Heimische Wildpflanzen sind die neuen Exoten
Heimische Wildpflanzen sind vielerorts selten geworden und damit die neuen Exoten in unseren Gärten. Sie sind, im Gegensatz zu Neuzüchtungen und Neuankömmlingen, eine wichtige Nahrungsquelle für Wildbienen und Schmetterlinge. In puncto Stand- und Klimafestigkeit sind sie anderen Arten deutlich überlegen. Auch kalte Winter überleben sie meist ohne Probleme. Gut für dich, gut für die Natur.
Also pflanzt heimische Arten, so wie diese!
Markus Wichert
Naturgärtner
Was ist Gewöhnlicher Wasserhahnenfuß?
Als Sumpfpflanzen und Begleiter von Bachufern sind uns Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae) bestens bekannt; einige Vertreter mögen es sogar noch nasser und wachsen gleich im Wasser. Dazu gehört der Gewöhnliche Wasserhahnenfuß, der in Mitteleuropa verbreitet in sauberen Bächen, Tümpeln, Teichen und Gräben mit schlammigen und nährstoffreichen Böden vorkommt. Ebenso heimisch ist er in Nordamerika und Nordwestafrika.
Der Gewöhnliche Wasserhahnenfuß lebt dort amphibisch und bildet je nach Wasserverhältnissen eine Wasserform oder eine Landform aus. Letztere zeichnet sich durch einen niedrigen und teppichartigen Wuchs aus, im Wasser werden die frei schwimmenden und im Grund wurzelnden, schlaffen aber zähen Triebe bis zu zwei Meter lang. Blätter an Land und an der Wasseroberfläche sind lang gestielt und im Umriss nierenförmig, mit 3-5 Segmenten tief gelappt und am Rand gezähnt, Tauchblätter dagegen kurzstielig und fein zerschlitzt mit zahlreichen haarfeinen Fiederblättchen.
Eher an die anderen Hahnenfüße erinnern die knapp über die Wasseroberfläche ragenden und in kleinen Büscheln nahe beieinanderstehenden Blüten, nur dass sie hier strahlend weiß mit gelber Mitte und nicht wie so oft rein gelb sind. Sie sind 1-2 Zentimeter groß, zwittrig und doppelt fünfzählig mit unterschiedlich gestalteten Blütenblättern, wobei die äußeren grün und schuppenartig reduziert sind. Im Inneren stehen 14-22 Staubblätter mit gelben Staubbeuteln und 32-36 spiralförmig angeordnete Fruchtblätter, die sich zu 2-4 Millimeter langen behaarten, später kahlen Achänen mit kurzem Schnabel weiterentwickeln. Die Fruchtstiele wachsen munter weiter und werden so bis zu fünf Zentimeter lang.
Gewöhnlicher Wasserhahnenfuß im Garten
Standort
Am besten wächst diese Wasserpflanze in einer Wassertiefe von 1-1,5 Metern. Bei starker Wasserströmung kann der Gewöhnliche Wasserhahnenfuß nicht wachsen. Am besten pflanzt Du ihn vorsorglich in Töpfe oder Kübel, damit er sich nicht zu stark ausbreitet und Du ihn leichter kontrollieren kannst. Er wächst sowohl in der vollen Sonne als auch im Halbschatten, der Boden und das Wasser sollten einigermaßen nährstoffreich sein. Im Winter verträgt er bis zu -28 °C.
Schnitt
Normalerweise musst Du den Gewöhnlichen Wasserhahnenfuß nicht schneiden, es sei denn, er macht sich im Gartenteich zu sehr breit. Dann solltest Du seine Bestände ab und zu zurückschneiden und aus dem Wasser entfernen.
Wie bei anderen Hahnenfüßen solltest Du beim Hantieren Handschuhe tragen; der giftige Saft ist hautreizend und kann eine Hahnenfuß-Dermatitis auslösen.
Vermehrung
Sich selbst breitet der Wasserhahnenfuß vegetativ mit seinen Ausläufern in der Umgebung aus. Die Vermehrung mit Samen spielt im Vergleich dazu eine untergeordnete Rolle.
Verwendung
Als Wasser- und Sumpfpflanze eignet sich der Wasserhahnenfuß natürlich für den Gartenteich. Da er recht schnell recht groß wird ist er vor allem für größere Teiche gut geeignet. Stehendes und langsam fließendes Wasser sind ihm recht, schnell fließende Gewässer mag er nicht.
Ökologie
- Die fein zerteilten Schwimmblätter vergrößern die Oberfläche und erleichtern den Gasaustausch und die Nährstoffaufnahme im Wasser.
- Für die Bestäubung sorgen Insekten; beim Ausbleiben der tierischen Hilfe kann sich der Wasser-Hahnenfuß auch selbst bestäuben. Letzteres gilt vor allem für Blüten, die nicht die Wasseroberfläche erreichen.
- Als Hauptbestäuber gelten Bienen.
- Den Pollen holen sich 23 Wildbienen. Vor allem Sandbienen (Andrena spec.) und Schmalbienen (Lasioglossum spec.) wissen ihn als Larvenfutter zu schätzen.
- Die Bestände sind wichtige Lebensräume, in denen kleine Amphibien, Fische und Insekten Unterschlupf und Nahrung finden.
- So dienen die schwimmenden Bestände Fröschen als Laichgrund.
- In Gartenteichen kommt die Sauerstoffproduktion Fischen zugute, und das Gewässer kippt im Sommer nicht so schnell.
- Andererseits können große Bestände beim Verrotten dem Wasser auch wieder viel Sauerstoff entziehen.
- Die Verbreitung der Achänen erfolgt mit dem Wasser, sie sind schwimmfähig.
Wissenswertes
- Der Wasser-Hahnenfuß ist wie die meisten Ranunculus-Arten in allen Teilen giftig. Er enthält Protoanemonin, das erst durch Trocknen in das unbedenkliche Anemonin umgewandelt wird.
- Große Pflanzenfresser machen dementsprechend einen Boden um die Sumpfpflanze; genießbar wird sie erst im Heu.
- Sogar Bienen sammeln nicht allzu viel von dem Nektar und holen sich ihr Futter lieber woanders.
- Beim Verzehr kommt es zu einem Brennen im Mundraum, gefolgt von Übelkeit, Erbrechen und Durchfall, denn die Inhaltsstoffe reizen die Schleimhäute.
- Dessen ungeachtet gilt der Wasser-Hahnenfuß als alte Heilpflanze, die man in der Volksmedizin bis heute gegen Fieber, Asthma und Rheuma einsetzt.
- In Indien nutzt man sie bis heute ebenfalls bei asthmatischen und rheumatischen Beschwerden sowie bei Malaria.
- Die Nomenklatur von Ranunculus aquatilis ist verzwickt und bei Botanikern umstritten; nicht gerade leichter wird die Unterscheidung dadurch, dass er ohnehin sehr vielgestaltig ist, gerne Hybriden mit anderen Ranunculus-Arten und lokale Sippen bildet.
- Bisweilen wird er mit anderen ähnlichen „Arten“ zur Sammelart Ranunculus aquatilis aggr. (aggregatum)
- Dementsprechend im Gartenhandel nicht wundern, wenn unsere Beschreibung auf eine Pflanze zutrifft, die dort einen anderen Namen hat; mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit ist es tatsächlich der Wasser-Hahnenfuß – in welcher Variante auch immer.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner