Was ist Weißer Senf?
Weißer Senf oder Gelber Senf (Sinapis alba) ist ein einheimischer Vertreter aus der Familie der Kreuzblütler (Brassicaceae), den man bei uns selten und unbeständig in Unkrautfluren, an Wegen und Schuttplätzen oder auf Äckern antrifft. Er ist ursprünglich am Mittelmeer beheimatet und wurde als Nutzpflanze zur Senfherstellung nach Mitteleuropa importiert.
Es handelt sich dabei um eine einjährige, 30-60 Zentimeter hohe Pflanze mit aufrechten und verzweigten, steifen kantigen Stängeln. Die Blätter sind vielgestaltig leierförmig bis fiederspaltig, rau behaart und gestielt. Alle Pflanzenteile riechen aromatisch scharf nach den charakteristischen Senfölglykosiden.
Als Blütenstände bildet der Weiße Senf endständige, bis zu 30 Zentimeter lange Schirmtrauben mit den typischen radiärsymmetrischen vierzähligen Kreuzblüten, die etwa einen Zentimeter groß sind. Die Kelchblätter sind fünf Millimeter lang und einen Millimeter breit, schmal-lanzettlich und grün, die rundlichen und leicht ausgerandeten gelben Kronblätter sind 7-12 Millimeter lang und 3,5-5 Millimeter breit; sie stehen frei und sind nicht miteinander verwachsen.
Bei den lang gestielten Früchten handelt es sich um waagerecht abstehende rundlich lanzettliche Schoten, die einen Durchmesser von vier Millimetern aufweisen und dicht behaart sind. Sie münden in einen samenlosen, schnabelförmig zusammengedrückten Teil, der die Hälfe der Schote in Anspruch nimmt und säbelförmig gebogen ist. Die 4-8 ölreichen Samen sind rundlich, millimetergroß und hellgelb bis hellbraun.
Weißer Senf im Garten
Standort
Gelber Senf ist recht anspruchslos und gedeiht auf so ziemlich jedem Substrat. Er bevorzugt aber einen frischen bis mäßig trockenen, nährstoffreichen, am besten kalkhaltigen sandigen oder reinen Lehmboden, möglichst mit viel Wärme und Sonne.
Schnitt
Ein Schnitt ist beim Gelben Senf nur zur Ernte oder zum Entfernen vertrockneter Triebe nötig. Man kann sie auch an Ort und Stelle untergraben und als Gründüngung verwenden.
Vermehrung
Die Vermehrung nimmt man beim Gelben Senf mit der Senfsaat vor, die schnell auskeimt und unter guten Bedingungen bereits einen Monat nach der Aussaat die ersten Früchte zeigt.
Verwendung
Der Gelbe Senf ist in der Landwirtschaft üblicher als im heimischen Garten, aber er ist eine hübsche Zierpflanze und bietet vor allem Wildbienen reichlich Pollen. Mit einigen Exemplaren in Blumenbeet und Rabatten oder auf Balkon und Terrasse erweist man den nahrungssuchenden Damen einen großen Gefallen.
Schädlinge
Hauptschädlinge beim landwirtschaftlichen Anbau von Senf sind die Weiße Fliege und Erdflöhe. Ansonsten ist der Gelbe Senf recht widerstandsfähig und wird nur selten von Krankheiten oder Pilzen heimgesucht.
Ökologie
Die Bestäubung des Gelben Senfs übernehmen vor allem Fliegen und Honigbienen. Die blütensteten Honigsammlerinnen können bei großen Beständen sogar einen sortenreinen Senfblütenhonig sammeln. Man bekommt ihn nur äußerst selten; er schmeckt aromatisch-würzig, ist hell gelblichbraun und cremig – keineswegs so scharf wie Haushaltssenf.
Die scharf schmeckenden Blätter können den Raps-Weißling (Pieris napi) nicht abschrecken, der hier seine Eier ablegt und die Pflanze als Raupenfutter verwendet. Den reichlich gebildeten Pollen sammeln 26 einheimische Wildbienen, vor allem Sandbienen (Andrena spec.), aber auch Furchenbienen (Halictus spec. und Lasioglossum spec.).
Wissenswertes
Die Bezeichnungen Weißer Senf und Gelber Senf beziehen sich zum einen auf die weißen Samen und zum anderen auf die gelbe Farbe der Blüten. Er ist eine alte Heil- und Gewürzpflanze, die man bereits in der Antike kannte und die die alten Römer in Europa verbreiteten. Man nutzt vor allem die Senfkörner als Gewürz und zur Herstellung von Haushaltssenf.
Was sind einjährige Pflanzen?
Einjährige Pflanzen keimen, wachsen und blühen innerhalb eines Jahres. Durch Versamen können sie sich erhalten und wieder am selben Standort erscheinen. Manche „wandern“ so durch den Garten und erfreuen uns an immer neuen Standorten.
Markus Wichert
Naturgärtner