Was ist Grüner Salat?
Grüner Salat, Gartensalat oder Gartenlattich (Lactuca sativa) ist eine uralte zur Familie der Korbblütler (Asteraceae) gehörende Kulturpflanze, die es in verschiedenen Sorten im Handel gibt. Vermutlich geht er auf den Wilden Lattich (Lactuca serriola) zurück, der im Mittelmeerraum, Nordostafrika sowie Vorder- und Mittelasien bis zum Himalaya beheimatet ist. Die verschiedenen Zuchtsorten unterscheiden sich teils erheblich in ihrem Habitus.
In allen Fällen entwickelt die einjährige krautige Pflanze eine mehr oder weniger kräftige Pfahlwurzel, aus der kleinere Sekundärwurzeln und die in einer Rosette stehenden Blätter hervorgehen. Diese sind locker verteilt oder bilden einen kompakten Kopf. Dabei variiert die Blattfarbe von hellem Grün bis zu verschiedenen Rot-Braun-Tönen. Die vielgestaltigen Blätter haben einen herzförmig stengelumfassenden Grund und einen ganzen, gewellten, geschlitzen, gezackten oder gekräuselten Rand. Die Blütentriebe bekommt man normalerweise nicht zu Gesicht, da Grüner Salat vor der Blüte geerntet und verzehrt wird; „schießt“ er, so erreichen die vor allem im oberen Teil verzweigten Stängel eine Höhe von bis zu einem Meter. Daran stehen vereinzelte meist verkehrt-eiförmige Stängelblätter und endständige Rispen mit zylindrischen Korbblüten. Außen sind diese mit Hüllblättern bedeckt, im Inneren stehen gelbe Zungenblüten, die in charakteristischen fünf Kronzipfeln enden. Als Früchte werden gerippte verkehrt-eiförmige Achänen mit einem mehrreihigen borstigen Pappus gebildet.
Grüner Salat im Garten
Standort
Grüner Salat ist meist ein Schwach- bis Mittelzehrer und gedeiht am besten in einer feuchten und lockeren humosen Erde. Der Standort sollte sonnig bis halbschattig sein, ansonsten sind die Pflanzen recht anspruchslos. Im Sommer muss man auf ausreichende Wassergaben achten, wenn der Regen lange ausbleibt. Nur ersäufen darf man ihn keinesfalls. Gießen am besten direkt an der Erdoberfläche und nicht auf die Pflanzen selber, gerade Kopfsalat neigt dann schnell zum Faulen. Bunte Sorten werden mit mehr Sonnenlicht farbiger.
Schnitt
Schneiden heißt beim Salat ernten – vorzugsweise sollte das vor der Blüte geschehen, denn danach steigt die Bitterstoffkonzentration in den Blättern so stark an, dass man ihn eher nicht mehr freiwillig essen möchte. Wie man den Salat am besten erntet hängt von der Sorte ab – man nimmt die kompletten Pflanzen oder nur einen Teil davon. Mulchen und/oder Hacken hält die Umgebung unkrautfrei, sodass er ungehindert wachsen kann. Die Anreicherung von Nitrat kann zum Problem werden; daher sollte man mit übermäßigen Stickstoffgaben beim Düngen vorsichtig sein. Zudem lässt sich der Nitratgehalt verringern, indem man den Salat nachmittags erntet.
Vermehrung
Am besten zieht man die verschiedenen Sorten von Grünem Salat zeitig im Haus vor – gegebenenfalls schon ab Januar. Zuerst werden die Sämlinge in Töpfe pikiert, später ausgepflanzt. Ab März kann man die meisten unter Folie, ab April direkt im Freiland aussäen. Falls er im Sommer überhaupt nicht keimen will: Oft sind zu hohe Bodentemperaturen die Ursache. Hier hilft eine luftige Abdeckung und abendliches Gießen mit kaltem Wasser.
Verwendung
Natürlich gehört der Salat in den Nutzgarten und ins Gemüsebeet. Man sollte dabei auf seine Nachbarschaft achten – gut machen sich hier Radieschen und Rettich sowie alle Kohlsorten und Rüben wie Möhren, Lauch, Zwiebeln und Tomaten. Petersilie und Sellerie vertragen sich hingegen nicht mit den verschiedenen Salatsorten.
Schädlinge
Leider finden viele Tiere den Grünen Salat genauso schmackhaft wie der Mensch. Dazu gehören nicht nur die gefräßigen Schnecken, die dem Gärtner die frischen Setzlinge nur zu gerne abnehmen, sondern auch Blattläuse, Mehltau und verschiedene Viruserkrankungen.
Ökologie
Da die Pflanzen im Garten selten zum Blühen kommen spielen sie für potentielle Bestäuber keine Rolle. Lässt man den Salat schießen, so finden sich auf den Korbblüten zahlreiche Insekten ein, allen voran Honigbienen.
Wissenswertes
Typisch und namensgebend für Lactuca ist der weiße Milchsaft, der sich vor allem in den Stängeln findet. Er enthält Bitterstoffe, die ursprünglich Fressfeinde fernhalten sollte. Der Mensch sah das anders und fand den leicht bitterlichen Geschmack sehr schmackhaft. Man nimmt an, dass die Stammart Lactuca serriola erstmal im Alten Ägypten landwirtschaftlich angebaut wurde, zunächst allerdings vor allem wegen seiner ölhaltigen Samen. Auf den Genuss des Blattwerks kam man erst später. Das erste schriftliche Zeugnis stammt aus dem Jahr 2680 v. Chr.; die Pflanzen wurden in Wandgemälden häufig dargestellt und waren wegen ihres schnellen Wachstums dem Fruchtbarkeitsgott Min geweiht. Sie galten als Symbol für sexuelle Leistungsfähigkeit und sollten Schwangeren das Gebären erleichtern. Zudem nutzten die Ägypter in ihrer Heilkunde die schmerzlindernden und beruhigenden Eigenschaften des Milchsaftes.
Griechen und später die Römer haben die Pflanzen in ihrer Küche übernommen. Die Griechen servierten sie unter anderem bei Beerdigungen, die Römer glaubten wie die Ägypter an eine potenzsteigernde Wirkung. In Rom verwendete man den Grünen Salat zunächst vorwiegend gekocht und mit Essig und Öl abgeschmeckt; frisch und ungekocht kommt er erst seit der Regierungszeit von Kaiser Domitian als Vorspeise auf den Tisch. Beim Sedan, dem ersten Abend des jüdischen Pessach-Festes, wird Salat traditionell mit Matze, dem ungesäuerten Brot gegessen.
Nach Mitteleuropa kamen Grüner Salat vor allem durch die Landgüterverordnung Capitulare de villis von Kaiser Karl dem Großen. Diese empfahl ausdrücklich den Anbau, und von den Klostergärten aus verbreitete sich der Salat in verschiedenen Varianten. Die meisten davon wurden bereits zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert gezüchtet, vor allem in den Niederlanden. Im Mittelalter war der Grüne Salat auch eine vielgenutzte Heilpflanze, über deren heilsame Wirkung sich unter anderem Hildegard von Bingen ausließ. In der Volksmedizin diente der Salat zur Behandlung von Schmerzen, Rheuma, Nervosität, Husten und Wahnvorstellungen.
Grüner Salat ist vermutlich das Gemüse mit den meisten Varietäten überhaupt, da sich die verschiedenen Sorten auch munter miteinander vermischen und immer wieder etwas Neues hervorbringen. Die roten und braunen Farben wie beim Eichblattsalat kommen durch Anthocyane zustande. Salat gilt als gesund, denn er enthält viele Ballaststoffe und wenig Kalorien, dafür aber umso mehr Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente. Er ist reich an Vitamin A und Vitamin K und enthält zudem Folsäure und Eisen.
Achten muss man allerdings auf Fäkalkeime – unter weniger hygienischen Umständen sind die ungekocht genossenen Blätter ein guter Überträger für krankmachende Bakterien, Pilze und Viren, insbesondere E. coli, Salmonellen und Listerien. Einer der Gründe, warum man im Urlaub bisweilen besser auf das Salatbüffet verzichten sollte.
Was sind einjährige Pflanzen?
Einjährige Pflanzen keimen, wachsen und blühen innerhalb eines Jahres. Durch Versamen können sie sich erhalten und wieder am selben Standort erscheinen. Manche „wandern“ so durch den Garten und erfreuen uns an immer neuen Standorten.
Markus Wichert
Naturgärtner