Was ist Prächtige Fetthenne?
Prächtige Fetthenne (Sedum spectabile) gehört zum Standardrepertoire jedes gepflegten Steingartens. Das Mitglied aus der Familie der Dickblattgewächse (Crassulaceae) wächst in China und Korea auf felsigen und trockenen, sonnenbeschienenen Standorten und ist nahe mit unseren einheimischen Sedum-Arten wie Scharfer Mauerpfeffer (Sedum acre) und Purpur-Fetthenne (Sedum telephium) verwandt.
Die Prächtige Fetthenne ist eine gruppenbildende mehrjährige Staude, die im Winter ihr Grün verliert. Dem flachbleibenden Wurzelwerk mit fleischigem Wurzelstock entspringen aufrechte unverzweigte und grüne Stängel; an ihnen stehen gegenständige oder zu dritt wechselständige, eiförmige oder verkehrt-eiförmige bis elliptische, bis zu acht Zentimeter lange dicke Blätter mit graugrüner Farbe. Der Blattgrund verschmälert sich keilförmig und geht ohne Stiel in den Stängel über, der Rand ist vor allem zur Spitze hin gezähnt. Im Winter sterben die oberirdischen Teile ab und werden im nächsten Frühjahr regeneriert.
Im Spätsommer erscheinen aus neu gebildeten Adventivknospen des Wurzelstocks frische beblätterte Triebe mit den wahrhaft spektakulären, 7- 15 Zentimeter großen endständigen Scheinrispen aus sternförmigen rosa Blüten. Diese sind fünf- oder sechszählig mit doppelter Blütenhülle und zwittrig; ihr Durchmesser liegt bei etwa einem Zentimeter. Besonders auffällig sind die beiden weit herausragenden Staubblätter mit violetten Staubbeuteln. Die leicht fleischigen lanzettlichen Kelchblätter sind nur am Grund miteinander verwachsen, die meist sechs dünnen Kronblätter stehen frei und sind deutlich länger. Als Früchte werden aufrecht stehende Balgfrüchte gebildet. Sie enthalten zahlreiche zylindrische, nur einen Millimeter lange, kurz geflügelte braune Samen.
Prächtige Fetthenne im Garten
Standort
Sedum spectabile ist winterhart bis -23 °C. Die Prächtige Fetthenne benötigt einen durchlässigen, eher nährstoffarmen und eher trockenen Boden mit reichlich Sonne. Der pH-Wert sollte neutral bis leicht alkalisch sein. Staunässe ist für sie unmittelbar tödlich, wohingegen sie im Sommer längere Trockenphasen ohne weiteres verträgt. Auch düngen solltest Du nur vorsichtig, zu viel Stickstoff bekommt der Fetthenne nicht.
Schnitt und Pflege
Schneiden ist bei der Prächtigen Fetthenne nicht nötig; Du kannst bestenfalls die vertrockneten Blütenstiele entfernen. Unbedingt sein muss das aber nicht, sie sehen auch im Herbst und Winter noch recht dekorativ aus.
Ansonsten ist sie aber gut schnittverträglich, falls Du sie mal stutzen oder in ihrem Ausbreitungsdrang einschränken möchtest. Ab und zu solltest Du den Boden um die Pflanzen herum etwas auflockern, damit er sich nicht verfestigt.
Vermehrung
Reif werden die geflügelten Samen im September und Oktober. Du kannst sie unmittelbar nach der Samenreife in Töpfen oder direkt im Freiland aussäen. Am einfachsten gelingt aber die vegetative Vermehrung mit grünen Stecklingen; man schneidet sie von Frühsommer bis in den Herbst hinein von nicht blühenden Trieben. Einfach in die Erde gesteckt wachsen sie binnen kurzer Zeit zuverlässig an. Auch eine Teilung der Horste ist möglich – wenn Du die Prächtige Fetthenne alle 3-4 Jahre im März teilst bleiben die Pflanzen besonders blühfreudig.
Verwendung
Die Prächtige Fetthenne ist bienenfreundlich und wird gerne in Steingärten, Staudenrabatten und Blumenbeeten, auf Mauern, Böschungen und Gräbern gepflanzt; ebenso gut macht sie sich in Kübeln und Kästen auf Balkon oder Terrasse. Am besten kommt sie in kleinen Gruppen zur Geltung. Bisweilen nutzt man sie auch als Schnittblume, da die Blüten auch in der Vase extrem lange halten. Im Vorgarten verträgt sie sogar das Salz aus der Winterstreuung der Straße recht gut.
Schädlinge
Die Prächtige Fetthenne wird gerne von Schneckenheimgesucht, die vor allem jungen Pflanzen schnell den Garaus machen können. Blattläuse oder Schildläuse treten vor allem bei ungünstigen Haltungsbedingungen auf, und bei zu viel Feuchtigkeit kommt es zur Wurzelfäule.
Ökologie
Bestäubt wird Sedum spectabile vor allem von Honigbienen, aber auch von vielen anderen Insekten wie Käfern, Fliegen und Schmetterlingen. Sie ist eine gute Bienenweide und wird oft eigens als Bienenfutter gepflanzt. Bleibt die tierische Unterstützung aus kann sich die Prächtige Fetthenne auch selbst bestäuben.
Die dicken fleischigen Stängel und Blätter sind eine Anpassung an trockene Standorte; in ihnen lässt sich ein ordentlicher Wasservorrat anlegen. Werden die Blätter bei lange anhaltender Trockenheit dünn und schrumpelig lassen ein Regenguss oder ein Schluck aus der Gießkanne sie schnell wieder dick und prall werden.
Bemerkenswert ist die Verträglichkeit gegenüber Schwermetallen im Boden. Sedum spectabile gilt als Hyperakkumulator, der Blei und Cadmium aufnimmt; damit lassen sich gegebenenfalls kontaminierte Böden reinigen.
Wissenswertes
Im Geschäft nicht wundern: Bisweilen läuft die Prächtige Fetthenne im Gartenhandel bereits unter ihrem aktuellen botanischen Namen Hylotelephium spectabile oder der alten, aber unzutreffenden Bezeichnung Sedum fabaria. Hylotelephium unterscheidet sich von Sedum in erster Linie im Aufbau des Fruchtknotens – botanische Feinheiten, die im Garten wenig interessieren.
Neben der Wildart von Sedum spectabile gibt es im Gartenhandel eine Vielzahl von Sorten, die sich in der Farbe ihrer Blätter und/oder Blüten unterscheiden. Die Sorte Sedum spectabile ‚Brilliant‘ hat ebenso wie die Wildart den Award of Garden Merit der Royal Horticultural Society gewonnen.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner