Was ist Echtes Leinkraut?
Echtes Leinkraut, Gewöhnliches Leinkraut oder Gemeines Leinkraut (Linaria vulgaris), oft auch als Kleines Löwenmaul bezeichnet, ist ein Vertreter der Wegerichgewächse (Plantaginaceae). Die in Mitteleuropa heimische Art findet sich wild nur selten in Getreidefeldern und auf Brachäckern, Wegrändern und Schuttplätzen oder Waldschlägen.
Es entspringt einer bis zu einem Meter herabreichenden Wurzel, mit der es den Winter überdauert. Oberirdisch erreichen die aufrechten runden Stängel eine Wuchshöhe von 20-60 Zentimetern; sie sind unverzweigt oder nur weit oben leicht verästelt und drüsig behaart. Die Blätter sind 2-5 Zentimeter lang, ungestielt und linealisch-lanzettlich mit einem oder drei Blattnerven.
Bei den Blütenständen handelt es sich um einseitwendige langgezogene Trauben mit 5-30 Einzelblüten. Diese sind zwittrig, 19-33 Millimeter lang, zygomorph mit 3-6 Millimeter langen grünen Kelchblättern und schwefelgelben Kronblättern, die einen 16-30 Millimeter langen spitz zulaufenden Sporn bilden. Die Unterlippe ist wulstig hervorgehoben und orangefarben. Bei dieser Art sind die Blütenstiele höchstens so lang wie der Kelch. Die Früchte sind eiförmige, 5-7 Millimeter lange braune Kapseln, die sich an der Spitze mit Poren öffnen und die scheibenförmigen, breit hautrandigen schwarzen Samen freigeben.
Echtes Leinkraut im Garten

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Standort
Das Echte Leinkraut liebt einen mäßig frischen, nährstoff- und basenreichen, kalkarmen und wenig humosen sandigen oder reinen Ton- und Lehmboden mit viel Wärme. Es steht am liebsten in der Sonne oder im Halbschatten.
Schnitt
Ein Schnitt ist bei der pflegeleichten Pflanze nur erforderlich, wenn man die ansonsten sehr erfolgreiche Selbstaussaat verhindern möchte.
Vermehrung
Die Vermehrung des Echten Leinkraut mit Samen ist leicht möglich, und es sorgt auch selber kräftig für Selbstaussaat: Eine einzige Pflanze bildet bis zu 32.000 Samen.
Verwendung
Mit ihren hübschen schwefelgelb-orangenen Blüten ist das Kleine Löwenmäulchen ideal für lehmige Blumenbeete oder Rabatten.
Schädlinge
Schnecken machen sich gerne über die jungen Pflanzen her, und die Blüten sind des Öfteren mit Blattläusen gesegnet. Bisweilen treten auch Pilzerkrankungen wie Mehltau oder Rostflecken auf.
Ökologie

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Die Löwenmäulchen öffnen sich nur, wenn sich ein recht schweres Insekt auf die Unterlippe setzt. Daher ist die Bestäubung vor allem größeren Bienen und Hummeln vorbehalten, Schmetterlinge und andere Insekten gehen bei der Nektarsuche leer aus. Pollen sammeln die beiden Wildbienen Anthidium manicatum und Melitta leporina.
Als Raupenfutter verwenden drei Schmetterlinge das Leinkraut, die Möndcheneule (Calophasia lunula), Goldbraune Hauhecheleule (Pyrrhia umbra) und der Rote Scheckenfalter (Melitaea didyma).
Die Verbreitung der geflügelten Samen erfolgt mit Wind und Wasser oder mit der Hilfe von Ameisen.
Wissenswertes
In der Botanik gilt das Echte Leinkraut als Lehmzeiger. Es ist eine altbewährte Heilpflanze, aus der man einen Tee gegen Blasenentzündungen und Verstopfung oder Salben gegen Wunden und Hämorrhoiden herstellt. In der Vase sind die dankbaren Schnittblumen lange haltbar.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner