Was ist Echter Seidelbast?
Echter Seidelbast, Seidelbaum oder Kellerhals (Daphne mezereum) findet man ziemlich häufig an Waldrändern und Hecken in warmen Buchenwäldern oder sonnigen Eichengebüschen wintermilder Lagen der europäischen Gebirge und Mittelgebirge. Die sommergrünen Pflanzen gehören zur Familie der Seidelbastgewächse (Thymelaeaceae).
Es handelt sich dabei um einen 50-120 Zentimeter hohen sommergrünen Strauch mit fleischigen, fragilen Wurzeln und rutenförmigen aufrechten Trieben, die anfangs eine gelbbraune und im Alter eine rissige graubraune Rinde aufweisen. An den Triebspitzen sitzen spiralig wechselständige, umgekehrt lanzettliche weiche Blätter. Sie sind 3-7 Zentimeter lang und 1-2 Zentimeter breit, mit hellgrüner Oberseite und graugrüner Unterseite und einem glatten Rand; am Grund verschmälern sie sich keilförmig.
Seitlich direkt an den Trieben erscheinen bereits im März und April Büschel aus 2-4 intensiv duftenden Blüten. Sie werden bis zu sechs Millimeter lang und bilden sich bereits frühzeitig im späten Winter noch vor den Blättern über den Blattnarben des Vorjahres. Über ihnen thront nach dem Laubaustrieb ein Büschel neuer Blätter. Die Blütenhülle ist auf vier 10-15 Millimeter große rosa bis purpurfarbene Kelchblätter reduziert, Kronblätter fehlen vollständig. In ihnen stehen ein oberständiger Fruchtknoten und zwei Kreise mit jeweils vier Staubblättern. Die leuchtend roten Früchte sind eiförmige, 6-10 Millimeter große fleischige Beeren mit einem einzelnen schwarzen Steinkern.
Echter Seidelbast im Garten
Quelle: Michele Vacchiano/shutterstock.com
Standort
Der Echte Seidelbast wächst am besten auf einem frischen nährstoff- und basenreichen, mild bis mäßig sauren und humosen Lehm- oder Tonboden. Vorzugsweise steht er im Schatten oder Halbschatten; der Wurzelballen sollte vor praller Sonne geschützt und eher kühl gehalten werden. Wer Kinder oder Haustiere hat, sollte mit dem Seidelbast im Garten Vorsicht walten lassen, denn die Pflanzen sind hochgiftig. Er ist vollkommen frosthart und sollte im Sommer regelmäßig gegossen werden.
Schnitt
Die Pflanzen mögen einen Rückschnitt nicht besonders, sodass man sich dabei auf ein Minimum beschränken sollte. Meistens reicht es völlig aus, störende Zweige zu trimmen. Beim Hantieren mit Seidelbast sollte man unbedingt Handschuhe tragen, denn der Pflanzensaft ist hochgradig hautreizend und führt zu Rötungen und Blasenbildung. Ein Verpflanzen nehmen die höchst sensiblen Wurzeln ebenso übel.
Vermehrung
Durch Samen vermehrte Exemplare blühen frühestens nach vier oder fünf Jahren. Es handelt sich um Kalt- und Dunkelkeimer, die man entsprechend tief in die Erde und mit einer Kälteperiode direkt im Garten pflanzen sollte. Man sollte sie möglichst jung verwenden und vor dem Setzen in Wasser einweichen, damit keimhemmende Substanzen daraus verschwinden. Ebenso sind Stecklinge möglich, im Frühsommer vom grünen Holz, im Spätsommer von halbverholzten Trieben. Auch Absenker lassen sich von herabhängenden Zweigen gewinnen.
Verwendung
Seidelbast ist für lange Zeit dekorativ: Die Blüten erscheinen bereits zeitig im Frühjahr, später kommt das Blattwerk hinzu und die roten Früchte bleiben lange Zeit stehen. Er ist besonders geeignet für die Randbepflanzung von Hecken und Gehölz, zumal er schattierte Standorte bevorzugt. Auch in Strauchrabatten oder in schattigen Steingärten gibt er eine gute Figur.
Schädlinge
Seidelbast ist anfällig für Blattläuse, Viruskrankheiten, Rostpilze sowie Verticillium und Botrytis.
Ökologie
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Für die Bestäubung sind beim Echten Seidelbast vor allem Schmetterlinge zuständig, aber auch Honigbienen, Wildbienen und Hummeln machen von dem frühen Nektarangebot Gebrauch. Er gilt als gute Bienenweide. Einer der bekanntesten Besucher ist der Zitronenfalter (Gonepteryx rhamni). Die Verbreitung der Samen erfolgt durch Vögel wie Bachstelzen, Rotkehlchen, Amseln und andere Drosseln, denen das starke Gift nichts ausmacht. Nach der Passage des Darms keimen sie umso leichter.
Wissenswertes
Der Echte Seidelbast gehört zu den in Europa sehr seltenen Vertretern von Pflanzen, die direkt am Stamm blühen; sonst findet man diese Eigenschaft fast ausschließlich in den Tropen. Wildwachsende Exemplare stehen unter Naturschutz und dürfen nicht gepflückt werden.
Den deutschen Namen hat der Seidelbast vom althochdeutschen zidal, herausschneiden – Zeidler waren die Imker, die im Mittelalter die Waben zur Honiggewinnung aus den Bienenstöcken herausschnitten. Seidelbast verweist auf die Beliebtheit der Blüten bei Bienen. Daphne war eine Nymphe der griechischen Mythologie – sie wurde von ihrem Vater Peneios in eine Pflanze verwandelt, als ihr der liebestolle Apollon nachstellte. Das aus dem Arabischen abgeleitete mezereum bezeichnet ein starkes Gift.
Seidelbast ist nicht nur eine beliebte Zierpflanze, sondern auch eine alte Heilpflanze, die noch im Mittelalter fleißig genutzt und in den Kräuterbüchern dieser Zeit ausführlich behandelt wurde. Vor allem die Früchte und die Rinde sind aber auch hochgradig giftig; die Rinde enthält Daphnetoxin, der Samen zudem Mezerein. Von einem innerlichen Gebrauch sollte man dringend absehen, denn die Toxine sind nicht nur hochgiftig, sondern auch krebserregend. Auch auf die von der Volksmedizin verwendeten Zugsalbe aus Seidelbastrinde sollte man sicherheitshalber verzichten.
Unbedenklich weil hochgradig verdünnt ist der Seidelbast in der Homöopathie. Mezereum-Globuli gelten als Mittel bei entzündlichen Hauterkrankungen wie Ekzemen, Gürtelrose und offenen Beinen. Auch bei Kopf- und Gliederschmerzen, Zahnschmerzen und Bindehautentzündungen wird das homöopathische Mittel empfohlen.
Neben der Wildform bekommt man im Gartenhandel auch diverse Sorten wie Daphne mezereum f. alba oder den besonders gut wüchsigen ‚Bowles Variety‘, die sich beide durch weiße Blüten und gelbe Früchten auszeichnen. ‚Variegata‘ hat weißgrün panaschiertes Laub.