel von dem charakteristischen Aroma verloren. Beim Kochen fügt man ihn erst gegen Ende der Garzeit hinzu. Will man ihn konservieren, so sollte man ihn am besten hacken und einfrieren – so bleibt der Geschmack am besten erhalten.
Die Wurzeln sollte man nicht als Gemüse verwenden, da sie müde machen und Kopfschmerzen verursachen können.
In der Volksheilkunde gilt der Garten-Kerbel als verdauungsfördernd und blutdrucksenkend. Kerbelessig gilt als altes Hausmittel gegen Schluckauf. Mit den Samen bereitet man Sitzbäder gegen Hämorrhoiden und Packungen gegen rheumatische Beschwerden. Er kann aber bei empfindlichen Menschen auch eine Wiesendermatitis hervorrufen. Die Pflanze ist reich an Mangan, Calcium und Kalium und liefert auch Spurenelemente wie Eisen und Zink. Darüber hinaus enthält er Vitamin C sowie Folsäure und andere B-Vitamine.
Was sind einjährige Pflanzen?
Einjährige Pflanzen keimen, wachsen und blühen innerhalb eines Jahres. Durch Versamen können sie sich erhalten und wieder am selben Standort erscheinen. Manche „wandern“ so durch den Garten und erfreuen uns an immer neuen Standorten.
Markus Wichert
Naturgärtner