Was ist Hecken-Kälberkropf?
Hecken-Kälberkropf, Betäubender Kälberkropf oder Taumel-Kerbel (Chaerophyllum temulum) gehört zur Familie der Doldenblütler (Apiaceae) und ist in Europa weit verbreitet. Die zweijährige krautige Pflanze, die bis zu 140 Zentimeter Wuchshöhe erreicht, trifft man häufig in schattenliebenden Unkrautfluren, Säumen von Hecken und Gebüschen, an Waldrändern und auf Lichtungen an.
Die Pflanze entspringt einer fleischen, rübenförmigen Wurzel und trägt mehrere aufrechte und verzweigte Stängel. Diese sind kantig gerundet und dicht borstig behaart. Charakteristisch sind die Verdickungen der Knoten an den Verzweigungen und unregelmäßige dunkelrote Flecken. Die Blätter sind zwei- bis dreifach gefiedert, mit stumpfen eiförmigen Endabschnitten und ebenso wie die Stängel mit Borsten bedeckt.
Als Blütenstände werden wenig gewölbte Doppeldolden mit 5-11 Strahlen meist ohne Hüllblätter gebildet. Die einzelnen Blüten sind fünfzählig, zwittrig und radiärsymmetrisch, mit weißen Kronblättern, die bei den randständigen Blüten etwas größer ausfallen als innen. Bei dieser Art sind die Griffel so lang wie das Griffelpolster und die als Früchte hervorgebrachten länglichen braunen Doppelachänen werden 5-7 Millimeter lang. Die ganze Pflanze riecht aromatisch nach Möhren.
Hecken-Kälberkropf im Garten

Quelle: Dan Tiego/shutterstock.com
Standort
Der Hecken-Kälberkropf gedeiht am besten auf einem frischen und nährstoffreichen, locker humosen Lehmboden und steht am liebstem im Halbschatten. Wärme liebt er, mit Staunässe kommt er nicht zurecht.
Schnitt
Will man den Kälberkropf entfernen, geht das wesentlich leichter als bei anderen Pflanzen – sie lassen sich mitsamt der Wurzel mühelos herausrupfen. Das ist bereits kurz nach der Fruchtreife erforderlich, denn die Pflanzen sterben danach ab und hinterlassen nur welkes Kraut. Zudem lässt sich so eine unkontrollierte Selbstaussaat verhindern. Beim Hantieren sollte man Handschuhe tragen, denn die borstigen Haare auf Blättern und Stängel durchdringen die Haut ohne weiteres und rufen ebenso wie der Saft schwere Hautentzündungen hervor.
Vermehrung
Die Vermehrung erfolgt mit Samen, und die Pflanzen sorgen kräftig für Selbstaussaat.
Verwendung
Im heimischen Garten ist der Wiesen-Kälberkropf eher selten anzutreffen; in naturnahen Wiesen oder am Rand von Büschen und Hecken bietet er aber zahlreichen Insekten Nahrung, und die vertrockneten Stängel werden von einigen Wildbienen gerne als Nisthilfe angenommen.
Schädlinge
Mit seinen Giftstoffen hält sich der Hecken-Kälberkropf viele Schädlinge vom Leib. An den Blüten finden sich neben Bestäubern auch häufig Blattläuse und anderes Getier. Eher selten treten Pilzerkrankungen wie Mehltau auf.
Ökologie
Den gut erreichbaren Pollen und Nektar des Hecken-Kälberkropf sammeln eine Vielzahl von Insekten. Den Pollen holen sich sieben Wildbienen, allesamt Sandbienen der Gattung Andrena. Ebenso interessieren sich vier Schmetterlinge für das Kraut; Landkärtchen (Araschnia levana) und Lärchen-Blütenspanner (Eupithecia lariciata) nutzen ihn als Nektarpflanze, Bocksbarteule (Amphipyra tragopogonis) und Haarstrang-Blütenspanner (Eupithecia selinata) als Raupenfutter.
Die vertrockneten Pflanzen bleiben bis weit in den Winter stehen und verstreuen ihre Samen. Wer einige Exemplare stehenlässt bietet einigen stängelbewohnenden Wildbienen im darauffolgenden Frühjahr eine Nistmöglichkeit. Dafür dürfen sie aber nicht abgeschnitten und horizontal gelegt werden.
Wissenswertes
Kennzeichnend für den Hecken-Kälberkropf ist, dass die gesamte Pflanze nach der Fruchtreife abstirbt. Eher ungewöhnlich ist auch die Tatsache, dass sie sich relativ leicht mitsamt der Wurzel aus dem Boden ziehen lässt. Für Nutztiere ist er in größeren Mengen gefressen giftig und ruft Lähmungen und Koliken hervor. Auch für den Menschen besteht Verwechslungsgefahr, wenn er eigentlich auf der Suche nach Wiesenkerbel für Salate und ähnliches ist.
Was sind zweijährige Pflanzen?
Zweijähre Pflanzen bilden im ersten Jahr meist nur eine flache Rosette. Im nächsten Jahr wächst die Pflanze in die Höhe, blüht und versamt sich. Die Pflanze stirbt und aus dem Samen entsteht die nächste Generation.
Markus Wichert
Naturgärtner