https://www.naturadb.de/pflanzen/jasione-montana/
Licht: | Sonne bis Halbschatten |
Boden: | durchlässig |
Wasser: | trocken |
Nährstoffe: | normaler Boden |
PH-Wert: | sauer |
Salzverträglich: | ja |
Pflanzenart: | Staude |
Wuchs: | krautig |
Höhe: | 20 - 50 cm |
frostverträglich: | bis -23 °C (bis Klimazone 6) |
Wurzelsystem: | Pfahlwurzler |
Blütenfarbe: | blau |
Blühzeit: | |
Blütenform: | röhrenförmig, kronröhrig |
Blattfarbe: | grün |
Blattphase: | wintergrün |
Blattform: | lanzettlich, breitlanzettlich |
Bestandssituation (Rote Liste): | häufig |
Gefährdung (Rote Liste): | ungefährdet |
Wildbienen: | 41 (Nektar und/oder Pollen, davon 8 spezialisiert) |
Schmetterlinge: | 13 |
Schwebfliegen: | 1 |
Käfer: | 1 |
floraweb.de.
Höhenlage: |
planar (<100m1 / <300m)2 bis montan (500m-600m1 / 800m-1200m)2 1 Mittelgebirge / 2 Alpen |
ist essbar |
Blätter Verwendung: Salat, Gemüse, Suppen, Kräuter, essb.Deko |
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Heimische Wildpflanzen sind vielerorts selten geworden und damit die neuen Exoten in unseren Gärten. Sie sind, im Gegensatz zu Neuzüchtungen und Neuankömmlingen, eine wichtige Nahrungsquelle für Wildbienen und Schmetterlinge. In puncto Stand- und Klimafestigkeit sind sie anderen Arten deutlich überlegen. Auch kalte Winter überleben sie meist ohne Probleme. Gut für dich, gut für die Natur.
Also pflanzt heimische Arten, so wie diese!
Berg-Sandglöckchen, Berg-Sandrapunzel oder Schaf-Skabiose (Jasione montana) erinnert aus der Ferne etwas an die Blüten der Acker-Witwenblume oder der Skabiose, gehört aber zu den Glockenblumengewächsen (Campanulaceae) und ist mit ihren Doppelgängern nur sehr weitläufig verwandt. Man findet die ein- bis mehrjährigen krautigen Pflanzen zerstreut auf lückigen Sand-Magerrasen, in trockenen Kiefernwäldern, sonnigen Dünen und Sandstränden, Felsköpfen sowie an Dämmen und Wegen und auf Brachflächen. Das Vorkommen erstreckt sich von den Maghreb-Staaten über weite Teile Europas bis zum Kaukasus, wobei sie von Meeresnähe bis in die mittleren Gebirgslagen um die 1200 Höhenmeter aufsteigen.
Während sich über der Erde das Wachstum bestenfalls einen halben Meter in den Himmel reckt reichen die Wurzeln bis zu einem Meter in die Tiefe. Bodennah finden sich Winterknospen, mit denen die Pflanzen die kalte Jahreszeit überdauern können. Ausläufer werden bei dieser Art nicht gebildet. Die aufrechten bis aufsteigenden Stängel sind nur im unteren Teil beblättert; die spiralförmig angeordneten sitzenden Blätter bilden eine Halbrosette und sind lanzettlich bis linealisch-lanzettlich, mit deutlich gewelltem und undeutlich gezähntem Rand. Die untersten sind 5-8 Millimeter breit und 20-28 Millimeter lang, nach oben hin werden sie kleiner. Zur Blütezeit sind die untersten bereits verwelkt. Blätter wie Stängel sind mit vereinzelten borstigen Haaren besetzt, und im Inneren fließt ein weißer Milchsaft.
Die Blüten sind kurz gestielt und stehen endständig in 1-2,5 Zentimeter großen Köpfchen, ähnlich wie bei einem Korbblütler. Diese sind von 3-5 Millimeter langen und 1-2 Millimeter breiten lanzettlichen bis dreieckigen und meist spitz auslaufenden Hüllblättern umgeben. Die Krone ist 6-15 Millimeter lang, tief am Grund röhrig verwachsen und teilt sich dann in fünf bandartige Zipfel auf, die sich von unten her voneinander lösen. Das Farbspektrum reicht von hellblau über rosa bis selten weiß. Die Griffel mit ihren beiden zu einer kleinen Keule verwachsenen Narben ragen weit aus den Kronen hervor, wohingegen die Staubblätter im Inneren verbleiben. Die einzelnen Blüten öffnen sich nach und nach. Aus den Fruchtknoten bilden sich abstehende fünfkantige Kapseln, die sich an ihrer Spitze mit Poren öffnen und die zahlreichen kleinen Samen freigeben.
An ihren natürlichen Standorten wachsen Berg-Sandglöckchen auf einem sommerwarmen und trockenen, mäßig sauren Sand- und Steingrusboden mit bestenfalls wenig Kalk, Feinerde und Humus. Sie benötigen viel Licht und fühlen sich in der Sonne oder im Halbschatten am wohlsten. Salz im Boden macht ihnen ebenso wenig aus wie starker Frost – die unscheinbaren Pflanzen sind hart im Nehmen.
Schneiden braucht man bei der ein- oder zweijährig gehaltenen Pflanze nicht viel. Gegebenenfalls kann man die abgeblühten Triebe entfernen und dabei die Samen fürs nächste Jahr ernten.
Mit einer Aussaat im Herbst lässt sich im Folgejahr ein hübscher Blumenschmuck anlegen. Die Schaf-Skabiosen sorgen auch in Eigenregie für kräftige Selbstaussaat.
Mit seiner Vorliebe für trockene und magere, sommerwarme Standorte ist das Berg-Sandglöckchen eine ideale Bepflanzung für Steingärten und Trockenmauern oder für nährstoffarme und sandige Blumenbeete. Als Magnet für zahlreiche Insekten ist es von erheblichem ökologischen Wert und sollte viel öfters gepflanzt werden.
Hart im Nehmen trifft auch auf Schädlinge und Erkrankungen zu – der größte Feind im Garten sind bestenfalls Schnecken, die sich vor allem gerne über die frisch gekeimte Aussaat hermachen, aber auch die älteren Pflanzen nicht verschmähen.
Bestäubt wird das Berg-Sandglöckchen von zahlreichen Insekten, vor allem Bienen, Fliegen, Käfern und Schmetterlingen. Die lang aus den Blüten hervorragenden Narben machen den Kontakt mit den wesentlich kürzeren Staubblättern und ihren Staubbeuteln wenig wahrscheinlich, sodass es nur selten zu einer Selbstbestäubung kommt. Dafür liegt der Nektar nah an der Oberfläche, sodass sich auch Besucher ohne besonders lange Mundwerkzeuge problemlos daran bedienen können. Bienen und Wildbienen sehen zudem das von den Kronblättern reichlich reflektierte UV-Licht, ganz im Gegensatz zum Menschen.
Allein 32 Wildbienen sammeln hier den Pollen für das Anlegen von Brutröhren; dazu gehören leider auch zwei, die inzwischen als gefährdet gelten: die Glanzbiene Dufourea halictula und die Glockenblume-Schmalbiene (Lasioglossum costulatum). Erstere ist auf Jasione als Pollenlieferant angewiesen, sie ist extrem oligolektisch, sammelt also nur an diesen Blüten. Etwas weniger wählerisch sind die diversen Andrena-, Halcitus- und Lasioglossum-Arten, die zu den Hauptbesuchern unter den Wildbienen zählen.
11 Schmetterlinge nutzen die Blüten als Nektarquelle – seltsamerweise kein einziger als Raupenfutter. Für den süßen Saft interessieren sich auch verbreitete Arten wie der Kleine Sonnenröschen-Bläuling (Aricia agestis) und gefährdete Vertreter wie Quendel-Bläuling (Pseudophilotes baton) und das Rotbraune Ochsenauge (Pyronia tithonius). Hinzu kommen über 30 Fliegen und mehrere Käferarten.
Die Verbreitung der Samen übernimmt der Wind, der sie weit hinfort trägt, oder Tiere, die sie aus den vertrockneten Kapseln herausschleudern.
Von der Küste bis ins Gebirge – kaum verwunderlich, dass die doch recht unterschiedlichen Lebensräume das Berg-Sandglöckchen in zwei Unterarten gespalten haben. Die verbreitete Sippe ist Jasione montana ssp. montana, mit aufrechten bis aufsteigenden, bis zu 50 Zentimeter hohen Stängeln, die seltener vorkommende nennt man Jasione montana ssp. litoralis, die selten in den Graudünen von Nord- und Ostsee wächst. Bei ihr wachsen die Triebe vorwiegend niederliegend und steigen lediglich mit ihrer Spitze auf, sodass sie nur eine Höhe von 15 Zentimetern erreichen. Je nach botanischer Lesart kommen noch weitere Unterarten hinzu. Sie gelten als Pionierpflanzen, die auch auf schwierigen Untergründen dank ihrer extrem langen Wurzeln immer noch Halt und Feuchtigkeit finden. Auch Versalzungen machen ihr wenig aus, wie die an Stränden wachsenden Exemplare zeigen.
Davon abgesehen ist das Berg-Sandglöckchen ausgesprochen variabel: Verzweigung, Behaarung von Blättern und Stängeln, die Form der Hüllblätter, Größe der Dolden und die Farbe der Kronblätter sind so vielgestaltig, dass es in der botanischen Nomenklatur für reichlich Diskussionsstoff gesorgt hat. Sogar beim Wuchs über ein, zwei oder mehrere Jahre gibt es eklatante Unterschiede.
Die Art ist nicht identisch mit Jasione laevis oder Jasione perennis, dem Ausdauernden Sandglöckchen oder Sand-Rapunzel, das man in Deutschland sehr selten weit im Süden, aber dafür umso häufiger in den Gärten antrifft. Jasione montana gilt hier eher als der Exot. Von den „echten“ Skabiosen kann man die Pflanzen durch ihre am Grund miteinander röhrig verwachsenen Staubblätter unterscheiden.
Durch den Rückgang seiner natürlichen Lebensräume gilt das Berg-Sandglöckchen mittlerweile vielerorts als gefährdet. Auch die Überdüngung vieler Felder und Wiesen hat ihren Teil dazu beigetragen.
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Am naheliegendsten ist der Kauf in einer Gärtnerei oder einer Baumschule deiner Region.
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Woher der lateinische Name des Berg-Sandglöckchens stammt ist nicht so ganz geklärt – mal schreibt man ihn dem Anführer der Argonauten Jason aus der griechischen Mythologie zu, mal soll es sich um eine von Theophrastus und Plinius verwendete Bezeichnung handeln. Die Erstbeschreibung durch Carl von Linné äußert sich dazu leider nicht.
Mehr als das – mit dem reichlich gebildeten und gut zugänglichen Nektar ist Jasione montana im Garten ein Magnet nicht nur für Honigbienen und insgesamt 32 Wildbienen, sondern auch für über 30 Fliegen und Schwebfliegen, elf Schmetterlinge und etliche Käfer. Daher gilt es nicht nur als gute Bienenweide, sondern auch als ökologisch extrem wertvolle einheimische Wildpflanze.
Berg-Sandglöckchen ist in Mitteleuropa heimisch und Nahrungsquelle/Lebensraum für Bienen und Schmetterlinge