Was ist Flatter-Ulme?
Die Flatter-Ulme wird regional auch als Flatter-Rüster oder Weißrüster bezeichnet; die sich zu prächtigen Exemplaren entwickelnden Laubbäume gehören zur Familie der Ulmengewächse (Ulmaceae) und werden in Deutschland zusehends seltener. Ihre natürlichen Bestände erstrecken sich von Ost- und Mitteleuropa bis nach Asien am Kaukasus, vom Tiefland bis in die Mittelgebirge; in den Gebirgen wie den Alpen fehlt sie, in Frankreich und Spanien tritt sie nur regional auf. In Deutschland wächst sie vor allem im Nordosten und am Oberrhein.
Man findet die imposanten sommergrünen Laubbäume vor allem in der Nähe von Gewässern, etwa in Auwäldern und Bruchwäldern. Sie gehören zu den wenigen Bäumen, die langfristige Überflutungen problemlos ertragen; laut Wikipedia sollen sie bis zu 100 Tage pro Jahr im Wasser stehen können.
Sehr apart: Als besondere Anpassung bilden Flatter-Ulmen oft Brettwurzeln, die im feuchten Grund für besondere Standfestigkeit sorgen und für europäische Bäume äußerst untypisch sind.
Flatter-Ulmen werden bis zu 35 Meter hoch; sie weisen kräftige Wurzeln mit Ablegern und Wurzeltrieben auf und einen geraden, bis weit in die Krone reichenden Stamm mit einer graubraunen, längsrissigen Borke, die schon bei jungen Bäumen in kleinen Schuppen abblättert. Auf der Sonnenseite wird die Rinde olivbraun, auf der Schattenseite gelbgrün.
Die kurz gestielten wechselständigen Blätter sind wie bei allen Ulmen asymmetrisch; ihre Oberseite ist dunkelgrün und kahl oder schwach behaart, die Unterseite heller und dicht behaart. Der Rand ist doppelt gezähnt, und am Ende läuft die Blattspreite in eine lange Spitze aus, die bisweilen von zwei Nebenspitzen begleitet wird.
Die unscheinbar cremefarbenen zwittrigen Blüten erscheinen noch vor dem Blattaustrieb im März und April; sie sind lang gestielt und stehen in kleinen Büscheln. Bezeichnend sind die rotvioletten Staubbeutel und die filzigen zweilappigen Narben der Griffel. Aus ihnen entwickeln sich die ulmentypischen Flügelnüsse: Hier sitzt der Samen in der Mitte der Flügel, deren Rand anders als bei Bergulme und Feldulme dichtstehende Wimpern aufweist.
Am zuverlässigsten lässt sich die Flatter-Ulme durch ihre gut zwei Zentimeter langen Blütenstiele von ihren anderen heimischen Verwandten unterscheiden.
Flatter-Ulme im Garten
Standort
Flatter-Ulmen stellen keine besonderen Ansprüche an den Boden und nehmen mit jeder halbwegs brauchbaren Gartenerde vorlieb. Der Boden sollte nach Möglichkeit gut durchlässig sein, auch wenn die Bäume stehende Nässe durchaus vertragen, dann wachsen sie deutlich besser als mit verdichtetem Boden. Kalk im Erdreich ist ihr nur recht, und die Erde sollte feucht bis frisch sein. Zeitweise Überflutung macht ihr nichts aus, das ist sie von ihren natürlichen Standorten in Au- und Bruchwäldern gewohnt. Bei zu trockenem Stand erweisen sich die Bäume als nur kurzlebig.
Schnitt
Einen regelmäßigen Schnitt braucht die Flatter-Ulme üblicherweise nicht; es reicht vollkommen aus, wenn Du ab und zu abgestorbene Äste entfernst. Sie wächst auch ohne Dein Zutun zu einem stattlichen Großbaum heran.
Vermehrung
Eine Vermehrung der Flatter-Ulme mit Samen ist ein Generationenprojekt; wenn Du einen Baum im Garten haben möchtest kaufst Du besser ein junges Bäumchen in der Baumschule oder im Gartencenter, damit kommst Du wesentlich schneller voran.
Verwendung
Für den Kleingarten ist die Flatter-Ulme mit bis zu 35 Metern Höhe eher nicht geeignet. In großen Gärten gibt sie hingegen einen prachtvollen Solitär.
Die Flatter-Ulme hat einige Pluspunkte: Sie wächst schnell, sieht imposant aus und verträgt ohne Probleme Bodenverdichtung, Streusalz und Luftverschmutzung. Daher wird sie gerne in Parks und Grünanalgen und als Straßenbaum gepflanzt.
Schädlinge
Das Ulmensterben hat in den vergangenen Jahren zu herben Verlusten bei den Ulmenbeständen geführt. Diese Erkrankung wird durch den Schlauchpilz Ophiostoma novo-ulmi hervorgerufen, der die Leitungsbahnen verstopft und die Bäume quasi verhungern und verdursten lässt. Gegen diesen Plagegeist ist die Flatter-Ulme zumindest teilweise resistent, und seine Überträger, der Große und Kleine Ulmensplintkäfer (Scolytus scolytus, S. multistriatus) meiden diese Ulmenart wegen bestimmter Inhaltsstoffe in der Rinde.
Ökologie
Die selten gewordene Flatter-Ulme teilt ihr Schicksal mit Tieren, die diese Bäume als Lebensraum bevorzugen wie der Ulmen-Blattfloh (Psylla ulmi), der auf diese Art angewiesen ist.
Für den Artenschutz ist sie aber auch darüber hinaus wichtig, denn sie dient auch einer Reihe von Schmetterlingen als Raupenfutter. Namensgebend ist sie für den Ulmen-Zipfelfalter Satrium w-album; andere Interessenten sind der Große Fuchs Nymphalis polychloros und der C-Falter Polygonia c-album oder die weniger bekannten Nachtfalter Rotbraune Ulmeneule Cosmia affinis und Streckfuß Calliteara pudibunda.
Als beliebte Futterpflanze des C-Falters wird die Flatter-Ulme aktuell in Großßbritannien von Naturschutzgruppen wie der Butterfly Conservation konsequent dort gepflanzt, wo das Ulmensterben die anderen Ulmenarten dezimiert hat.
Für die Verbreitung der geflügelten Samen sorgt der Wind, der die Nüsschen über weite Strecken davonträgt. Er ist auch für die Bestäubung der Blüten zuständig.
Wissenswertes
Inzwischen steht die Flatter-Ulme auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Das liegt vor allem am Rückgang ihrer bevorzugten Lebensräume wie den Auwäldern der großen Flüsse, die zusehends trockengelegt werden und dem damit verbundenen sinkenden Grundwasserspiegel. An solchen Standorten können diese Ulmen nicht mit der stärkeren Konkurrenz mithalten und verschwinden binnen weniger Jahre. Flatter-Ulmen sind im Wald generell nicht besonders konkurrenzstark.
Die beiden größten deutschen Exemplare der Flatter-Ulme stehen in Gülitz im Landkreis Prignitz und in Rahnsdorf bei Berlin. Die Gülitzer Alte Ulme hat einen Stammumfang von 10 Metern und ist 400-500 Jahre alt, die Alte Dorf-Ulme in Rahnsdorf einen Stammunfang von 5,2 Metern bei einem Alter von über 500 Jahren.
Lindenholz ist weich und zum Schnitzen und Verarbeiten sehr begehrt. Das Holz der Flatter-Ulme ist dabei deutlich zäher und beständiger als das von Feldulme und Bergulme und wird daher seltener verwendet.