Was ist Apfel-Rose?
Apfel-Rose – oft auch weniger schmeichelhaft als Kartoffel-Rose (Rosa rugosa) bezeichnet – ist ein beliebter Zierstrauch, der sich in Gärten in zahlreichen Sorten wiederfindet. Die Wildart des Vertreters der Rosengewächse (Rosaceae) ist in Japan, Korea, im Osten Russlands und dem Norden Chinas beheimatet. In der freien Wildbahn findet man sie bei uns vor allem in der Nähe von Parks, Grünanlagen und Gärten und nicht zuletzt an der Meeresküste von Nord- und Ostsee.
Wuchs
Es handelt sich dabei um sehr wüchsige, kräftige straff aufrechte und wenig überhängende Sträucher, die 120-150 Zentimeter hoch werden; Sorten sind mitunter deutlich kleiner und ideale Bodendecker. Ausläufer werden reichlich gebildet, sodass sich schnell dichte Bestände bilden. Die holzigen Rhizome haben eine orangebraune Rinde und sind mit dicht mit dreieckigen Schuppen überzogen. In deren Ecken erscheinen die Knospen, aus denen sich die oberirdischen Sprosse entwickeln.
Die hell gelbbraunen, dicht stachelborstigen Triebe haben gerade und behaarte Stacheln. Die grünen und sehr derben Fiederblättchen sind stark runzelig und weisen gegen Ende des Jahres eine goldgelbe Herbstfärbung auf. Ein Blatt besteht aus meist 7-9, selten bis zu 11 schmal-länglichen, 2,5-5 Zentimeter langen Fiedern mit gesägtem und leicht gewelltem Rand. Blattstiel und Mittelnerv sind dicht behaart und mit Stacheln besetzt. Die Hochblätter sind breit-oval, bis 2,5 Zentimeter lang und bis 1,5 Zentimeter breit.
Blüte
Diese erscheinen an den Kurztrieben des jungen Holzes. Bei der Apfel-Rose weisen die Blütenstiele mindestens ein, meist aber mehrere Deckblätter auf. Die roten Knospen sind spitz-oval und rot. Daraus entfalten sich einfache, schüsselförmige Blüten mit rosafarbenen bis rotviolette oder karminroten, in einigen Fällen auch weißen Kronblättern. Ihr Durchmesser liegt bei 6-10 Zentimetern. Sie öffnen sich einzeln oder in kleinen Gruppen, und ihre Hauptblütezeit liegt im Juni und Juli. Darüber hinaus werden bis den Oktober hinein noch fleißig neue Knospen gebildet. Im Inneren der Blüten stehen 200-250 Staubblätter und mehr als 100 Fruchtblätter.
Früchte
Die an kleine Tomaten erinnernden Hagebutten der Apfel-Rose sind sehr groß und flach kugelig, orange bis scharlach- oder ziegelrot und besonders fleischig. Je nach Sorte sind sie leicht unterschiedlich geformt und gefärbt. Die Samen sind die für Rosengewächse üblichen Achänen, die hier 4-6 Millimeter lang und etwa zwei Millimeter breit, oval und kantig erscheinen.
Besonderheiten
Apfel-Rosen vertragen Salz relativ gut und sind daher auch für den Vorgarten an im Winter gestreuten Straßen geeignet. Sie wächst sogar in Küstennähe in den Dünen, wo sie sich nicht vom Sand beeindrucken lässt, sondern fleißig immer an die Oberfläche kommt. Hier spielt die Verbreitung durch Möwen, die die Hagebutten fressen, und durch abgerissene Triebe und Meeresströmungen eine Rolle.
Dagegen mag sie Kalk überhaupt nicht. Ansonsten stellt sie keine besonderen Ansprüche und gilt als besonders pflegeleicht. Deshalb hat man sie häufig für die Zucht von Strauchrosen eingesetzt, was die vielen im Handel erhältlichen Sorten erklärt.
Apfel-Rose im Garten
Standort
Die Apfel-Rose ist recht anspruchslos und nimmt mit jeder halbwegs brauchbaren Gartenerde vorlieb. Sie mag einen mäßig feuchten und mäßig nährstoffhaltigen, humusreichen und gut durchlässigen Boden. Salz verträgt sie, Kalk hingegen ebenso wenig wie Staunässe. Sie ist vollkommen winterhart.
Schnitt und Pflege
Schneiden muss man die Kartoffel-Rose vor allem, wenn sie sich mit ihren Ausläufern zu breit zu machen droht. Früher oder später wird das nötig sein – mit ihren zahlreichen Ausläufern bildet sie mancherorts in freier Wildbahn Bestände von mehreren Hektar.
Die schönsten Blüten bekommst Du, wenn Du die Apfel-Rose im späten Winter oder im zeitigen Frühjahr mit einer Portion Volldünger bedenkst oder ihr etwas Mulch gönnst. Während des Sommers kann man mit weiterem Volldünger nachhelfen.
Bei gepfropften Exemplaren muss Du aufpassen, dass die Unterlage keine unnötigen Wildtriebe bildet. Diese solltest Du entfernen, da sie der eigentlichen Pflanze Kraft entziehen. Sie treten besonders häufig in der Nähe der Veredelungsstelle auf.
Vermehrung
Eine Vermehrung mit Samen ist möglich, aber man weiß nie, wer da den Pollenspender gespielt und die Vaterrolle übernommen hat. Daher kann man insbesondere die Sorten ausschließlich vegetativ vermehren. Dafür reicht ein kleines Stück von den Ästen – am Strand gilt die Apfel-Rose als Vermehrungswunder, das mit dem kleinsten Zipfel noch mal zum prächtigen Busch heranwachsen kann.
Viele Sorten sind auf eine Unterlage gepfropft, sodass man aus der strauchig wachsenden Apfel-Rose auch Hochstämmchen ziehen kann. Am besten kauft man die Apfel-Rose als kleinen Strauch im Gartenfachhandel.
Die beste Zeit zum Pflanzen ist der späte Winter oder das zeitige Frühjahr, wenn es gerade etwas wärmer wird und keine unmittelbare Frostgefahr droht.
Verwendung
Mit ihrem dichten Wuchs und der reichhaltigen Bestachelung ist die Apfel-Rose als blickdichte Heckenpflanze bestens geeignet. Sie bildet schnell ein undurchdringliches Dickicht. Ebenso gut macht sie sich in Beeten und Rabatten oder als Solitär. Kleine Sorten eignen sich als Bodendecker. Auf Balkon und Terrasse lassen sie sich als Kübelpflanzen bringen. Das wird besonders die Honigbienen im Sommer und die Vögel im Winter freuen, denn Letztere machen sich an den Hagebutten als Winterfutter zu schaffen.
Hast Du Dich schon mal gefragt, woher die Rosen auf dem Mittelstreifen mancher Autobahnen und Bundesstraßen kommen? Fast immer handelt es sich dabei um die Apfel-Rose, die sich am Streusalz nicht stört und sogar mit den Schadstoffen aus dem Auspuff klarkommt. Diese Unverwüstlichkeit spricht für sich.
Schädlinge
Wie die meisten Rosen ist auch die Apfel-Rose empfindlich für Blattläuse, Spinnmilben, Schildläuse und Zwergzikaden. Ebenso treten Mehltau und Rostpilze an den Blättern auf. Dessen ungeachtet ist diese Art ausgesprochen robust und wird weniger geplagt als Edelrosen.
Ökologie
Bestäubt werden die Blüten der Apfel-Rose von zahlreichen Insekten, da die Blüten ihren Nektar offen präsentieren. Vor allem Honigbienen zeigen sich vom Nektar begeistert und profitieren davon, dass sich auch immer noch einige Blüten im September und Oktober zeigen, wo das Futter langsam knapp zu werden beginnt. Ähnliches gilt für Hummeln und einige Käferarten.
Beachte auch hier, dass ungefüllte Blüten für Insekten interessanter sind als halbgefüllte und gefüllte. Diese kommen dadurch zustande, dass Staubblätter in zusätzliche Kronblätter umgewandelt wurden. Das heißt aber auch weniger Staubbeutel mit Pollen, und zudem versperren die vermehrten Blütenblätter den Zugang zum Nektar am Grund der Rose.
Von den Schmetterlingen an der Apfel-Rose ist vor allem der Goldafter (Euproctis chrysorrhoea) zu nennen. Die strahlend weißen kleinen Motten mit riesigen fächerartigen Antennen und dem namensgebenden gelbhaarigen Popo legen hier ihre Eier ab, und die schwarz, rot und weiß gefärbten, haarigen Raupen fressen die Blätter. Eigentlich nicht schlimm, aber bei starkem Befall können die gefräßigen Nimmersatte Deinen Rosenstrauch nackig machen. Spätestens dann erkennt man sie an ihren großen Gespinsten, in denen sie dicht beieinanderhocken.
Für Vögel und kleine Säugetiere sind die großen tomatenartigen Hagebutten eine Sensation. Während kleinere Singvögel sie zerzupfen und so die Samen in der Umgebung verteilen, fressen die größeren Krähenvögel wie auch Möwen die Früchte mehr oder weniger am Stück und sorgen damit für eine Verbreitung über weite Strecken. Kleinsäuger wie Siebenschläfer freuen sich über das reichhaltige Fruchtfleisch.
Wichtig sind die Hagebutten wie bei allen Wildrosen vor allem als Winterfutter, denn sie bleiben lange an den Sträuchern stehen und sind auch dann leicht erreichbar, wenn der Boden rundherum von Schnee und Eis bedeckt ist. Davon abgesehen sind die dichten stacheligen Sträucher auch willkommene Nistgelegenheiten und bieten Unterschlupf für das Federvieh und andere Tiere.
Die dicken Hagebutten kommen nicht von ungefähr: Sie schwimmen auch hervorragend und können so in Strandnähe mit der Flut davongeschwemmt werden. Mit ihrer Salzverträglichkeit keimen die angelandeten Samen auch dann, wenn sie lange Zeit im Salzwasser verbracht haben.
Ein schwieriger Vertreter: Apfel-Rose als invasiver Neophyt
Heimisch ist die asiatische Apfel-Rose bei uns nicht, aber mit ihrer Frostverträglichkeit, Robustheit und vor allem Salztoleranz weiß sie sich auch in unseren Breiten zu behaupten. Manchmal etwas zu gut – insbesondere an der Nordseeküste wird sie vielerorts langsam zur Plage und dringt zudem immer weiter nach Norden vor. Sie wächst auch in den Dünen und Heidelandschaften und verdrängt dort mit ihrem Durchsetzungsvermögen die heimische Flora.
Das Problem mit der schwindenden Biodiversität gilt sogar für den recht robusten Sanddorn und noch viel mehr für seltene und geschützte Küstenbewohner wie Stranddistel, Sand-Lieschgras, Krähenbeere und die heimische Bibernellrose. Schafe können sie stellenweise kleinhalten, aber gerade Sanddünen sind nur begrenzt für eine Beweidung geeignet.
Ähnliches gilt auch für Neuseeland, die USA, Kanada und die Britischen Inseln. In Europa zählt die Apfel-Rose zu den Top 100 der invasivsten Arten.
Im Zweifelsfalle solltest Du Dir daher überlegen, ob Du nicht lieber eine andere, bei uns einheimische Wildrose pflanzen möchtest. Diese bieten Honigbienen und Vögeln ebenso Nektar und leckere Hagebutten.
Wissenswertes
Rund um den Namen: Von Kartoffeln, Äpfeln und der Insel Sylt
Synonyme für Rosa rugosa sind Rosa regeliana, Rosa ferox, Rosa kamtchatica und Rosa pubescens. Je nach botanischer Lesart werden sie auch als eigene Arten geführt.
Den deutschen Namen „Kartoffelrose“ haben ihr die dunkelgrünen, runzligen Blätter eingebracht, die ein wenig an die der Kartoffel (Solanum tuberosum) erinnern. Die Struktur steckt auch im lateinischen Artnamen, denn nichts anderes als runzelig bedeutet rugosa im Lateinischen. Apfel-Rose hat sie hingegen ihren riesigen Hagebutten zu verdanken. Seltener wird sie mit den Bezeichnungen Japanische Rose, Kamtschaka-Rose oder Sylter Rose bedacht. Letzteres verweist auf die hohe Salzverträglichkeit, mit denen die Wildrose auch in der Dünenlandschaft am Strand gedeiht.
Vitamin C für Vögel und Hagebuttenmarmelade
Die großen und besonders fleischigen Hagebutten sind nicht nur bei Vögeln beliebt, sondern auch in der Küche, denn sie lassen sich hervorragend zu Hagebuttentee trocknen oder zu Hagebuttenmarmelade und Hagebuttengelee verarbeiten. Die Samen sollte man natürlich vorher entfernen. Ebenso kann man daraus Saft, Hagebuttenwein oder Hagebuttenlikör herstellen. Besonders hervorzuheben ist der Vitamin C-Reichtum der Früchte der Apfel-Rose.