
Vögel sind wichtige Elemente in allen unseren heimischen Ökosystemen, und Gärten bilden da keine Ausnahme. Entsprechend bedeutsam sind die richtigen Nahrungspflanzen, die ihnen und ihrem Nachwuchs zugutekommen. Ebenso profitieren viele andere tierische Gartenbewohner von dem Futterangebot. Mit wenig Aufwand wird Dein Garten so zum wichtigen Element für Arterhaltung und Artenvielfalt. Toller Nebeneffekt: Wenn Du die Vögel mit geeigneten Maßnahmen unterstützt, kannst Du damit gleichzeitig viele Schädlinge im Gemüsebeet und an den Obstbäumen kleinhalten. Wir zeigen Dir, worauf Du bei den Nahrungsquellen für einheimische Vogelarten achten solltest.
In den natürlichen Ökosystemen sind Vögel in komplexer Weise eingegliedert - auch jenseits der Nahrungspyramide aus Fressen und gefressen werden. Es geht bei einem vogelfreundlichen Garten um deutlich mehr, als morgens mit einem Gesangskonzert geweckt zu werden oder ihnen fasziniert bei ihren Aktivitäten zuzuschauen.
Bei der Nahrungsaufnahme sind sie mal mehr, mal weniger wählerisch und leben streng vegetarisch bis streng nicht-vegetarisch. Die Raubvögel lassen wir beim Thema Nahrungspflanzen mal außen vor (auch wenn die sich natürlich genauso über Nistmöglichkeiten und Nistmaterial in Deinem Garten freuen) und beschäftigen uns mit den anderen Dino-Nachfahren.
Traditionell unterscheidet man Körnerfresser, Insektenfresser und Allesfresser. Gleich ob Vegetarier oder Fleischvertilger, aus der ökologischen Perspektive sind sie im heimischen Garten vor allem in zweierlei Hinsicht bedeutsam:
Vögel gehören zu den wichtigsten und effektivsten Samenverbreitern – mitunter gelangen Pflanzen mit ihrer Hilfe über die Grenzen von Ländern und Kontinenten, etwa bei den langen Reisen der Zugvögel. Die Sache mit dem Vogelfutter betreiben die Pflanzen also alles andere als uneigennützig.
Die Samen sind in der Lieblingsnahrung vieler Vögel versteckt: Den Beerenfrüchten von Himbeere und Brombeere, Steinfrüchten unserer Obstsorten wie Kirschen und Mirabellen oder in den Fruchtständen von Korbblütlern wie Kratzdisteln und Wegwarte. Die Tiere verteilen sie bei ihren Mahlzeiten in der Umgebung, und viele überstehen den Verdauungstrakt unbeschadet. Nicht nur das, einige macht die Darmpassage überhaupt erst keimfähig. Auf diese Weise werden die Samen in weitem Umkreis verteilt und bekommen am Ende gleich ein Häufchen Dünger für einen nährstoffreichen Start mit auf den Weg.
In unseren einheimischen Ökosystemen halten Vögel Schädlinge klein. So werden viele Gewächse im Garten quasi indirekt zu Futterpflanzen für Vögel. Dass die Sache mit den Schadinsekten nicht zu unterschätzen ist zeigt ein prekäres Beispiel aus China, wo fehlender Weitblick zur ökologischen Katastrophe führte.
Vor Jahrzehnten erklärte der Große Vorsitzende Mao Zedong die Getreide liebenden Spatzen zu Ernteschädlingen, die man verfolgen müsse. Sehr zur Freude der Schadinsekten - kaum hatte man ihre Fressfeinde systematisch an den Rand der Ausrottung gebracht vermehrten sie sich explosionsartig und dezimierten die Ernten drastischer als es die Vögel jemals getan haben.
Schlimmer geht immer: Dieses Problem mit Insektiziden lösen zu wollen ging ebenfalls nach hinten los, denn die vernichteten auch die Honigbienen und Wildbienen. Mangels tierischer Hilfe bestäuben nun in einigen Regionen Chinas „menschliche Bienen“ die Blüten der Obstbäume mühsam von Hand. Langsamer und vor allem ineffektiver als die tierischen Bestäubungsspezialisten das können.
Sei bitte vorausschauender und greife nicht so schnell zur chemischen Keule. Wir zeigen Dir auch, wie das mit der biologischen Schädlingsbekämpfung funktioniert – Futterpflanzen für Vögel und ein vogelfreundlicher Garten sind da schon mal der beste Anfang.
Vögel haben ihre speziellen Vorlieben. Wenn Du mit den Kindern gezielt bestimmte Arten beobachten möchtest, dann achte in Deinem Garten mal auf folgende Beeren- und Körnerfresser:
Finken wie Spatz, Grünfink und Dompfaff lassen sich bei Körnern und Nüssen nicht bitten: Sonnenblumen, Gräser und Getreide und Haselnüsse stehen auf ihrer Speisekarte.
Stieglitze sind ebenfalls Finkenvögel – und rate mal, warum sie auch Distelfinken heißen. Schau Dir mal die Blütenstände von Kratzdisteln, Kohldistel und Klette an, an denen die Tiere stundenlang herumzupfen und zausen.
Dompfaff hat ähnliche Vorlieben und ist ebenso an Disteln wie Karden oder Kugeldistel
Blaumeisen fressen sowohl Beeren als auch Samen. Aber das vorzugsweise im Winter, denn im Sommer ernähren sie sich von Krabbelzeug wie Raupen, Spinnen und Blattläusen. Zu ihren Lieblingsgerichten gehören Äpfel, Beeren, Sonnenblumen und Nüsse wie Haselnüsse und Bucheckern.
Kohlmeisen sind ebenfalls sommerliche Fleischfresser und winterliche Vegetarier. Im Winter fressen sie vorzugsweise Samen, machen aber wie ihre kleineren Verwandten auch nicht vor Meisenknödeln mit Fett und Nüssen halt.
Nähere Informationen und Artenportraits findest Du unter anderem auf den Seiten des NaBu.
Wildrosen haben gerade für Vögel gleich einen doppelten Nutzen: Sie sind sowohl Vogelschutzgehölz als auch Vogelnährgehölz. Als Ersteres bieten die dichten Büsche mit ihren Stacheln einen idealen Platz zum Verstecken und Nester bauen. Als Nährgehölz sind sie besonders wichtig, weil ihre Hagebutten bis tief in den Winter hinein an den Sträuchern stehenbleiben. So stellen sie den gefiederten Gesellen selbst im tiefsten Schnee ihre haltbaren leuchtend roten Früchte zur Verfügung.
Kleine Singvögel wie Meisen, Rotkehlchen und Dompfaff picken die Hagebutten auf, sodass Samen herunterfallen und keimen. Die großen Krähenvögel wie Elstern und Dohlen vertilgen sie im Ganzen, sodass Hundsrose und Feldrose an weit entfernter Stelle einen Neustart wagen können: Wichtig für die Verbreitung über große Strecken.
Bäume, Hecken und Sträucher mit Früchten sind eine wichtige Nahrungsquelle für Vögel. Von besonderer Bedeutung sind sie fürs Überwintern, wenn die Beeren und Steinfrüchte an den Pflanzen bleiben und selbst in schneebedeckter Umgebung weithin sichtbar etwas Nahrhaftes bieten.
Vogelbeere und Vogelkirsche haben ihre Namen nicht von ungefähr, und Birnbaum, Schwarzer Holunder und Brombeere liefern auch dem Menschen Leckeres für die Küche. Zudem sind Zieräpfel und Früchte von Schlehdorn und Kornelkirsche, Pfaffenhütchen, Berberitze und Schneeball im winterlichen Garten auch eine schöne Winterdeko und eine wertvolle Ergänzung für das Futterhäuschen. Auch die eher unauffälligen Früchtchen von Weißdorn und Wacholder sind nicht zu unterschätzen, denn von ihnen gibt es reichlich.
Viele Stauden bilden nicht ganz so spektakuläre Früchte wie zahlreiche Bäume und Sträucher, aber sie sind nicht minder nahrhaft. Oft glänzen sie weniger mit durch Süße einladendes Fruchtfleisch als mit ihrem hohen Gehalt an Kohlenhydraten, Eiweißen und Lipiden.
Wichtige Samenlieferanten sind viele einheimische Korbblütler: Kratzdisteln, Wegwarten und Flockenblumen. Oft bleiben die Fruchtstände im Winter stehen; dann solltest Du sie am besten stehenlassen und erst im Frühjahr zurückschneiden. So können Vögel die Früchte im Winter als Futter verwenden.
Nicht zu vernachlässigen: Viele Stauden sind auch wichtige Futterpflanzen für Insekten – daher sind sie auch für Vögel interessant, die sich über die Raupen, Larven und Würmer hermachen.
Auch zur Begrünung von Hauswänden geeignete rankende Pflanzen bieten Vögeln nicht nur Unterschlupf, sondern auch Nahrung direkt am Haus. Wilder Wein präsentiert ab Oktober seine dunkelblauen bereiften Früchte bis tief in den Winter hinein, die vom Efeu überwintern grün und werden erst im darauffolgenden Frühjahr genießbar – zumindest für Vögel und andere Interessenten.