Heimische Wildpflanzen sind die neuen Exoten
Heimische Wildpflanzen sind vielerorts selten geworden und damit die neuen Exoten in unseren Gärten. Sie sind, im Gegensatz zu Neuzüchtungen und Neuankömmlingen, eine wichtige Nahrungsquelle für Wildbienen und Schmetterlinge. In puncto Stand- und Klimafestigkeit sind sie anderen Arten deutlich überlegen. Auch kalte Winter überleben sie meist ohne Probleme. Gut für dich, gut für die Natur.
Also pflanzt heimische Arten, so wie diese!
Markus Wichert
Naturgärtner
Was ist Bunte Kronwicke?
Bunte Kronwicke (Securigera varia) gehört zur Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae). Man findet sie zerstreut in Wald- und Gebüschsäumen, an Böschungen und Dämmen, Wegrändern, Steinbrüchen, Halbtrockenrasen und in lichten Gebüschen.
Die mehrjährige krautige Pflanze hat ein ausgeprägtes Wurzelsystem, wird 40-120 Zentimeter hoch und rankt sich an umliegenden Gebüschen empor. Ihre aufsteigenden Stängel sind kantig und mit wechselständig stehenden Blättern versehen. Diese sind 6-12 paarig gefiedert, mit ovalen bis linealischen Fiederblättchen. Ihre Blütenstände erscheinen erst ab dem zweiten Jahr; es sind Dolden mit 15-20 Einzelblüten. Diese Blüten sind typische fünfzählige zwittrige und zygomorphe Schmetterlingsblüten mit rötlicher Fahne, violetter Schiffchenspitze und weißen Flügeln. Als Früchte bilden sie 2-5 Zentimeter lange vierkantige Schoten mit gebogenem Schnabel und Einschnürungen um die Samen. Bei der Reife brechen sie an diesen Bruchstellen auseinander.
Bunte Kronwicke im Garten
Standort
Die Bunte Kronwicke wächst am liebsten auf einem basenreichen, neutralen bis milden, gut durchlässigen Boden und mit viel Licht.
Schnitt
Wenn die Pflanzen sparrig werden, sollte man sie bis zum Grund zurückschneiden und so verjüngen.
Vermehrung
Die Vermehrung erfolgt mit Samen oder mit nicht voll verholzten Stecklingen. Es handelt sich dabei um Kältekeimer, die man am besten im Herbst an Ort und Stelle im Garten aussät. Die Pflanze vermehrt sich auch vegetativ durch Wurzelausläufer.
Verwendung
Die Bunte Kronwicke macht sich mit ihrem rankenden Wuchs gut in Staudenbeeten oder an Mauern und Zäunen. Sie ist auch ein guter Bodenfestiger für Böschungen und Hänge und bindet mit ihren Wurzelknöllchen Stickstoff aus der Luft, sodass man sie auch zur Bodenverbesserung einsetzen kann. Darüber hinaus ist sie eine ausgezeichnete Bienenweide und Raupennahrung für Schmetterlinge.
Schädlinge
Krankheiten und Schädlinge spielen bei der robusten Bunten Kronwicke keine Rolle.
Ökologie
Die selbststerile Bunte Kronwicke wird vor allem durch Bienen bestäubt. Sie dient 39 Wildbienen als Pollenquelle, darunter drei Spezialisierten. 19 Schmetterlinge nutzen sie als Raupenfutter. Hierzu zählen auch bedrohte Arten und einige Bläulinge, Weißlinge und Widderchen. Die Verbreitung der Samen erfolgt mit Tieren.
Wissenswertes
Botaniker haben die Gattung Securigera erst vor einigen Jahren neu aufgestellt, früher lief die Bunte Kronwicke unter der Bezeichnung Coronilla varia. Als Heilpflanze spielt sie wegen der schwankenden Giftstoffgehalte keine Rolle mehr; früher nutzte man sie in der Volksheilkunde gegen rheumatische Beschwerden und als Brechmittel. Für Pferde ist sie giftig, wohingegen Wiederkäuer wie Kühe und Schafe die Pflanzen unbeschadet fressen können. Bei diesen werden die toxischen Nitroverbindungen von den Pansenbakterien abgebaut und unschädlich gemacht. Dagegen leiden Pferde nach dem Genuss größerer Mengen an Wachstumsstörungen und Lähmungen, die im Extremfall zum Tod führen können.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner