Was ist Edelkastanie?
Edelkastanie oder Esskastanie (Castanea sativa) ist ein 15-20 Meter hoher sommergrüner Baum mit breit ausladender Krone und einer dunkel graubraunen, längsrissigen Rinde. Man findet den Vertreter der Buchengewächse (Fagaceae) in sommertrockenen Laubmischwäldern, meist einzeln und in Deutschland nur regional in großen Beständen. In unseren Breiten werden sie zumeist nur etwa 200 Jahre alt, südlich der Alpen sogar bis 1000 Jahre. Solche alten Exemplare erreichen einen Stammdurchmesser von ein bis zwei Metern, in Ausnahmefällen von bis zu sechs Metern.
Jung sind die Zweige kantig, unbehaart, olivgrün bis graubraun und von zahlreichen Lentizellen überzogen. Die Blätter stehen wechselständig und sind gestielt, mit einer länglich-lanzettlichen Spreite, 15-30 Zentimeter lang und 5-8 Zentimeter breit. Ihr Rand ist grob gezähnt, die Oberseite glänzend dunkelgrün, die Unterseite matt und deutlich heller.
Die Blüten der Edelkastanie sind einhäusig getrenngeschlechtlich und stehen in kleinen Köpfchen, die ihrerseits bis zu 20 Zentimeter lange Blütenstände bilden. Männliche wie weibliche Blüten sind grün, klein und unscheinbar. Sie riechen unangenehm nach fauligem Fisch. Aus den weiblichen Exemplaren entwickeln sich dicht feinstachelige Früchte, in denen die glatten braunen, mit einem großen Nabel versehenen Nüsse, die Edelkastanien oder Maronen sitzen. Sie werden aus dem Fruchtbecher freigesetzt, indem die Wand aufplatzt.
Edelkastanie im Garten

Quelle: Iva Vagnerova/shutterstock.com
Standort
Die Edelkastanie bevorzugt einen tiefgründigen und nährstoffreichen Boden in möglichst sonniger und sommerwarmer Lage.
Schnitt
Ein Schnitt ist in der Regel bei der Edelkastanie nicht nötig und bei älteren Bäumen eine Kraxelei, die man besser dem Fachmann überlässt. Ansonsten kann man bei den jungen Exemplaren abgestorbene Zweige regelmäßig entfernen.
Vermehrung
Die Vermehrung aus Samen dauert viele Jahre, sodass man in der Regel auf junge Bäumchen aus der Baumschule zurückgreift. Früchte setzt die Edelkastanie erst nach 20-30 Jahren an.
Verwendung
Mit ihrer ausladenden Krone sind Edelkastanien vor allem als Solitäre im heimischen Garten gefragt; größere Gruppen brauchen entsprechend viel Platz.
Schädlinge
Die wichtigsten Schädlinge der Edelkastanie sind Pilze. Der aus Amerika eingeschleppte Kastanienrindenkrebs (Cryphonectria parasitica) hat die Bestände in Südeuropa an den Rand der Ausrottung gebracht. Tintenflecken werden durch Phytophthora-Arten hervorgerufen und führen zum Absterben der Zweige und Blätter sowie zu einem schwarzen Ausfluss an den Stämmen.
Ökologie
Bei der Edelkastanie sind die männlichen Blüten besonders nektarreich und bieten zudem große Mengen an Pollen. Hauptbestäuber sind Hummeln, Bienen, Fliegen und Käfer.
Honigbienen sammeln nicht nur Nektar und Pollen, sondern auch Baumharz und Honigtau, den saugende Blattläuse ausscheiden. Aus dem Harz zusammen mit dem anderer Bäume gewinnen sie das desinfizierende Propolis, aus Honigtau und Nektar Honig. Bei großen Beständen reicht es für einen sortenreinen Edelkastanienhonig, ansonsten ist der Baum eine wichtige Beitracht vieler Waldhonige. Dieser Kastanienhonig hat einen besonders hohen Anteil an Fruchtzucker und kristallisiert daher nur langsam aus. Er ist dunkelbraun, flüssig, und hat einen herbwürzigen, leicht bitterlichen Geschmack.
Die Edelkastanie ist zudem eine Pollenquelle für den Nachwuchs der Asiatischen Mörtelbiene (Megachile sculpturalis).
Als Schmetterlingsfutterpflanze dient die Edelkastanie dem Asselspinner (Apoda limacodes), der Haseleule (Colocasia corylii), Grünen Eicheneule (Dichonia aprilina) und der Buchenkahneule (Pseudoips prasiana) sowie dem Mondfleck (Phalera bucephala).
Die Ausbreitung der nahrhaften Kastanien erfolgt vor allem durch Kleinsäuger wie Eichhörnchen, Mäuse und Siebenschläfer sowie durch Krähen und Eichelhäher.
Wissenswertes
Größere Bestände der zumeist einzeln vorkommen Edelkastanien gibt es in Deutschland nur im Schwarzwald, Odenwald, der Pfalz sowie an Mosel, Saar und Nahe. Man nimmt an, dass die Römer sie zusammen mit dem Weinbau in diese sommerwarmen Gebiete eingeschleppt haben. Die jungen schlanken und schnellwüchsigen Stämme waren früher als Rebpfähle beliebt, das Holz verarbeitet man noch heute zu Fässern. Der deutsche Name Kastanie leitet sich vom lateinischen castanea ab.
Der typische, unangenehm fischige Geruch der Blüten ist auf Trimethylamin zurückzuführen.
Wie bei der nur entfernt verwandten Rosskastanie dienen in den Samen die riesigen Keimblätter als Speicherorgane für den jungen Sämling. Sie enthalten im Gegensatz zu anderen zumeist ölhaltigen Nüssen viele Kohlenhydrate, vor allem Stärke und Rohrzucker.
2018 wurde die Edelkastanie zum Baum des Jahres gewählt. Ihre Früchte galten früher als Armenbrot und erfreuen sich heutzutage wieder größerer Beliebtheit, etwa geröstet als heiße Maroni oder gedünstet in der Füllung für die Weihnachtsgans. In Frankreich verarbeitet man Maronenpüree zu Desserts und Kuchen. Kastanienmehl ist glutenfrei; daraus hergestellte Backwaren sind auch für Allergiker geeignet.