Was ist Gemeine Pfingstrose?
Gemeine Pfingstrose, Garten-Pfingstrose oder Stauden-Pfingstrose (Paeonia officinalis) ist das namensgebende Mitglied der Familie der Pfingstrosengewächse (Paeoniaceae). Ursprünglich in den Flaumeichen- und Hopfenbuchenwäldern der Alpen beheimatet findet man sie heutzutage häufig als Zierpflanze in deutschen Gärten.
Das 30-50 Zentimeter hohe ausdauernde Kraut bildet ein fleischiges Rhizom mit zahlreichen Wurzelknollen. Ihm entspringen dicke aufrechte oder wenig aufsteigende gerade und unverzweigte, grüne runde Stängel, an denen die bis zu 30 Zentimeter langen gestielten Blätter sitzen. Früh im Jahr bilden sie in Bodennähe eine Rosette, die jedoch zur Blütezeit bereits vollständig verwelkt ist. Die wechselständigen Stängelblätter sind doppelt gefiedert mit drei Abschnitten, die jeweils meist fünf Fiederblätter aufweisen. Diese sind lanzettlich bis breit-lanzettlich, mit kahler dunkelgrüner Oberseite und einer grau behaarten helleren Unterseite.
Die Blüten der Gemeinen Pfingstrose sind zwittrig, radiärsymmetrisch und fünfzählig. Auffällig sind die unterschiedlich geformten grünen Kelchblätter, die bereits vor der Fruchtbildung abfallen. Kronblätter sind zehn vorhanden, sie bilden eine rote Schüssel und sind 4-8 Zentimeter lang und oval. Im Inneren der Blüten stehen zahlreiche gelbe Staubblätter und zumeist drei rote Fruchtblätter. Als Früchte werden pro Blüte zwei oder drei braune derbe, auf der Außenseite dicht filzigen Balgfrüchte gebildet, die auf der Oberseite aufspringen und die zahlreichen schwarzglänzenden eiförmigen Samen freigeben. Einige wenige rote Samen sollen potentielle Verbreiter auf die Früchte aufmerksam machen.
Gemeine Pfingstrose im Garten

Quelle: Flower_Garden/shutterstock.com
Standort
Pfingstrosen sind wenig wählerisch und gedeihen auch auf schweren Lehmböden, wie sie sie aus ihrer alpinen Heimat kennt. Der Boden sollte gleichmäßig feucht, mineralisch und wenig humos, gerne auch kalk- und basenreich sein. Sie bevorzugt volle Sonne oder zumindest Halbschatten.
Schnitt
Pfingstrosen sind ausgesprochen pflegeleicht und benötigen keinen besonderen Schnitt. Im Gegenteil, wenn man sie ihrem Schicksal überlässt werden sie von Jahr zu Jahr prächtiger. Sie verkahlen auch nicht oder überaltern. Lediglich die alten vertrockneten Triebe kann man im Winter oder zeitigen Frühjahr entfernen. Einen Schnitt im Gesträuch vertragen sie wesentlich besser als in den Wurzeln.
Vermehrung
Eingriffe an ihrem Wurzelsystem mag die Gemeine Pfingstrose wenig. Daher sollte man sie nach dem Einpflanzen in Ruhe lassen und möglich auch nur selten teilen. Das nimmt sie eine ganze Weile übel und wächst und blüht erstmal zögerlicher als man es von ihr gewohnt ist.
Verwendung
Die Echte Pfingstrose ist der Klassiker der mittelalterlichen Klostergärten und macht sich heute auch im Bauerngarten oder Apothekergarten gut. Nur in der Nähe von starken Wurzlern muss man aufpassen, denn sie ist Wurzelkonkurrenz von ihren natürlichen Standorten nicht gewohnt und leidet bei allzu ausbreitungsfreudiger Nachbarschaft. Ansonsten kann sie hundert Jahre alt und von Jahr zu Jahr prächtiger werden.
Schädlinge
Ameisen finden sich bereits auf den Zuckersaft ausscheidenden Blüten und halten die meisten tierischen Schädlinge fern. Weniger gut gefeit ist die Pfingstrose gegen Nematoden und Pilzerkrankungen wie Mehltau und Grauschimmel.
Ökologie
Die Gemeine Pfingstrose gehört zu den Rekordhaltern, was die Menge des pro Blüten produzierten Pollens angeht: Wissenschaftler haben um die 3,6 Millionen Pollenkörner gezählt. Kaum verwunderlich, dass die reichhaltige Pollenquelle bei Insekten äußerst beliebt ist. Nicht minder interessant ist für sie der reichlich gebildete Nektar, der am Grund der zu einer Röhre verwachsenen Staubblätter zur Verfügung gestellt wird.
Hauptbestäuber sind Honigbienen. Ebenso finden sich zahlreiche andere Insekten ein, vor allem Wildbienen, Hummeln, Schmetterlinge, Käfer und Fliegen. Pollen für ihre Brut sammeln die Wildbienen Andrena fulva, Lasioglossum laevigatum und Megachile nigriventris. An die Wurzeln legt der Heidekraut-Wurzelbohrer (Phymatopus hecta) seine Eier ab; die Raupen ernähren sich von den Wurzeln der Pfingstrose.
Außer in den Nektarien am Grund der Staubblätter bildet die Pflanze bereits an den vergänglichen Kelchblättern Zuckersaft, bevor sich die Blüten öffnen. Sie locken neben anderen Insekten auch Ameisen herbei; man geht davon aus, dass sie die Knospen vor Fressfeinden schützen sollen. Insbesondere bei Zuchtsorten bilden sie oft so viel davon, dass sie verkleben und sich die Blüten nicht mehr öffnen können, insbesondere wenn kein Regen den Zuckerpanzer abwäscht.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner