Was ist Blut-Ampfer?
Seinen blutigen Namen hat der Blut-Ampfer nicht von einem besonderen Saft, sondern von der blutroten Färbung seiner Stängel und Blattnerven bekommen. Das Mitglied aus der Familie der Knöterichgewächse (Polygonaceae) wird oft auch als Hain-Ampfer bezeichnet, da er bevorzugt auf Hainen wächst – sprich auf Lichtungen, Waldschlägen, am Wegesrand und Waldrand ebenso wie in feuchten Au- und Bruchwäldern. In West- und Mitteleuropa ist er am häufigsten, aber seine Bestände finden sich auch nach Asien hinein bis zum Kaukasus.
Unterirdisch sitzt eine kräftige Pfahlwurzel, oberirdisch erhebt sich die ausdauernde krautige Pflanze mit ihren Stängeln und Blättern buschig wachsend bis zu einem halben Meter in die Höhe, seltener auch mehr. Die wie bereits beschrieben roten Stängel stehen aufrecht und verzweigen sich vor allem im oberen Anteil. Seine Grundblätter bilden eine schwach ausgeprägte Halbrosette und bestehen aus einer bis zu 15 Zentimeter langen, am Grund gestutzten oder herzförmigen Spreite und einem ebenso langen Stiel; weiter nach oben hin werden sie zusehends kleiner und kürzer gestielt mit keilförmigem Grund. Die Oberseite ist dunkelgrün glänzend, die Unterseite etwas heller. In warmen Wintern bleiben sie bestehen, sodass die Pflanzen ganzjährig immergrün sind.
Im Sommer erscheinen die Blütenstände, die an den Enden der Triebe etwa 2/3 der Länge einnehmen; die einzelnen meist zwittrigen Blüten bilden dabei deutlich voneinander abgesetzte quirlige Knäuel aus winzigen breiten Scheinrispen mit jeweils 10-20 Blüten. Die kleinen und unauffälligen Blütenblätter sind äußerst reduziert mit jeweils drei inneren und drei äußeren Perigonblättern und grün und rot gefärbt. Aus ihnen bilden sich dunkel rotbraune bis schwarze, 1,5-2 Millimeter große Nüsschen.
Blut-Ampfer im Garten
Standort
Wie daheim fühlt sich der Blut-Ampfer auf einem feuchten und nährstoffreichen, vorzugsweise kalkarmen Lehm- oder Tonboden, der ruhig öfters richtig nass werden und auch verdichtet sein darf. Dabei steht er am liebsten in der nicht allzu prallen Sonne oder noch besser im Halbschatten. Mit länger anhaltender Trockenheit kann er nichts anfangen; im Winter vertragen die Pflanzen bis zu -23 C.
Schnitt
Willst Du den Blut-Ampfer als Wildgemüse nutzen, so solltest Du die Blütenstände regelmäßig abknipsen, dann werden die Blätter kräftiger. Zudem kannst Du so eine unkontrollierte Selbstaussaat verhindern. Ansonsten musst Du hier eigentlich nur dann etwas schneiden, wenn Du abgestorbene Blätter und Stängel entfernen möchtest – unbedingt erforderlich ist das aber nicht.
Vermehrung
Vermehren lässt sich Rumex sanguineus durch Aussaat, die er auch fleißig selber durchführt. Die Samen sind Lichtkeimer und dürfen daher nicht zu tief eingegraben werden.
Verwendung
In naturnahen feuchten Wiesen, im Uferbereich des Gartenteiches oder im Gemüsegarten macht der Blut-Ampfer immer eine gute Figur und sieht mit seinen rot überlaufenen Blättern und Stängeln sehr dekorativ aus.
Schädlinge
Insbesondere eine frische Aussaat fällt schnell den gefräßigen Schnecken zum Opfer, und Blattläuse sind an den Blütenständen Dauergäste, auch wenn sie den Pflanzen in der Regel keinen allzu großen Schaden zufügen. Bedenklicher ist ein Befall mit Pilzen, insbesondere Rostpilzen der Gattungen Puccinia und Uromyces, die unschöne braune Flecken auf den Blättern hinterlassen.
Ökologie
- Die winzigen Blüten lassen bereits erahnen, dass es hier für Insekten nicht viel an Pollen oder Nektar zu holen geben dürfte; tatsächlich ist der Wind der Hauptbestäuber.
- Apropos Windbestäuber: Der Pollen kann bei empfindlichen Menschen Heuschnupfen Allerdings ist er vergleichsweise wenig allergen und längst nicht so bedenklich wie Hasel oder Gräser.
- Das Kraut des Blut-Ampfers ist die Hauptnahrung des Großen Feuerfalters Lycaena dispar; auch wenn er mit seiner kräftigen orangenen Farbe nicht danach aussieht gehört er zu den Bläulingen (Lycaenidae). Die Eier auf der Blattunterseite lassen sich an der charakteristischen Tortenform leicht erkennen.
- Weniger wählerisch beim Raupenfutter ist der Gelbe Fleckleibbär Spilosoma lutea.
- Die Verbreitung der Samen übernimmt der Wind. Zudem sind sie schwimmfähig und können an nassen Standorten auch mit dem Wasser transportiert werden, oder sie haften mit Erde an Hufen und Schuhen.
- Bei landwirtschaftlich bestellten Flächen findet man den Blut-Ampfer oft in der Randvegetation – sofern da nicht zu viel gespritzt und gedüngt wird.
- In Nordamerika ist der Blut-Ampfer eingeschleppt und breitet sich in einigen Bundesstaaten als invasiver Neophyt
Wissenswertes
- Der Blut-Ampfer ist essbar und wird ebenso wie Sauer-Ampfer und Wiesen-Ampfer schon seit Menschengedenken als Nahrung genutzt. Die jungen Blätter schmecken am besten, die älteren werden deutlich zäher.
- Heute ist man damit allerdings etwas vorsichtig geworden, denn die darin enthaltene Oxalsäure wirkt chelatisierend und kann in größeren Mengen giftig In Maßen genossen sollte er aber unbedenklich sein, zumal er weniger Oxalsäure enthält als der zum Essen wesentlich beliebtere Sauerampfer.
- Als Wildgemüse ist er trotzdem immer noch recht beliebt, zumal die Blätter auch reichlich Antioxidanzien in Form von Vitamin C und Carotin (daher auch die rote Färbung) sowie Eisen
- Töpfe aus Aluminium, wie sie früher eine Zeitlang in Gebrauch waren, sollte man zum Kochen jedenfalls nicht benutzen: Die Oxalsäure löst Aluminiumionen heraus, die in großen Mengen schädlich für die Nieren sind. Dafür macht sie die Töpfe aber spiegelblank glänzend.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner