Was ist Gewöhnlicher Judasbaum?
Gewöhnlicher Judasbaum (Cercis siliquastrum) gehört zur Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae) und ist in der Region von der nördlichen Adria über den Balkan und Kleinasien bis nach Syrien und Iran beheimatet. Dort wächst er in Mischwäldern mit Hopfenbuchen und Hainbuchen, gerne an Gewässern entlang oder an felsigen Hängen mit kalkigem Grund.
Es handelt sich dabei um einen sommergrünen, mäßig verzweigten und bis zu sechs Metern hohen Baum oder mehrstämmigen Strauch mit einer dunkelbraunen, fein gefelderten Borke. Die jungen Zweige sind dunkelbraun bis rötlich, kahl und schwach bereift; die Verzweigungen stehen meist in einer Ebene. Seine Winterknospen werden 5-9 Millimeter lang und sind länglich-eiförmig mit einer kleinen Spitze.
Die wechselständig stehenden Laubblätter des Gewöhnlichen Judasbaumes sind 3-4,5 Zentimeter lang gestielt, mit einer rundlichen, nierenförmigen oder herzförmigen Spreite, die 6-11 Zentimeter groß wird. Auf der Oberseite sind sie dunkelgrün, unterseits graugrün, beiderseits kahl und mit einem ganzen Rand. Die Nebenblätter am Grund der Blattstiele sind nur kurz haltbar und fallen bald ab.
Die Blüten erscheinen noch vor den Blättern an mindestens zweijährigen Trieben. Sie stehen zu 3-8 Exemplaren in kurzen Trauben direkt auch an älteren Ästen und sind fünfzählig, zwittrig und zygomorph mit doppelter Blütenhülle. Ihr Kelch ist glockig, die Krone etwa zwei Zentimeter lang und rosafarben. Die Fahne der typischen Schmetterlingsblüten wird von drei aufrechten, das Schiffchen von zwei großen und im rechten Winkel dazu stehenden Blütenblättern gebildet. Im Schiffchen versteckt sind 10 freie Staubblätter und das Fruchtblatt.
Als Frucht wird eine bohnenähnliche flache Hülse von 10-12 Zentimetern Länge gebildet. Sie öffnet sich bei der Reife auf der Rückseite nur wenig und gibt einen schmalen Spalt frei. Dadurch bleiben die fünf Millimeter breiten linsenförmigen Samen oft bis ins nächste Frühjahr in den dunkelbraunen und kahlen Hülsen, die ebenfalls lange stehenbleiben.
Gewöhnlicher Judasbaum im Garten

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Standort
Der Gewöhnliche Judasbaum braucht einen fruchtbaren, feuchten und tiefgründigen, gut wasserdurchlässigen Lehmboden mit voller Sonne oder zumindest Halbschatten. Staunässe mag er überhaupt nicht, längere Trockenphasen machen ihm hingegen nichts aus. Er verträgt ein Umpflanzen im Alter nur sehr schlecht, sodass man ihn am besten gleich mit Bedacht an der richtigen Stelle platziert. Als Jungpflanzen sind die Bäume frostempfindlich, und ihre grünen Zweige sterben bei Kälte ab. Später sind sie voll winterhart.
Schnitt
Der Schnitt erfolgt beim Judasbaum vorzugsweise in der Ruhephase, also im Winter oder im zeitigen Frühjahr. Dazu entfernt man lediglich schiefe und sich überkreuzende Zweige, um die Krone schön und gesund zu halten. Für das extrem harte Holz braucht man eine gute Heckenschere oder eine scharfe Säge. Beim Hantieren sollte man unbedingt Handschuhe anziehen, denn der Saft kann beim Kontakt mit der Haut zu Rötungen und allergischen Reaktionen führen.
Vermehrung
Die Samen kann man im Herbst aussäen; vegetativ lässt sich der Judasbaum mit Stecklingen vermehren. Bei den verschiedenen im Handel erhältlichen Sorten ist das die einzige Möglichkeit, die typischen Eigenschaften zu erhalten. Am schnellsten kommt man natürlich mit jungen Bäumchen aus Baumschule oder Gartenfachhandel voran. Diese pflanzt man im Frühjahr oder Herbst direkt an Ort und Stelle.
Verwendung
Größere Judasbäume geben schöne Solitäre ab, und kleinere Exemplare lassen sich gut in Strauchrabatten und an Mauern pflanzen.
Schädlinge
Schädlinge und Krankheiten sind beim Gewöhnlichen Judasbaum eher die Ausnahme, denn er gilt als ausgesprochen robust. Bisweilen finden sich Schildläuse und Zwergzikaden, Verticillium-Welke oder krebsartige Wucherungen vor allem bei älteren Bäumen.
Ökologie

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Bestäubt wird der Judasbaum fast ausschließlich von Honigbienen. Die Verbreitung der Samen erfolgt mit dem Wind, der sie nach und nach aus den Schoten herausschüttelt.
Wissenswertes
Das genaue Ursprungsgebiet des Judasbaumes lässt sich nicht mehr rekonstruieren, da die Bäume schon in der Frühzeit kultiviert wurden und leicht auswildern. Früher zählte man ihn zur Familie der Caesalpinengewächse (Caesalpinaceae), die mit 180 Gattungen und 3.000 Arten vor allem in den Tropen und Subtropen der Welt beheimatet sind. Nach Mitteleuropa gelangten die ersten Exemplare im 16. Jahrhundert, wie die ersten schriftlichen Quellen vermuten lassen.
Ungewöhnlich ist seine Stammblütigkeit oder Cauliflorie: Die Blüten erscheinen sowohl an älteren Zweigen wie auch direkt am Stamm selbst. So etwas kennt man in ganz Mitteleuropa sonst nur noch vom Johannisbrotbaum (Ceratonia siliqua), wohingegen die Stammblütigkeit in den Tropen wesentlich öfters auftritt, am bekanntesten beim Kakaobaum (Theobroma cacao). Normalerweise ist Kauliflorie ein Zeichen für Fledermäuse als Bestäuber, die deutlich schwerer sind als Insekten und daher mehr Halt benötigen. Dessen ungeachtet werden Judasbaum und Johannisbrotbaum ganz unspektakulär von Bienen bestäubt.
Neben der Wildform bekommt man im Gartenfachhandel auch einige Zuchtsorten und Formen wie die weißblühende Cercis siliquastrum f. alba und Cerics siliquastrum ‚Bodnant‘ mit dunkelrosa Blüten.
Das Laub von Gewöhnlicher Judasbaum ist schnell kompostierbar
Das Herbstlaub von Cercis siliquastrum wird innerhalb von etwa einem Jahr zu wertvollem Laubkompost, den du zum Düngen deines Nutzgartens verwenden kannst. Nutze das Laub auch als Mulch, um den Boden vor Erosionen und Frost zu schützen. Ob als Kompost oder als Mulch – so förderst Du die Humusbildung.