https://www.naturadb.de/pflanzen/angelica-archangelica/
Licht: | Sonne bis Halbschatten |
Boden: | normal bis humos |
Wasser: | feucht bis frisch |
Nährstoffe: | nährstoffreicher Boden |
Salzverträglich: | ja |
Pflanzenart: | Zweijährige |
Wuchs: | geneigt, ausladend, horstig, stark |
Höhe: | 80 - 200 cm |
Breite: | 1,5 - 2 m |
frostverträglich: | bis -34 °C (bis Klimazone 4) |
Wurzelsystem: | Pfahlwurzler |
Blütenfarbe: | grün |
Blühzeit: | |
Blütenform: | klein, unscheinbar |
Blütenduft: | ja |
Blattfarbe: | grün |
Blattphase: | sommergrün |
Blattform: | breitlanzettlich |
Schneckenunempfindlich: | ja |
Bestandssituation (Rote Liste): | mäßig häufig |
Gefährdung (Rote Liste): | ungefährdet |
Wildbienen: | 18 (Nektar und/oder Pollen, davon 1 spezialisiert) |
Raupen: | 4 (davon keine spezialisiert) |
Schwebfliegen: | 56 |
Käfer: | 2 |
Nektarwert: | 3/4 - viel |
Pollenwert: | 2/4 - mäßig |
floraweb.de.
Höhenlage: |
planar (<100m1 / <300m)2 bis kollin (100m-300m1 / 300m-800m)2 1 Mittelgebirge / 2 Alpen |
ist essbar |
junge Blätter, Stängel, Wurzeln Verwendung: als Süßigkeit kandiert, Gemüse, Salat, Rohkost, Kräuter, Tee, Rauchtabakbeimischung, Aroma, Würze, Gewürz, Sauerkraut |
Keimer: | Lichtkeimer |
Pflanzen je ㎡: | 7 |
Stütze: | Pflanze benötigt keine Stütze |
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Heimische Wildpflanzen sind vielerorts selten geworden und damit die neuen Exoten in unseren Gärten. Sie sind, im Gegensatz zu Neuzüchtungen und Neuankömmlingen, eine wichtige Nahrungsquelle für Wildbienen und Schmetterlinge. In puncto Stand- und Klimafestigkeit sind sie anderen Arten deutlich überlegen. Auch kalte Winter überleben sie meist ohne Probleme. Gut für dich, gut für die Natur.
Also pflanzt heimische Arten, so wie diese!
Echte Engelwurz, Erzengelwurz oder Arznei-Engelwurz (Angelica archangelica) bezeichnet eine alte Heilpflanze aus der Familie der Doldenblütler (Apiaceae). Wild trifft man die imposanten Gewächse nur noch sehr selten in Staudenfluren, an Flussufern und Gräben sowie in Weidengebüschen der Mittelgebirge und Gebirge an. Auf der nördlichen Hemisphäre ist sie weit verbreitet.
Die Echte Engelwurz blüht nur einmal und wird zwei bis vier Jahre alt; sie kann bis zu zwei Metern Höhe erreichen. Ihre kräftige rübenförmige Pfahlwurzel ist bisweilen gegabelt und mit Adventivwurzeln besetzt. Ihr entspringt ein aufrechter, im oberen Abschnitt wenig verzweigter und oft rot überlaufener Stängel, der innen hohl und außen schwach gerieft ist. Die Blätter sind am Grund lang gestielt, weiter oben am Stängel kurz gestielt mit einem zu einer großen Blattgrund und Stängel umfassenden bauchigen Blattscheide. Auch die Blattstiele sind in ihrem Inneren hohl, die Oberseite ist rinnig vertieft. Ihre Blattspreiten sind zwei- bis dreifach gefiedert, hellgrün und bis zu 90 Zentimeter lang, mit eiförmigen und am Rand grob und unregelmäßig gezähnten Fiederblättchen und einer dreispaltigen Endfieder. Beim Zerreiben riechen sie angenehm aromatisch-würzig.
Bei den Blütenständen handelt es sich um große 20-40-strahlige halbkugelige Doppeldolden mit nur im oberen Bereich behaarten Stielen. Hüllblätter fehlen, die Hüllchenblätter sind linealisch geformt und deutlich kürzer als die Döldchenstrahlen. Die nach Honig duftenden Blüten sind fünfzählig, sternförmig und zwittrig mit einer doppelten Blütenhülle, ihre Kelchblätter grün und unscheinbar, die Kronblätter grünlichgelb bis weiß, elliptisch, 1-1,5 Millimeter lang mit einer nach oben gebogenen auslaufenden Spitze. Bei den Früchten handelt es sich um breit-elliptische, 6,5-8 Millimeter lange gelbe Doppelachänen mit dicken Randrippen und zurückgebogenem Schnabel.
Die Echte Engelwurz erfordert einen nassen, gerne auch zeitweise überschwemmten, nährstoffreichen und humos-sandigen Tonboden. Sie verträgt auch höhere Salzmengen und benötigt viel Licht, vorzugsweise im Halbschatten. Beim Pflanzen sollte im Hinterkopf behalten, dass die Gewächse bis zu zwei Metern hoch und über einen Meter breit werden.
Nach der Blüte stirbt die Echte Engelwurz ab; man kann sie aber ein weiteres Jahr am Blühen halten, indem man die Dolden vor der Fruchtreife abschneidet. Ansonsten braucht man nur das verwelkte Kraut zu entfernen. Empfindliche Menschen sollten beim Hantieren sicherheitshalber Handschuhe tragen.
Die Vermehrung erfolgt mithilfe der Samen, die man im kalten Kasten vorzieht. Es handelt sich dabei um Lichtkeimer, die man nur leicht auf das Substrat andrücken sollte. Später kann man sie verpflanzen, so lange sie noch klein sind; ältere Pflanzen vertragen wegen ihrer ausgeprägten Wurzeln ein Umsetzen nur sehr schlecht.
Mit ihrer Vorliebe für eher feuchte Standorte ist die Echte Engelwurz für den Rand von Gartenteichen, aber auch als Einzelpflanze unter Gehölz oder in Staudenrabatten geeignet. Ebenso gut macht sich die alte Heilpflanze im Apothekergarten.
Die Echte Engelwurz ist empfindlich für Schnecken, Blattläuse und Minierfliegen. Je nach Witterung kann auch Mehltau auftreten.
Die Blüten mit ihrem leicht erreichbaren Nektar und Pollen ziehen zahlreiche Insekten als Bestäuber an, darunter Bienen, Schwebfliegen, Wespen und Käfer.
Achtung Verwechslungsgefahr: Nicht minder imposant, aber giftig und stärker photosensibilisierend ist der ähnliche Riesen-Bärenklau Heracleum mantegazzianum – er wird aber bis zu drei Metern hoch, ist borstig behaart und hat purpurfarbene Flecken am Stängel. Zur Fruchtreife sind seine Dolden flach, die der Engelwurz halbkugelig gewölbt. Vom Gefleckten Schierling (Conium maculatum) ist sie leicht durch dessen mäuseartigen Geruch zu unterscheiden.
In der Antike war die Echte Engelwurz offenbar als Heilpflanze unbekannt, sie taucht erst ab dem 14. Jahrhundert in den Kräuterbüchern und medizinischen Traktaten auf, so bei Leonhart Fuchs und Hieronymus Bock.
Hauptwirkstoffe der Echten Engelwurz sind etherische Öle, Gerb- und Bitterstoffe, Furanocumarine, Harze, Wachs und Kohlenhydrate wie Zucker, Pektin und Stärke. Als Heildroge verwendet man vor allem die getrocknete braungraue, sehr aromatisch riechende Wurzel, die man im zweiten Jahr erntet. Daraus zubereiteter Tee oder Tinktur wirkt vor allem appetitanregend und verdauungsfördernd, fördert die Gallensekretion und die Wasserausscheidung. In der Volksheilkunde nutzt man sie auch gegen Husten, Krämpfe und Blähungen, rheumatische Beschwerden und Gicht. Ähnliche Wirkungen haben die Früchte, die man vor dem Ausreifen sammelt.
Kandierte Stängel verwendet man als süße Knabberei oder für Dessert und Backwaren; Samen und Wurzeln werden zu Kräuterlikören verarbeitet, welche die Verdauung fördern sollen.
Bei längerer Einnahme sollte man die photosensibilisierende Wirkung der Fumarocumarine bedenken; sie machen die Haut lichtempfindlich und können bereits bei wenig Sonneneinstrahlung Hautreizung ähnlich wie ein Sonnenbrand hervorrufen. Im Mittelalter diente das etherische Öl als Abortivum – mit einer hohen Gefahr für Vergiftungen, denn in hohen Dosen kann es zu Lähmungen im Nervensystem führen.
Neben der Hauptart Angelica archangelica ssp. archangelica gibt es noch die Küsten-Engelwurz Angelica archangelica ssp. litoralis, die an den Küsten von Nord- und Ostsee beheimatet mittlerweile selten an den Ufern der großen Flüsse im Binnenland auftaucht. Sie riecht und schmeckt deutlich schärfer, die Hüllchenblätter sind pfriemlich statt linealisch und etwa halb so lang wie die Döldchen, die Frucht nur 5-6 Millimeter lang und die Blüten grünlich-weiß.
Zweijähre Pflanzen bilden im ersten Jahr meist nur eine flache Rosette. Im nächsten Jahr wächst die Pflanze in die Höhe, blüht und versamt sich. Die Pflanze stirbt und aus dem Samen entsteht die nächste Generation.
Am naheliegendsten ist der Kauf in einer Gärtnerei oder einer Baumschule deiner Region.
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Engelwurz ist längst nicht so giftig wie ihre nahen Verwandten Schierling und Bärenklau – sie ist sogar eine altbewährte Heilpflanze, die man vor allem wegen ihrer verdauungsfördernden Wirkung verwendet. Die Stängel werden kandiert für Süßspeisen und Backwaren verwendet, Extrakte aus Samen und Wurzeln für Kräuterliköre. Bei der Anwendung von Tees und Tinkturen sollte man daran denken, dass die Pflanze geringe Mengen Fumarocumarin enthält – es wirkt ähnlich wie bei Johanniskraut und Bärenklau photosensibilisierend, sodass bereits geringe Sonnenexposition zu sonnenbrandähnlichen Symptomen führen kann. In der Schwangerschaft ist die Verwendung der Engelwurz kontraindiziert, denn bis in die Neuzeit hinein wurde die in hohen Dosen neurotoxische Droge als Mittel zur Abtreibung eingesetzt.
Die Echte Engelwurz ist ein altes Heilmittel mit karminativer und sedativer Wirkung und ein typisches Amarum aromaticum, das mit seinen Bitterstoffen und etherischen Ölen Appetit, Verdauung und Gallensekretion anregt, Blähungen vertreibt und die Harnausscheidung erhöht. Paracelsus empfahl die pulverisierte Wurzeln in Wein gegen die Pest; heute beschränkt man sich auf die Verwendung der Wurzeln und Früchte in Kräuterlikören oder in Form von Tee oder Tinktur.
Die Echte Engelwurz hat einen typischen aromatisch-scharfen Geschmack, der sie deutlich von verwandten, aber giftigen Arten wie Schierling (der nach Mäusepisse riecht) oder Bärenklau (mit unangenehm strengem Geruch) unterscheidet. Man kann die Blätter und Stängel ohne weiteres roh genießen. Besonders in Frankreich sind die kandierten Stängel als Süßigkeit beliebt, die frischen jungen Blätter nutzt man in Salaten und Suppen als Gewürz.
Echte Engelwurz ist in Mitteleuropa heimisch und Nahrungsquelle/Lebensraum für Bienen und Schmetterlingsraupen