Was ist Brennnessel?
Die Brennnessel, genauer Große oder Zweihäusige Brennnessel (Urtica dioica) ist eine mehrjährige einheimische Staude, die bis zu eineinhalb Metern Höhe erreicht und oft in dichten Beständen an Waldrändern, Schuttplätzen und Wegen auftritt. Der Vertreter der Brennnesselgewächse (Urticaceae) hat ein kräftiges, tiefreichendes Rhizom, mit der sie sich rasch ausbreitet und tief im Boden auf Nährstoffsuche geht. Die aufrechten Stängel sind nur wenig verzweigt und vierkantig. Ihre dunkelgrünen Blätter stehen wechselständig, sind am Rand gesägt und werden bis zu 20 Zentimeter lang und bis zu 13 Zentimeter breit. Männliche und weibliche Blüten entstehen auf getrennten Exemplaren und bilden hängende, dünne Rispen, die wesentlich heller grün sind als die Laubblätter. Bei den nur millimetergroßen Früchten handelt es sich um Nüsschen.
Brennnessel im Garten
Standort
Die Brennnessel benötigt einen stickstoffhaltigen, vorzugsweise leicht feuchten Boden und Sonne oder Halbschatten. In der Nähe eines Komposthaufens findet sie ideale Wachstumsbedingungen.
Schnitt
Breitet sich die Brennnessel mit ihren unterirdischen Rhizomen zu sehr aus, muss man ihr mit dem Spaten zuleibe rücken. Ansonsten ist nur zur Ernte ein Schnitt nötig.
Vermehrung
Die Vermehrung der Brennnessel erfolgt mit Samen oder bei bereits vorhandenen Beständen durch Ausgraben und Versetzen von Ablegern.
Verwendung
Brennnesseln machen sich in Bauern- und Gemüsegärten gut. Für die Herstellung von Brennnesseljauche kann man sich ein eigenes Beet mit der Nessel anlegen. Wer die Brennhaare auf dem Balkon nicht scheut kann mit Kübeln voller Brennnesseln den Schmetterlingen in der Umgebung etwas Gutes tun.
Schädlinge
Zeigen Brennnesselblätter braune Flecken, handelt es sich meistens um den Brennnesselrost Puccinia urticata. Er ist auf die Brennnessel als Zwischenwirt angewiesen.
Ökologie
Die Brennnessel ist in Deutschland für 36 Schmetterlingsarten essenziell, sei es als Nektarpflanze oder noch viel häufiger als Raupenfutter. Die Raupen der Edelfalter Kleiner Fuchs (Aglais urticae) und Tagpfauenauge (Aglais io) sind auf ihr Vorkommen angewiesen, wie bereits der lateinische Name dem Ersteren bescheinigt. Ebenfalls an Blatt und Blüte interessiert zeigen sich Fliegen, Wanzen, Käfer und Ohrwürmer. Die Wurzeln dienen den Larven der Geistermotte (Hepialus humuli) als Nahrung.
Die Nussfrüchte verbreiten sich mit Wind, Wasser und Tieren, bei denen sie im Fell hängenbleiben.
Wissenswertes
Das gemeine Brennen beim Berühren kommt durch das Abbrechen von Brennhaaren zustande. Deren Zellwände sind durch Einlagerung von Kieselsäure besonders fragil, sodass sich die abgebrochenen Spitzen in die Haut einbohren und ihren Inhalt freisetzen. Dabei handelt es sich um Histamin, Acetylcholin und Serotonin – allesamt Gewebshormone, die als Botenstoffe entzündungsvermittelnd wirken. Daher schwillt die Stelle ähnlich wie bei einer allergischen Reaktion sofort an, bildet Quaddeln und schmerzt.
Nesselstoff ist heutzutage in Vergessenheit geraten. Bis in die Neuzeit hinein verwendete man die langen Bastfasern der Brennnessel zur Herstellung eines strapazierfähigen Garnes, aus dem man Arbeitskleidung, Säcke und Seile herstellte.
Urtica dioica, eigentlich die Zweihäusige Brennnessel, heißt im Deutschen auch Große Brennnessel. Folgerichtig gibt es auch eine Kleine Brennnessel, nämlich Urtica urens. Sie sieht ihrer großen Schwester ähnlich, wird aber nur einen halben Meter hoch und hat kleinere, stärker gesägte Blätter. Klein aber gemein: Dafür brennt sie auch wesentlich stärker, wenn man sie berührt.
Die Brennnessel gilt als weit verbreitetes Unkraut. Doch der Eindruck täuscht: In der Vegetationskartierung ist sie sogar ziemlich selten. Das liegt daran, dass sie für ihr Wachstum ausgesprochen viel Stickstoff benötigt. Den bekommt sie bei unserer heutigen Feldwirtschaft dank Gülle und Kunstdünger reichlich, sodass sie an Feld- und Wegesrändern üppig gedeiht. Entsprechend gilt sie als Stickstoffzeiger. Auf einem nährstoffarmen Magerrasen oder trockenen Sandboden wird man kein einziges Exemplar finden.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner