Heimische Wildpflanzen sind die neuen Exoten
Heimische Wildpflanzen sind vielerorts selten geworden und damit die neuen Exoten in unseren Gärten. Sie sind, im Gegensatz zu Neuzüchtungen und Neuankömmlingen, eine wichtige Nahrungsquelle für Wildbienen und Schmetterlinge. In puncto Stand- und Klimafestigkeit sind sie anderen Arten deutlich überlegen. Auch kalte Winter überleben sie meist ohne Probleme. Gut für dich, gut für die Natur.
Also pflanzt heimische Arten, so wie diese!
Markus Wichert
Naturgärtner
Was ist Gelbe Wiesenraute?
Die Gelbe Wiesenraute ist eine ausdauernde krautige Pflanze aus der Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae), die mit ihren dekorativen Blättern und Blüten auffällt. Wild findet man sie in weiten Teilen Europas mit Ausnahme Islands und der Türkei auf feuchten und nährstoffarmen Böden wie Sümpfen, Flachmooren, Gräben und Feuchtwiesen, insbesondere der Stromtäler der großen Flüsse. Im Garten wird sie nur recht selten kultiviert und gilt als Geheimtipp für den Gartenteich.
An ihr zusagenden Standorten kann die buschig wachsende Gelbe Wiesenraute eine Höhe von bis zu eineinhalb Metern erreichen. Im Untergrund bildet sie ein horizontal kriechendes Rhizom mit groben Wurzeln und reichlich Ausläufer, mit denen sie die nähere Umgebung erobert. Ihre aufrechten Stängel sind kantig gerillt und kahl und tragen die doppelt oder dreifach gefiederten glänzend dunkelgraugrünen Blätter, deren Fiederblättchen wiederum drei- bis fünflappig oder -spaltig sind. Hinzu kommt eine bodennahe Rosette aus einigen Blättern.
Im Sommer erscheinen an den Enden der Stängel schmale längliche, geradezu flauschige Rispen aus wohlriechenden Blüten. Sie bestehen aus kurzen weißen Blütenblättern und zahlreichen wesentlich längeren aufrechten, hellgelben Staubblättern. Aus ihnen entwickeln sich 2-3 Millimeter lange eiförmige gerippte Nüsschen mit einem kurzen Schnabel, die in dichten Büscheln zusammensitzen.
Gelbe Wiesenraute im Garten
Standort
Trotz seiner Vorliebe für feuchte Böden verträgt die Gelbe Wiesenraute im Sommer problemlos auch ein paar heiße und trockene Tage. Am liebsten steht sie auf einem frischen bis feuchten und durchlässigen, nährstoffarmen Boden mit viel Sonne oder zumindest mit Halbschatten. Im Winter verträgt sie bis zu -23 °C.
Bei kultivierten Pflanzen besteht wegen der großen Blüten die Gefahr, dass diese bei Wind und Regen Schaden nehmen; am besten platzierst Du sie daher so, dass sie etwas geschützt stehen.
Schnitt
Bei Bedarf kannst Du die im Herbst absterbenden Teile abschneiden, am besten erst im folgenden Frühjahr. Bis dahin schützen sie die Wurzeln vor Kälte und bieten noch vielen Kleinlebewesen Nahrung und Unterschlupf.
Vermehrung
Eine Vermehrung ist durch Teilen der Bestände und mit Samen möglich.
Verwendung
Am häufigsten findet man die Gelbe Wiesenraute am Ufer von Gartenteichen angepflanzt. Sie kommt aber ebenso mit anderen feuchten Stellen im Garten zurecht und kann in wasserdichten Kübeln auch auf Balkon und Terrasse gepflanzet werden.
Ökologie
- Bei den zahlreichen filigranen Blüten sind Nektar und Pollen leicht zu holen; dementsprechend ist die Gelbe Wiesenraute im Garten eine Attraktion für eine Vielzahl von Insekten.
- Hauptbestäuber sind Bienen, Fliegen, Wespen und der Wind – daher die extrem auffälligen Staubgefäße.
- Dafür interessieren sich auch 18 Wildbienen, die sich hier den Pollen für ihre Brut organisieren.
- Die Blüten und Früchte sind die Hauptnahrung des Wiesenrauten-Kapselspanners Gagitodes sagittata, eines Nachtfalters mit einer unverwechselbaren Zeichnung: Die Vorderflügel sind in verschiedenen Brauntönen gemustert, die Hinterflügel hingegen grauweiß. In Deutschland gilt er als selten und steht auf der Roten Liste als stark gefährdet.
- Als Raupenfutter dient sie zudem der Wiesenrauten-Goldeule Lamprotes c-aureum., einem weiteren Nachtfalter mit einer ähnlichen, aber goldigeren Färbung und braungrauen Hinterflügeln.
- Die Verbreitung der Samen übernehmen Wind und Wasser; sie sind schwimmfähig und können an ihren feuchten Standorten auch vom Wasser weit davongetragen werden.
- Auf nährstoffarme Böden angewiesen zu sein kann für eine Pflanze in Zeiten der allgemeinen Überdüngung zur Crux werden. Dementsprechend wird die Gelbe Wiesenraute in Deutschland und vielen anderen Ländern zusehends seltener.
Wissenswertes
- Alter Name: Der Name Thalictrum wird bereits von Dioskurides erwähnt und bedeutet im Griechischen sinngemäß schnell ergrünend – eine Anspielung auf die schnelle Entwicklung im Frühling.
- Alte Färbepflanze: Die Wurzeln der Gelben Wiesenraute hat man früher zum Gelbfärben von Wolle verwendet, sie enthalten den gelben Farbstoff Makrocarpin.
- Alte Heilpflanze: Heute nicht mehr gebräuchlich hat man das Kraut früher als Abführmittel und Diuretikum eingesetzt. Wegen der Giftigkeit verzichtet man heute darauf.
- Aus dem gleichen Grund nutzt man sie heute nicht mehr zum Aromatisieren von Bier, wie das noch im Mittelalter der Fall war.
- Neben der Wildart gibt es eine ganze Menge von Ziersorten.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner
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