Was ist Wiesen-Labkraut?
Wiesen-Labkraut oder Gemeines Labkraut ist ein in Europa weit verbreiteter Vertreter der Rötegewächse (Rubiaceae), den man vielerorts an Wegrändern von Wiesen und Weiden, auf Waldlichtungen und Auwäldern antrifft. Darüber hinaus wächst es wild in Nordafrika und Russland und ist inzwischen auch in Süd- und Nordamerika sowie Australien ansässig. Es erreicht in den Alpen Höhenlagen von bis zu 2100 Metern.
Unterirdisch bildet das mit seinem unterirdischen Rhizom überdauernde Wiesen-Labkraut weit verzweigte und weitreichende fadenförmige Ausläufer. Die vierkantigen Stängel sind brüchig und werden bis zu einem Meter lang – wobei sich das Kraut eher an umliegenden Gewächsen anlehnt statt kerzengerade nach oben zu wachsen. Die schmal-lanzettlichen Blätter sitzen über den Stängel verteilt zu 6-9 Exemplaren in Quirlen; sie sind oberseits glänzend grün, auf der Unterseite matt und laufen in eine kleine Spitze aus. In den oberen Blattachseln erscheinen die scheindoldigen Blütenstände mit zahlreichen nur 2-3 Millimeter großen weißen Blüten. Diese sind lang gestielt und vierzählig. Nach der Bestäubung entwickeln sich daraus beborstete Nüsschen.
Wiesen-Labkraut im Garten

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Standort
Das Wiesen-Labkraut ist wenig anspruchsvoll, bevorzugt aber einen nährstoffreichen lehmigen, möglichst leicht alkalischen Boden mit ausreichender Feuchtigkeit. Trockenphasen im Sommer übersteht es ohne Probleme. Dabei steht es gerne in der vollen Sonne, im Schatten gedeiht es nicht und kümmert vor sich hin.
Schnitt
Schneiden ist beim Wiesen-Labkraut eigentlich nur erforderlich, wenn es sich allzu sehr breitmacht. Ansonsten sterben die oberirdischen Teile im Winter ohnehin ab und kompostieren recht schnell, sodass im folgenden Frühjahr ohnehin kaum noch etwas von ihnen zu sehen ist.
Vermehrung
Wiesen-Labkraut lässt sich einfach durch Teilen der Bestände und Verpflanzen seiner unterirdischen Ausläufer vermehren. Ebenso ist eine Aussaat möglich, und für eine Selbstaussaat sorgt es auch in eigener Regie.
Verwendung
Das Wiesen-Labkraut ist robust und pflegeleicht und für den Naturgarten vor allem als Nektarquelle für Insekten und Raupenfutter für Schmetterlinge interessant.
Schädlinge
und Krankheiten spielen bei Galium mollugo so gut wie keine Rolle. An ihm zusagenden Standorten wächst es schnell und zuverlässig und lässt sich nicht so schnell unterkriegen.
Ökologie

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Für die Bestäubung des Wiesen-Labkrautes sind vor allem Hummeln verantwortlich, aber auch andere Insekten finden sich an den Blüten ein. Die Blüten sind so klein, dass für das Erreichen des Nektars kein besonders langer Rüssel erforderlich ist. Für den Pollen interessiert sich eine Wildbiene, die weit verbreitete Acker-Schmalbiene (Lasioglossum pauxillum); sie macht daraus Proviantpakete, mit denen sie jedes einzelne Ei in ihren Brutröhren ausstattet.
33 Arten von Schmetterlingen nutzen das Wiesen-Labkraut als Raupenfutter. Allein wegen seiner Attraktivität für das hübsche, an einen kleinen Kolibri erinnernde Taubenschwänzchen (Macroglossum stellaratum), das man sonst immer seltener zu Gesicht bekommt, rentiert sich das Anpflanzen im Garten. Nicht minder schön anzusehen sind auch der rot-schwarzgefleckte Purpur-Bär (Rhyparia purpurata) oder der mit Schwarz und Grüntönen gut getarnte Braungrüne Waldwiesen-Blattspanner (Colostygia pectinataria). Die Helle Felsrasen-Erdeule oder in diesem Zusammenhang besser Graue Labkrauteule (Chersotis margaritacea) mit ihren charakteristischen schräg gefleckten Raupen gilt inwischen als stark gefährdet.
Die Verbreitung der Samen erfolgt vor allem durch vorüberstreifende Tiere, an denen die Samenkapseln hängenbleiben. Auch ist das gesamte Kraut sehr anhänglich und wird oft mitgeschleppt.
Ein interessanter ökolgischer Aspekt ist die Phytoremediation/Phytosanierung: Labkraut nimmt einige Schwermetalle, vor allem Zink und Cadmium auf und kann so für die Entgiftung von Böden eingesetzt werden.
Wissenswertes
Färbepflanze
Das Wiesen-Labkraut gehört zur Familie der Rötegewächse (Rubiaceae), seine Wurzel wurde früher wie die vieler ihrer anderen Vertreter zum Färben von Textilien benutzt – wohl die bekannteste Färbepflanze ist der Färberkrapp (Rubia tinctorum). Wolle lässt sich damit je nach Beize grau, rosa, violett oder orange färben.
Labferment für die Käseherstellung
Labkraut heißt es aber nach dem darin enthaltenen Enzym, das dem Labferment aus Kälbermagen sehr ähnlich ist: Zum Dicklegen für die Käserei hat man früher die Milch über gestoßenes Labkraut laufen lassen, sodass sie gerinnt. Im griechischen bedeutet auch das gala in Galium Milch. Mit Labkraut zubereiteter Käse hat einen leichten rötlichen Ton, da auch hier Farbstoffe enthalten sind.
Labkraut in der Küche
Die Blätter kann man roh oder gekocht essen, sie erinnern geschmacklich an Rucola. Man kann daraus Pesto oder Kräuterquark machen oder sie in Salaten und Suppen verwenden. Mit den honigartig duftenden Blüten lassen Getränke und Süßspeisen aromatisieren, und aus den gerösteten Samen lässt sich ein Ersatzkaffee brauen.
Labkraut als Heilpflanze
Als Heilpflanze wurde es in den Kräuterbüchern des Mittelalters etwa als Heilmittel bei Gicht und Epilepsie ausführlich beschrieben, aber in der modernen Naturheilkunde und Phytotherapie spielt Labkraut heute keine Rolle mehr. Es enthält ätherisches Öl, Alkaloide, Saponine, Flavonoide und Chlorogensäure, die beruhigend, adstringierend und krampflösend wirken.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner