Was ist Alpen-Edelweiß?
Das symbolträchtige Alpen-Edelweiß gilt als die Alpenpflanze schlechthin; die ausdauernden krautigen Pflanzen sind an ihrer dichten weißfilzigen Behaarung auf allen oberirdischen Teilen leicht kenntlich, und die typischen Blütenstände erinnern mit ihren großen Hochblättern an kleine Sternchen. Man findet es nicht, wie die Legende besagt, an steilen Hängen, sondern wesentlich häufiger auf Wiesen, Rasen und Almen in felsiger Lage mit reichlich Kalk und Silikaten im Untergrund. In den Alpen wächst es in Höhen zwischen 1800 und 3000 Metern, also teils weit oberhalb der Baumgrenze.
Bisweilen läuft das Alpen-Edelweiß als Unterart Leontopodium nivale ssp. alpinum; diese beschränkt sich allein auf die Alpen, das Jura und die Karpaten, während die Typart ssp. nivale auch in den Gebirgen Italiens und des Balkans auftritt.
Alpen-Edelweiß ist ein Flachwurzler mit einer kräftigen faserigen Wurzel, aus der eine bodennahe Rosette aus fünf Zentimeter langen Blättern entspringt; nur die Blütenstängel ragen daraus weiter hervor und erreichen eine Höhe von einer knappen Handbreit. Blätter und Stängel sind über und über mit dichtem weißen Filz überzogen. Gleiches gilt für die Blütenstände, die von 5-15 großen Hochblättern umgeben sind – meistens werden diese als Blüten angesehen. In Wirklichkeit sind das aber Scheinblüten, denn die echten Blüten stehen in kleinen rundlichen Körbchen im Inneren. Sie weisen das Alpen-Edelweiß als Mitglied aus der Familie der Korbblütler (Asteraceae) aus. Die Körbchen beherbergen lediglich kleine strohgelbe Röhrenblüten, Zungenblüten fehlen hier völlig. Selbst im Winter verbleiben die renitenten Blüten trotz Eis und Schnee und halten bis zum kommenden Frühling. Als Früchte werden Achänen gebildet.
Alpen-Edelweiß im Garten

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Standort
Ebenso wie im Gebirge braucht das Alpen-Edelweiß im Garten einen durchlässigen, feuchten bis frischen lehmigen Boden mit wenig Nährstoffen und viel Kalk – gerne auch mit Steinen und Sand. Am liebsten steht es in der vollen Sonne; Schatten bringt es ebenso zuverlässig um wie Überdüngung oder stehende Nässe. Wer im Gebirge überleben will muss auch Frost abhaben können; die Pflanzen überstehen im Winter bis zu -28 °C.
Vermehrung
In aller Regel wirst Du das Alpen-Edelweiß zunächst einmal im Gartenhandel kaufen und im Garten ansiedeln. Danach kannst Du seine Bestände teilen und verpflanzen; allerdings wächst es nicht übermäßig schnell, sodass Du Dich gegebenenfalls etwas gedulden musst. Auch gar nicht so schwer ist die Nachzucht aus Samen, die man im Fachhandel auch des Öfteren bekommt; sie keimen recht zuverlässig, wenn Du sie im Herbst gleich an Ort und Stelle im Garten aussäst.
Verwendung
Als Hochalpenspezialist gedeiht das Alpen-Edelweiß im Garten am besten im Alpinum oder Steingarten, wo es viel Sonne und Wärme bekommt. Darüber hinaus kannst Du es auch auf Balkon und Terrasse bringen, indem Du es in Schalen oder Kübeln pflanzt. Achte nur darauf, dass die Erde nicht zu nährstoffreich ist.
Nicht wundern, wenn das „echte“ Alpen-Edelweiß in einem Garten in der Ebene selten so schön wird wie im Hochgebirge und schnell vergrünt oder auswächst; für die typische Optik sind besondere klimatische Bedingungen erforderlich, die es nun einmal in den Alpen, aber nicht in Hamburg oder Leipzig gibt. Greife gegebenenfalls auf die Sorten und Hybriden mit Edelweißarten aus dem Himalaya zurück, die im Tiefland besser gedeihen.
Als Trockenblume ist das Edelweiß lange haltbar.
Schädlinge
Schädlinge und Krankheiten sind beim äußerst robusten Alpen-Edelweiß nur selten zu finden – ein rechter Hochgebirgler ist nicht so schnell umbringbar. In der Kultur machen ihm Schatten, Überdüngung und zu viel Wasser oft mehr zu schaffen; dadurch werden die Pflanzen auch anfällig für Pilzerkrankungen.
Ökologie
- Der dichte weiße Filz auf allen oberirdischen Teilen dient zum einen der Wasserersparnis, zum anderen schützt er vor übermäßiger UV-Einstrahlung, hält die Pflanzen warm und weist Bestäubern mit seiner weithin sichtbaren Reflektion den Weg.
- Als Bestäuber fungieren vor allem Fliegen, zudem Bienen, Schmetterlinge und Käfer. In den Hochregionen gibt es nur wenig Futter, sodass das Alpen-Edelweiß hier eine wichtige Rolle als Nahrungslieferant spielt.
- Edelweiß-Nektar enthält nicht nur Zucker, sondern auch reichlich Aminosäuren, die diese Insekten dringend für ihren Eiweißstoffwechsel benötigen.
- Den Pollen des Edelweißes holen sich 71 heimische Wildbienen, von denen allerdings auch viele fast ausschließlich in den Hochgebirgen zu finden sind. Viele davon stehen auf der Roten Liste und sind ebenso wie das Edelweiß selber stark gefährdet, elf gelten als spezialisiert.
- Die Verbreitung der Samen übernehmen Wind und Wasser.
- In der freien Natur ist das Alpen-Edelweiß kaum noch zu finden; nicht zuletzt weil es wegen seiner Beliebtheit immer wieder pflückenden Touristen zum Opfer fällt. Auf der Roten Liste steht es als stark gefährdet, sodass es weder gepflückt noch ausgegraben werden darf.
- Falls Du die hübschen Kleinen im Garten haben möchtest, so kaufe sie lieber im Gartenhandel und lass die wenigen noch verbliebenen Exemplare stehen! Dort bekommst Du für wenig Geld auch eine Reihe von schönen Sorten, die besonders dekorativ und oft noch pflegeleichter ausfallen.
Wissenswertes
- Kaum eine Alpenblume ist so symbolträchtig wie das Alpen-Edelweiß; sein Konterfei ziert so ziemlich alles vom Kräuterschnaps bis zum Wanderstock, was sich mit dem Gebirge werbetechnisch in Verbindung bringen lässt. Leider hat diese Beliebtheit auch zu seiner Seltenheit beigetragen, nicht zuletzt auch das Pflücken zu kommerziellen Zwecken.
Alter Hochzeitsbrauch in den Alpen: Früher war es üblich, dass der Bräutigam der Braut am Tag der Hochzeit ein Straußerl Edelweiß schenkte – selbst gepflückt selbstverständlich.
- Das Alpen-Edelweiß gilt als Relikt der letzten Eiszeit; seinerzeit wanderte es mit den wandernden Eismassen aus dem zentralasiatischen Raum ein und konnte sich nach Abtauen der Gletscher im Tiefland nur noch in den Gebirgen erfolgreich der wuchsstärkeren Konkurrenz erwehren.
- Der Name Leontopodium kommt aus dem Griechischen und bedeutet sinngemäß Löwenfüßchen.
- Als Heilpflanze ist das Alpen-Edelweiß mittlerweile nicht mehr gebräuchlich; in der traditionellen Volksmedizin der Alpenländer verwendete man das „Bauchwehblümerl“ in Milch gekocht gegen Bauchschmerzen, Durchfall, Bronchitis und Angina pectoris.
- Der UV-Schutz ist in der Höhenlage dringend notwendig und beschränkt sich nicht nur auf die filzige Behaarung. Das Kraut enthält auch jede Menge Antioxydanzien, die es vor freien Radikalen schützen.
- Diese UV-Protektion macht man sich auch in der Kosmetik bei Sonnenschutz und Anti-Aging-Hautpflege zunutze. Im Schweizer Kanton Wallis wird es eigens dafür angebaut.
- Heute kaum noch zu finden, aber früher eine Sensation: Bisweilen treten extrem große Scheinblüten mit einem Durchmesser von bis über zehn Zentimetern auf. Diesen „Edelweißkönigen“ sagte der Volksglaube besondere Heil- und Zauberkräfte zu.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner