Was ist Hoher Rittersporn?
Hoher Rittersporn oder Berg-Rittersporn (Delphinium elatum) gehört zu einer Gruppe beliebter Zierpflanzen aus der Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae). Er findet sich selten verwildert; bodenständig wächst er in den Alpen und im Riesengebirge, darüber hinaus bis nach Asien hinein. Dabei bevorzugt er lockere Wälder, Waldlichtungen, Schluchten und Hänge wie auch Almwiesen und Hochstaudenfluren.
Die ausdauernde krautige Pflanze bildet kleine Gruppen und weist ein kräftiges mehrköpfiges und tiefreichendes Rhizom mit faserigen graubraunen Wurzeln auf. Dem entspringt ein aufrechter, bis zu zwei Meter hoher hohler und gerippter Stängel. Daran stehen wechselständig die langgestielten, handförmig geteilten Blätter mit 3-7 breiten Zipfeln, einer tief herzförmigen Basis und einem deutlich gesägten Rand. Die Blattspreiten werden im Umriss bis zu 16 Zentimeter breit und 3-7 Zentimeter lang. Weit oben am Stängel werden sie zusehends sitzend und lanzettlich ohne Teilung. Neben dem Hauptspross bilden sich Seitentriebe, die ebenfalls blühen. Blätter und Triebe sind mit geraden, teils drüsigen Haaren besetzt.
Die teils über sechs Zentimeter großen zwittrigen Blüten erscheinen im Früh- und Hochsommer in einer endständigen Traube. Unten im Blütenstand sind sie größer als weiter oben. Die fünf freistehenden Kelchblätter bilden den eigentlichen, meist in Blautönen gefärbten Schauapparat, das oberste davon ist zu einem Sporn verlängert, die Übrigen rundlich-eiförmig mit einer abgerundeten Spitze. Die kaum noch erkennbaren vier freien Kronblätter sind stark reduziert und schwarz, blau, violett oder braun. Die beiden oberen sind zu einem Sporn verlängert, der sich in den Sporn des oberen Kelchblattes hineinschmiegt, die unteren in Staubblätter umgewandelt. Die „normalen“ Staubblätter sind zahlreich vorhanden. Aus den 3-5 Fruchtblättern mit drei Stempeln entwickeln sich meist drei kahle, 13-25 Millimeter lange zarte und bläulich gefärbte Balgfrüchte mit zahlreichen glatten dreieckigen, entlang der Rippen schmal geflügelten Samen.
Hoher Rittersporn im Garten
Quelle: Nick Pecker/shutterstock.com
Standort
Der Rittersporn braucht einen leicht feuchten und fruchtbaren, gut wasserdurchlässigen Boden mit voller Sonne. Wie bei einer Gebirgspflanze nicht anders zu erwarten: Rittersporne sind voll frosthart. Vor Wind sollte man die großen Pflanzen allerdings schützen: Sie brechen mit vollem Laub und Blüten schnell ab, wenn ein Sturm an ihnen rüttelt. Im vollen Wachstum und bei Trockenheit muss man fleißig gießen, und auch regelmäßige Düngegaben tun ihnen gut. Achtung bei Kindern und Haustieren: Die Pflanzen sind giftig!
Schnitt
Schneidet man die Pflanzen nach der ersten Blüte zurück, blühen sie unverdrossen ein zweites Mal im Herbst. Dazu entfernt man die abgeblühten Teile bis zu den nächsten kleineren Seitentrieben. Beim Hantieren sollte man Handschuhe anziehen – der Saft des giftigen Rittersporns kann Hautreizungen hervorrufen. Die schönsten Blüten bekommt man, wenn man die Triebe bei einer Höhe von gut sieben Zentimetern kräftig ausdünnt und nur die kräftigsten davon stehenlässt. Als Faustregel gilt: 2-3 Triebe bei Jungpflanzen, 5-7 bei älteren Semestern. Im Herbst macht man einen kräftigen Rückschnitt und entfernt alles Oberirdische bis kurz über dem Boden.
Vermehrung
Die reifen Samen kann man im Frühjahr aussäen; sie beginnen bei Außentemperaturen über 13 °C zu keimen. Im Frühsommer kann man sowohl von der Wildart als auch von den zahlreichen Hybriden Stecklinge schneiden. Sie sollten ungefähr eine Handbreit groß und bleistiftdick sein.
Verwendung
Mit seiner Blütenpracht bildet der Hohe Rittersporn im Steingarten oder in Staudenrabatten einen dekorativen Hintergrund. Er ist auch eine beliebte Schnittblume, die in Vasen lange hält. Im Garten sollte man sie grundsätzlich mit Stecken oder Bambus stützen, damit sie nicht so schnell umfallen.
Schädlinge
Rittersporne sind ebenso dekorativ wie bei Schädlingen beliebt. Schneckenmachen oft die Aussaat zunichte, und die Blätter werden von Minierfliegen heimgesucht. Ebenso treten Rittersporn-Mosaikvirus, Mehltau und Rostpilze auf. Im Großen und Ganzen gelten die Pflanzen aber als recht robust.
Ökologie
Rittersporne sind im Garten eine der Hauptattraktionen für Insekten. An den in den Spornen tief unten verborgenen Nektar kommen aber nur Hummeln, deren Rüssel lang genug ist – mit knapp zwei Zentimetern können Honigbienen nicht aufwarten. Sie machen es sich oft einfach und knabbern einfach die Sporne seitlich auf, um des süßen Inhaltes habhaft zu werden. Als Raupenfutter nutzen ihn zwei Schmetterlinge, das Taubenschwänzchen (Macroglossum stellatarum) und die Eisenhut-Goldeule (Polychrysia moneta).
Wie bei allen gefüllten Blüten ist auch hier der Zugang zum Nektar durch die zu Hüllblättern umgebildeten Staubblätter erschwert. Den Hummeln im Garten tut man daher einen großen Gefallen, wenn man stattdessen auf ungefüllte Sorten zurückgreift.
Im ökologischen Gartenbau verwendet man Abkochungen des Ritterspornes als natürliches Schädlingsbekämpfungsmittel gegen Larven und Raupen. Regional vertreibt man mit dem getrockneten Kraut Kakerlaken, und ein Absud soll in Wohnräumen Fliegen und anderes Getier fernhalten.
Einige Stängel kann man im Herbst stehenlassen, einige Wildbienen nutzen im Folgejahr die hohlen Überbleibsel als Niststätte für ihre Jungen.
Wissenswertes
Hybriden von Delphinium elatum, meist als Delphinium x elatum deklariert, sind die meistgepflanzten Rittersporne in deutschen Gärten. Sie werden unterschiedlich hoch, sodass man sie oft in drei Gruppen einteilt: klein bis 1,50 Meter, mittel bis 1,70 Meter und groß bis über 2,00 Meter. Sie haben ungefüllte, halbgefüllte oder gefüllte Blüten in allen Schattierungen von weiß über verschiedene Blautöne bis zu einem dunklen Violett. Beliebte Elatum-Hybriden sind
- ‚Alice Artindale‘, kleinbleibend, gefüllte malvenfarbenen Blüten mit blauem Rand
- ‚Butterball‘, klein, halbgefüllte cremeweiße Blüten mit gelbem Zentrum
- ‚Blue Dawn‘, mittelgroß mit halbgefüllten blau-rosa Blüten mit braunem Zentrum
- ‚Cassius‘, mittelgroß, halbgefüllte dunkelblaue, purpurn überlaufenen Blüten
- ‚Berghimmel‘, große Variante, himmelblaue ungefüllte Blüten
- ‚Fanfare‘, oft über zwei Meter hoch, malvenfarbene Blüten mit weißem Zentrum
Auch sonst ist der Rittersporn sehr variabel – Botaniker unterscheiden mindestens vier Unterarten, die auch außerhalb der Alpen auftreten.
Rittersporn gilt als giftig, denn er enthält in allen Teilen eine Reihe von Alkaloiden wie Elatin. Dieses hat eine ähnliche Wirkung wie Curare und lähmt die Muskulatur, schlimmstenfalls bei hohen Dosen bis zur Atemlähmung. Die prächtige Farbe der Blüten ist auf Anthocyane und Flavonoide zurückzuführen.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner