Was ist Krebsschere?
Die Krebsschere ist ein Vertreter aus der bei uns seltenen Familie der Froschbissgewächse (Hydrocharitaceae) und der letzte Vertreter der in der Urzeit wesentlich artenreicheren Gattung Stratiodes. Man findet sie in Europa mit Ausnahme des Südens und bis nach Zentralasien in den Schwimmblattgesellschaften an den Ufern stehender Gewässer, in Deutschland vor allem in den Auwäldern der großen Flüsse sowie in Gräben und Sümpfen von Niedermooren; ansonsten gilt die heimische Wasserpflanze in unseren Breiten als Rarität. Dort wo sie wächst bildet sie allerdings schnell große Gesellschaften.
Die Schwimmpflanzen bilden eine Rosette aus bis zu 40 Zentimeter langen und bis vier Zentimeter breiten Blättern, die sie wie die Unterwasserversion einer Aloe aussehen lassen: vor allem mit ihrem kantigen Wuchs und den nach vorne gerichteten Sägezähnen an den Rändern. Aus den Blattachseln sprossen reichlich Ausläufer, sodass die Pflanzen einen regelrechten Teppich bilden können. Unter der Wasseroberfläche bildet sie lange unverzweigte Wurzeln, die größtenteils frei schwimmen und nur sporadisch den Grund berühren; sie holen sich die erforderlichen Nährstoffe stattdessen direkt aus dem Wasser.
Den Winter überstehen die Pflanzen, indem sie im Herbst mit einem kalkhaltigen Schleim bedeckt auf den frostfreien Boden des Gewässers absinken und erst im Frühjahr wieder nach oben kommen. Hoch und runter geht hydraulisch durch das Einlagern von Luft ins Gewebe.
Über der Wasseroberfläche erscheinen im Sommer die 3-4 Zentimeter großen Blüten; sie enthalten drei grüne Kelchblätter und drei weiße Kronblätter. Krebsscheren sind fast immer zweihäusig und bilden männliche und weibliche Exemplare. Aus den weiblichen Blüten werden eiförmig-sechskantige, 3-4 Zentimeter lange Früchte.
Kurios sind die Blüten: Bei den Männchen stehen 3-6 davon in einem Blütenstand, aber blühen tut davon immer nur eine. Die enthält bis zu einem Dutzend fruchtbare Staubblätter und bis zu 30 unfruchtbare, die zu Nektarien umgewandelt sind. Dagegen stehen die Blüten bei den Weibchen einzeln, selten zu zweit.
Krebsschere im Garten
Standort
Die Krebsschere wächst am Ufer im Sumpf oder untergetaucht; dabei bevorzugt sie kalkfreies, aber nährstoffreiches Wasser. Am liebsten steht sie warm und windgeschützt in der Sonne oder im Halbschatten. Sie mag keine großen Veränderungen des Wasserstandes und vor allem keine Verunreinigungen. Im Winter verträgt sie bis zu -28 °C.
Vermehrung
Sich selbst vermehrt die Krebsschere mit reichlich gebildeten Ausläufern, mit denen sie ein Gewässer schnell erobert. Einmal im Gartenhandel gekauft und ans Ufer des Gartenteiches gesetzt sorgt sie schnell für Nachkommenschaft, derer Du Dich meist eher erwehren als sie fördern musst. Im Vergleich zur vegetativen Vermehrung spielt die mit Samen eine nur untergeordnete Rolle.
Verwendung
Die hübschen Rosetten lassen sich im Uferbereich des Gartenteiches gut einsetzen, und das in allen Größen vom kleinen Tümpel bis zum kleinen See. Einen großen Teil des Jahres bleiben sie untergetaucht, und nur die Spitzen der Blätter und die Blüten ragen über die Wasseroberfläche.
Ganz kleine Gewässer gehen auch: Krebsscheren lassen sich auch im Aquarium halten.
Schädlinge
Gegenüber Schädlingen und Krankheiten gilt die Krebsschere als wenig anfällig; noch nicht mal die sich im feuchten Uferbereich tummelnden Schnecken können ihr etwas abgewinnen.
Ökologie
- Mit ihren reichlich gebildeten Ausläufern erobert die Krebsschere schnell die Uferbereiche eines ihr zusagenden Gewässers; dabei filtert sie das Wasser und reichert es mit Sauerstoff an.
- Was eigentlich gut gegen eine Eutrophierung wäre wird zum Pferdefuß, wenn die großen Bestände zu verrotten beginnen. Die reichlich produzierte Biomasse sorgt für das Verlanden des Ufers, was bei Sümpfen und Mooren nicht immer gerne gesehen wird.
- Mit ihren vielen Ausläufern sorgen die Krebsscheren dafür, dass an einem Standort oft nur Pflanzen eines Geschlechts
- Für eine bestimmte Libelle ist die Krebsschere überlebenswichtig: Die Grüne Mosaikjungfer Aeschna viridis ist bei der Eiablage auf sie angewiesen.
- Ähnliches gilt für einen Nachtfalter, den Wasseraloe-Zünsler Parapoynx stratiotata, der die Krebsschere in seinem lateinischen Namen trägt. Seine Raupen bauen auf den Schwimmblättern große röhrenartige Gespinste, die sie gemeinsam nutzen.
- Die Trauerseeschwalbe Childonias niger ist ein Zugvogel, der in seinem europäischen Sommerquartier bisweilen seine Nester in den großen Krebsscherenrasen anlegt.
- Als halb untergetauchte Schwimmpflanzen bietet die Krebsschere auch einen idealen Lebensraum für die am Rand von Gewässern jagende Gerandete Jagdspinne Dolomedes fimbriatus. Die über zwei Zentimeter großen, tauchfähigen Jäger halten auf der Wasseroberfläche Ausschau nach Kaulquappen, Insekten und kleinen Fischen.
Wissenswertes
- Die Froschbissgewächse (Hydrocharitaceae) sind eine sehr urtümliche Familie. Ihre Gattung Stratiodes, deren letzten Vertreter die Krebsschere darstellt, war im Tertiär in Europa weit verbreitet; heute sind ihre Vorkommen die letzten Relikte. Als Fossilien sind sie relativ häufig zu finden.
- Stratiotes heißt auf griechisch Soldat – das bezieht sich auf die wehrhaften schwertförmigen Blätter.
- Die natürlichen Lebensräume der Krebsschere wie Auwälder und die unberührten Ufer von sauberen Seen und Teichen sind dank Überdüngung und Flurbereinigung im Schwinden begriffen; dementsprechend finden sich die Pflanzen inzwischen auf der Roten Liste, wo sie als besonders geschützt geführt werden.
- Wo früher massenhaft Krebsschere vorkam verfütterte man sie an die Schweine – mal eine andere Kost als die Eichelmast.
- Zudem lässt sie sich als Gründüngung einsetzen, denn die Pflanzen binden reichlich Nitrat, Phosphor und Kalium.
- Als Heilpflanze ist sie heute völlig aus der Mode gekommen. Dagegen beschrieben sie die antiken Ärzte wie Dioskurides und Plinius d.Ä. als probates Mittel zur Heilung von Wunden, die mit eisernen Waffen zugefügt wurden, und auch in den Kräuterbüchern des ausgehenden Mittelalters wird sie ausgiebig erwähnt., etwa zur Behandlung von Gürtelrose oder Nierenkoliken.
- Wie Liebhaber von Briefmarken wissen wurde die selten gewordene Krebsschere 1998 zur Blume des Jahres gekürt.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner