Was ist Spitzwegerich?
Spitzwegerich (Plantago lanceolata) im Garten gilt dem Einen als Unkraut, dem Anderen als willkommene Heilpflanze. Das kleine Kraut gehört zur Familie der Wegerichgewächse (Plantaginaceae) und hat seinen Namen von den schmallanzettlichen Blättern. Deutscher wie botanischer Gattungsname deuten auf seine Widerstandsfähigkeit hin – auf Wegen, Wiesen und Ruderalflächen widerstehen die niedrigen Rosetten selbst den Tritten von Mensch und Tier: planta ist die lateinische Name für die Fußsohle. Er ist nahe mit dem Mittleren und Breitwegerich verwandt, die eine andere namensgebende Blattform aufweisen. Ausgehend von Europa ist er mittlerweile weltweit verbreitet. Die Blattrosetten überdauern auch unter Schnee den Winter.
Wesentlich für die Dauerhaftigkeit sind die tiefreichenden, faserigen Wurzeln. Ihnen entspringt die flache Rosette der ungestielten Blätter, aus der sich der bis zu 40 Zentimeter hohe Blütenstand erhebt. An seinem Ende steht eine dichte walzenförmige Ähre aus unscheinbaren Blüten, an denen nur die weit herausragenden, dünn gestielten weißen Staubbeutel auffallen. Mit dieser exponierten Lage sorgen sie für die Bestäubung mit dem Wind, sind aber auch bei pollensuchenden Insekten begehrt. Die kleinen Samen sind klebrig und verbreiten sich durch Anhaften an Pfoten und Schuhsohlen.
Spitzwegerich im Garten

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Standort
Der Spitzwegerich ist wenig anspruchsvoll – er gedeiht selbst auf mageren Böden und in praller Sonne und kommt mit längeren Trockenphasen problemlos zurecht. Ist es nährstoffreicher und feuchter, freut er sich umso mehr und dankt es mit schnellem Wachstum.
Schnitt
Wie in Feld und Flur ist Spitzwegerich hart im Nehmen – oftmals sehr zum Leidwesen von Gartenbesitzern, die ihren gepflegten Rasen in Gefahr sehen. Hat man ihn angepflanzt, muss man regelmäßig nach dem Rechten sehen, damit er nicht ausufert. Die faserigen Wurzelsprosse lassen sich nur schwer vollständig erwischen.
Vermehrung
Die Vermehrung erfolgt am einfachsten durch Samen oder Teilung bestehender Bestände. Spitzwegerich ist ein Lichtkeimer, daher sollte man die Samen nur locker andrücken und gleichmäßig feucht halten.
Verwendung
Spitzwegerich lässt sich im Kräutergarten anpflanzen, sodass man ihn jederzeit als Heilmittel ernten kann. Für Kästen und Blumentöpfe ist er wegen seiner tiefreichenden Wurzeln weniger geeignet.
Schädlinge
Spitzwegerich wird relativ häufig von Mehltau und Rostpilzen heimgesucht. Blattläusen und Schneckenwidersteht er in der Regel.
Ökologie

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Die kleinen weißen Staubbeutel werden von pollensuchenden Insekten wie Honigbienen, Hummeln und anderen Wildbienen fleißig gesammelt. Nektar gibt es dagegen nur wenig abzustauben. Das Blattgrün dient einigen Schmetterlingsarten wie dem Scheckenfalter als Raupenfutter.
Wissenswertes
Spitzwegerich ist ein altes Heilmittel, das man bereits in der Antike kannte und in mittelalterlichen Kräuterbüchern ausführlich beschrieben wurde. 2014 kürte man ihn zur Heilpflanze des Jahres. Wurde man unterwegs von einem Insekt gestochen, hilft ein zerriebenes Blatt der häufig anzutreffenden Pflanze gegen Juckreiz und Entzündung.
Medizinisch nutzt man vor allem die getrockneten Blätter oder einen frischen Presssaft. Er ist Bestandteil vieler Hustentees. Mit seinen Glykosiden und Saponinen gilt er als probates Hausmittel gegen Erkältungen und wirkt antibiotisch, schleimlösend und entzündungshemmend. Letzteres nutzt man auch zur Wundheilung oder bei Schuppenflechte. Darüber hinaus sind Blätter und Blüten essbar und lassen sich gut in Salaten und Suppen verwenden.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner