Was ist Großes Windröschen?
Großes Windröschen, Waldanemone oder Waldwindröschen (Anemone sylvestris) ist eine ausdauernde sommergrüne Staude mit einem basal verholzenden faserigen Wurzelstock, mit dessen Hilfe sie Ausläufer bildet und sich rasch ausbreitet. Das bis zu 40 Zentimeter hohe Kraut ist in Mittel- und Osteuropa heimisch und wächst von Südschweden und Nordfrankreich bis zum Kaukasus. Dort ist das Mitglied aus der Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae) an warmen Waldsäumen und Böschungen, auf Kalkmagerrasen, in Gebüschen und Wäldern mit kalkigen Böden selten, aber gesellig anzutreffen.
Die mittelgrünen Blätter sind lang gestielt, 5-15 Zentimeter lang, handförmig fünflappig tief geteilt und im Umriss oval bis gerundet; die Oberseite ist kahl, die Unterseite an den Blattnerven behaart, der Rand ungleichmäßig gezähnt. Einzeln, seltener zu zweit erscheinen am Ende der Blütenschäfte 4-7 Zentimeter breite schalenförmige Blüten. Diese sind fünfzählig, radiärsymmetrisch und zwittrig, mit fünf oder selten bis zu acht Hüllblättern und kurzen goldgelben Staubblättern. Außen ist die Blütenhülle oft lila überlaufen und seidig behaart. Am Ende des kurzen Griffels sitzt eine kugelrunde Narbe. Bei den Früchten handelt es sich um Sammelnussfrüchte aus 2-3 Millimeter langen spindelförmigen flachen Achänen, die außen dicht wollig behaart sind und an ihrem Ende einen kurzen Schnabel aufweisen.
Großes Windröschen im Garten
Standort
Das Große Windröschen bevorzugt einen warmen und mäßig trockenen, vorzugsweise kalkreichen und mild-humosen lockeren, tiefgründigen sandigen oder reinen Löss- oder Lehmboden mit Sonne oder Halbschatten. Die Pflanzen sind frosthart und vertragen vorübergehende Trockenphasen besser als Staunässe. Auch mit zu viel Stickstoff im Dünger bringt man sie zuverlässig um.
Schnitt
Schneiden muss man die Pflanzen nur, wenn man abgeblühte Teile entfernen oder dem Ausbreitungsdrang Grenzen setzen möchte. Das Grün nach der Blüte zu entfernen wäre kontraproduktiv, denn mit Hilfe des Blattgrüns bildet das Große Windröschen Nährstoffe, die es im überwinternden Rhizom für das kommende Jahr speichert.
Vermehrung
Mit seinen weithin dicht unter der Oberfläche kriechenden Wurzelausläufern sorgt das Große Windröschen fleißig für seine Ausbreitung. Man kann die Bestände nach der Blüte oder nach dem Verwelken der Blätter teilen. Ebenso ist eine Aussaat mit Samen möglich; im kalten Kasten keimen sie relativ langsam und ungleichmäßig.
Verwendung
Mit seiner Vorliebe für helle und eher trockene Standorte eignet sich das Große Windröschen gut als Unterwuchs für den Gehölzrand, für Blumenbeete und Rabatten. In größeren Gruppen kommen die kleinen Pflanzen besonders gut zur Geltung, dann bilden sie dichte Teppiche, die im Frühjahr von leuchtend weißen Blüten übersät sind.
Schädlinge
Schnecken machen sich mit Vorliebe vor allem über die frische Saat her. Ebenso treten Blattälchen und Pilzerkrankungen wie Rostflecken, Mehltau und Anemonenbrand auf.
Ökologie
Nektar bilden die Blüten des Großen Windröschens nicht, aber umso mehr Pollen. Dementsprechend finden sich hier vor allem Bienen, Fliegen und Käfer als Bestäuber ein. Bleibt die tierische Hilfe aus, können sich die Blüten auch selbst bestäuben. Die Blätter als Raupenfutter verwenden Waldrebenspanner (Horisme corticata und Horysme tersata). Die Verbreitung der Samen erfolgt mit dem Wind; die kleinen Schirmchenflieger werden auch mit dem Regenwasser fortgespült.
Wissenswertes
Das Große Windröschen ist nicht nur sehr dekorativ, sondern auch giftig. Es gehört zu den wenigen Anemone-Arten, deren Blüten duften. Im Vergleich zum wesentlich häufigeren Busch-Windröschen Anemone nemorosa bevorzugt es eher trockene und dafür hellere Standorte. Flurbereinigungen, Pestizide und Überdüngung haben mit dazu beigetragen, dass die Pflanze mittlerweile in Deutschland selten geworden ist und als gefährdet gilt.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner