Was ist Kanadischer Judasbaum?
Kanadischer Judasbaum (Cercis canadensis) erfreut sich vor allem wegen seiner üppigen Blütenpracht wachsender Beliebtheit in europäischen Gärten. Er gehört zur Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae) und stammt aus dem östlichen Nordamerika, wo er von Zentralmexiko bis nach Michigan und New Jersey wild im Unterholz von Mischwäldern wächst.
Es handelt sich dabei um breit ausladenden, oft mehrstämmigen kleinen Baum oder großen Strauch, der eine Höhe von 6-8 Metern erreicht und relativ langsam wächst. Seine Rinde ist glänzend dunkelbraun und glatt, im Alter wird sie schuppig und rissig und zeigt mitunter kastanienbraune Flecken. Die Äste sind zickzackförmig und recht schlank, fast schwarz und mit Korkwarzen überzogen. Seine 2,5 Zentimeter großen kastanienfarbenen Winterknospen sind rundlich.
Die wechselständig stehenden, 7-12 Zentimeter langen papierartigen Blätter sind lang, dünn und rund gestielt, herzförmig mit einer kleinen Spitze, ganzrandig und im Austrieb prächtig bronzefarben bis fast schwarz, später dunkelgrün mit einer etwas helleren Unterseite; letztere ist bisweilen spärlich behaart, und gegen Ende des Jahres stellt sich eine gelbe Herbstfärbung ein. Die Nebenblätter am Blattgrund sind hinfällig.
Die Blüten des Kanadischen Judasbaumes erscheinen noch vor dem Laubaustrieb; sie sind bis zu 1,5 Zentimeter lang und stehen zu 2-8 Exemplaren in zahlreichen, direkt an den Ästen stehenden Büscheln. Ihre Form entspricht den typischen fünfzähligen und zwittrigen, zygomorphen Leguminosenblüten mit Flügeln, Fahne und Schiffchen, die Farbe ist purpur, karmin oder rosa und eher selten reinweiß. Der schräge Kelch ist dunkelrot und glockenförmig mit fünf Zähnen. Im Inneren der Blüten sitzen zehn Staubblätter in zwei Reihen, wobei die der inneren etwas kürzer ausfallen. Der Fruchtknoten ist oberständig und sitzt schräg in der Kelchröhre.
Als Früchte werden die typischen Hülsenfrüchte der Familie gebildet; bei dieser Art sind diese 5-10 Zentimeter lang, braun, flach, kahl, beiderseits gespitzt und bohnenartig und enthalten 10-12 sechs Millimeter breite braune und linsenförmige Samen. Die Samenreife erfolgt von August bis Oktober.
Kanadischer Judasbaum im Garten
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Standort
Der Kanadische Judasbaum stammt aus ähnlichen Breitengraden wie unseren und erweist sich im Garten als weitestgehend winterhart. Nur die jungen Triebe und frisch gepflanzte Bäume sind noch recht empfindlich und müssen mit etwas Winterschutz vor den ärgsten Minusgraden geschützt werden. Falls die noch nicht vollständig verholzten Triebe erfrieren treibt der Baum trotzdem erneut aus. Insgesamt gilt er als wesentlich frostverträglicher als der nahe verwandte Gewöhnliche Judasbaum Cercis siquilastum.
Er bevorzugt eine tiefgründige und feuchte, fruchtbare und vor allem gut durchlässige lehmhaltige Erde und einen vollsonnigen Stand oder zumindest Halbschatten; im Schatten kümmert er vor sich hin und blüht nur ungern. Der pH-Wert des Boden sollte neutral bis alkalisch sein. Staunässe gilt es unbedingt zu vermeiden, die mag er überhaupt nicht. Eher erträgt er vorübergehende Trockenheit, denn dank seiner tiefreichenden Wurzeln findet er recht zuverlässig irgendwo noch etwas Feuchtigkeit.
Schnitt
Meistens reicht es vollkommen aus, wenn Du im Spätwinter oder zeitig im Frühjahr noch vor dem Austrieb schiefe und überkreuzende Äste abschneidest. Bei einigen Sorten kannst Du um diese Zeit alle paar Jahre auch einen radikalen Rückschnitt vornehmen und alles bis auf zwei oder drei Knospen zurechttrimmen. Meistens entwickelt er sich aber am besten, wenn Du ihn vollkommen in Ruhe wachsen lässt. Mitunter ist das sogar ratsam, denn der Saft kann bei empfindlichen Personen allergische Hautreizungen hervorrufen. Daher ist das Tragen von Handschuhen beim Hantieren mit dem Judasbaum auf jeden Fall anzuraten.
Vermehrung
Die Vermehrung mit Samen ist im Herbst nach der Samenreife direkt im Freiland möglich. Diese lassen sich problemlos aus den reifen Hülsen ernten. Ein amerikanischer Trick, um sie besser keimen zu lassen: Wasser aufkochen, vom Herd nehmen und die Samen eine knappe Minute lang in einem Sieb hineinhalten. Klingt brachial, soll aber gut funktionieren.
Ansonsten kannst Du wesentlich einfacher halbverholzte Stecklinge abnehmen und bewurzeln. Sorten lassen sich nur durch Veredelung auf eine wüchsige Unterlage vermehren; ansonsten musst Du einen jungen Judasbaum kaufen und mit einigem Vorsprung im Garten ansiedeln.
Verwendung
Mit seinem unübersehbaren frühjährlichen Blütenreichtum glänzt der Kanadische Judasbaum vor allem als prachtvoller Solitär, aber er lässt sich auch ebenso gut in Gehölzgruppen, die kleineren Sorten auch in Strauchrabatten oder an Mauern und Zäunen ziehen. Er gilt als rauchhart und verträgt auch das raue innerstädtische Klima.
Schädlinge
Als relativ robuster Baum wird der Kanadische Judasbaum vor allem an unzuträglichen Standorten von Krankheiten und Schädlingen heimgesucht. Schildläuse und Zwergzikaden saugen am frischen Grün, und mitunter treten Pilzerkrankungen wie Verticillium-Welke und Rostpilze auf.
Ökologie
Auch wenn der Kanadische Judasbaum bei uns nicht heimisch ist, findet man trotzdem vor allem Bienen am reichhaltigen Blütenschmuck – das reich gedeckte Büffet lassen sich die fleißigen Nektarsammlerinnen nicht entgehen. Allerdings ist der Lohn der Bestäubung nicht so ohne weiteres zu erreichen, denn er ist weit unten in den Blüten lokalisiert, sodass es ausreichend langer Mundwerkzeuge bedarf. Größere Hummeln oder Holzbienen haben damit meistens keine Probleme. Die Samen werden vom Wind verbreitet, der die geöffneten Schoten ihrer Fracht entledigt. In seiner Heimat machen sich einige dort ansässige Schmetterlingsraupen über das Grün her, die es bei uns allerdings nicht gibt.
Wissenswertes
In unseren Gärten findet man von Cercis canadensis meistens die Sorte ‚Forest Pansy‘. Sie zeichnet sich durch ihre rosa Blüten und ungewöhnliche Laubfarbe aus: Genau wie die jungen Triebe sind die Blätter anfangs schwarzpurpurn, dann purpurrot und zuletzt dunkelgrün, einschließlich der Blattstiele. Bei ‚Ruby Falls‘ hängen die Zweige herab, ansonsten sind auch hier die Blätter auffällig dunkelviolett. Beide Sorten bekommen eine rote und orangene Herbstfärbung und wurden bereits mit dem Award of Garden Merit der Royal Horticultural Society ausgezeichnet.
Die Blätter und Blüten vom Kanadischen Judasbaum gelten als essbar; in den USA verzehrt man die Blüten frisch oder gebraten. In den südlichen Apalachen würzt man mit den Zweigen des Gewürzbaums (spicewood tree) Wildgerichte wie Reh, Hirsch oder Opossum. Das hat man von den amerikanischen Ureinwohnern übernommen, die die Blüten vom Kanadischen Judasbaum roh oder gekocht und die Samen geröstet verwendeten.
Das Laub von Kanadischer Judasbaum ist schnell kompostierbar
Das Herbstlaub von Cercis canadensis wird innerhalb von etwa einem Jahr zu wertvollem Laubkompost, den du zum Düngen deines Nutzgartens verwenden kannst. Nutze das Laub auch als Mulch, um den Boden vor Erosionen und Frost zu schützen. Ob als Kompost oder als Mulch – so förderst Du die Humusbildung.