Was ist Garten-Erdbeere?
Garten-Erdbeere (Fragaria x ananassa) nimmt beim Beerenobst eine Sonderstellung ein: Die Rosengewächse (Rosaceae) wachsen nicht an Sträuchern, sondern an kleinen Stauden mit nicht verholzenden Sprossen. Während sich die Gattung Fragaria mit mehreren Arten in weiten Teilen Europas, Asiens und Amerikas wohlfühlen ist die Garten-Erdbeere eine Zuchtsorte, die bereits vor langer Zeit entstand und die mit der gewöhnlichen Wald-Erdbeere nichts zu tun hat. Die großfrüchtige Spezialität bietet inzwischen ein reichhaltiges Sortiment mit verschiedenen Eigenschaften. In allen Fällen handelt es sich um mehrjährige krautige Pflanzen mit in einer Rosette stehenden drei-bis fünfzähligen Blättern an langen Stielen. Diese Rosetten verschwinden im zweiten Jahr und machen neuen Platz, die über Sommer in den Achseln der Triebe entstanden sind. Oberirdische Ausläufer kriechen nah am Boden dahin und wurzeln in kurzen Abständen und bilden jede Menge Tochterpflanzen. Die Trugdolden mit wenigen weißen Blüten erscheinen je nach Sorte unterhalb bis oberhalb der Blattkrone und reifen zu Früchten aus. Die Blüten der Garten-Erdbeeren sind (meist) zwittrig, fünfzählig und sternförmig, mit grünem Kelch und kleinem Außenkelch sowie runden weißen Kronblättern. Dazwischen stehen zahlreiche Staubblätter und getrennte Fruchtblätter. Die Hauptblütezeit liegt im Mai und Juni, und je nach Sorte gibt es darüber hinaus Früchte bis in den Oktober hinein. Die Erdbeeren sind streng genommen keine Beeren, sondern Sammelnussfrüchte. Die Nüsschen sitzen hier außen – das sind die kleinen Kerne, die die gelben Punkte auf der Oberfläche bilden. Das Fruchtfleisch bildet sich aus dem sich rapide vergrößernden Blütenboden, der von den fünf Kelchblättern umschlossen bleibt und von Grün über Weiß oder Gelb zu Rot ausreift.
Garten-Erdbeere im Garten
Standort
Die Garten-Erdbeere ist, was den Boden angeht, denkbar anspruchslos und wächst in so ziemlich jeder halbwegs manierlichen Gartenerde. Sie wurzeln in die Tiefe und in die Breite, sodass sie sich auf einem tiefgründigen und gut durchlässigen, humosen und nährstoffreichen Untergrund am wohlsten fühlen. Der Boden sollte nach Möglichkeit schwach sauer mit einem pH-Wert von 5,5 bis 6,5 sein. Besonders schwere Ton- und Lehmböden sollte man mit etwas Sand und Kompost auflockern, und reine Sandböden profitieren von einer Humusgabe. Man muss auf gleichmäßige Feuchtigkeit achten – gut drainierte Böden werden schnell trocken, wohingegen auf einem dichten Boden oft zu lange das Wasser stehenbleibt. Staunässe muss man unbedingt verhindern, zumal sie den Früchten ausgesprochen abträglich ist. Worauf man achten sollte ist etwas Windschutz: Erdbeeren mögen es überhaupt nicht, wenn ständig ein scharfer Wind bläst. Daher sollte man für sie eine geschützte Ecke vorsehen. Schutz vor der prallen Sonne ist hingegen nicht notwendig, die Garten-Erdbeere ist ein wahrer Sonnenanbeter und gedeiht mit viel Licht und Wärme am besten. Unter extrem rauen Bedingungen ist es empfehlenswert, die Erdbeerpflanzen über Winter mit Laub oder Kompost abzudecken.
Schnitt
Wichtiger als ein Schnitt ist eine gute Bodenpflege – man muss die Erde regelmäßig lockern und Unkraut entfernen. Mulchen mit Stroh oder Rinde erleichtert die Sache, indem es das Unkraut fernhält und für einen lockere Bodenstruktur sorgt, auf dem die Früchte nicht so schnell faulen. Nach der Ernte kann man dann die alten Blätter und Ausläufer entfernen, indem man alles etwa eine Handbreit über dem Boden radikal kappt, ohne das Herz der Pflänzchen zu beschädigen. So wachsen die Erdbeerpflanzen im nächsten Jahr schön reichhaltig und auch die Verbreitung von Krankheiten und Schädlingen lässt sich gering halten. Viele Erdbeeren im Garten? Notfalls lässt sich die Angelegenheit mit einem hoch eingestellten Rasenmäher in kürzester Zeit erledigen.
Vermehrung
Eine Aussaat ist durchaus möglich, aber die vegetative Vermehrung mithilfe von Tochterpflanzen ist dermaßen einfach, dass man fast ausschließlich einfach Ableger nimmt und pflanzt. So bleiben die typischen Eigenschaften der angepflanzten Sorte auch sicher erhalten, wie es bei einer generativen Vermehrung nicht möglich wäre.
Verwendung
So dekorativ die kleinen Blüten auch sein mögen, außerhalb des Nutzgartens wird man die Garten-Erdbeere wohl eher selten antreffen. Eine Ausnahme machen Balkone und Terrassen; entsprechende Sorten sind auch für die Bepflanzung von Ampeln, Kübeln und Containern geeignet und liefern auch in urbaner Umgebung leckere Früchte.
Schädlinge
Leider ist die Garten-Erdbeere recht empfindlich gegenüber Schädlingen und Krankheiten. Milben, Blattläuse und nicht zuletzt Schneckenund Vögel sind am Kraut oder den reifenden Früchten interessiert. Viruserkrankungen sind wegen der vergleichsweise kurzen Vegetationsperiode selten, aber bei älteren Pflanzen treten gehäuft Grauschimmel, Mehltau und Verticillium-Welke auf.
Ökologie
Die zahlreichen Staubblätter und ergiebigen Nektardrüsen liefern reichlich Futter für viele Insekten, sodass die Blüten der Garten-Erdbeere im Sommer von Honigbienen, Wildbienen, Käfern, Fliegen und Schmetterlingen ausgiebig frequentiert werden. Sogar die Ameisen bedienen sich am süßen Saft; sie sind auch an den Früchten interessiert und verschleppen so die Samen. Ansonsten erfolgt die Ausbreitung vor allem mithilfe von interessierten Vögeln, Kleinsäugern und Insekten, die die Früchte fressen und die Samen unbeschadet ausscheiden.
Wissenswertes
Erdbeeren sind nicht nur extrem aromatisch, sondern auch gesund. Sie enthalten viel Vitamin C, Mangan, Kalium und andere Mineralstoffe und haben trotz ihres Zuckeranteils kaum Kalorien. Mit ihrer Süße durch Fruchtzucker sind sie auch für Diabetiker unbedenklich. Die leuchtend rote Farbe kommt durch Anthocyane zustande. Wer es mal ausprobieren möchte: Die getrockneten Erdbeerblätter lassen sich zu einem leckeren Tee aufbrühen. Man findet sie oft auch unbemerkt in zahlreichen Kräuter- und Früchtetees.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner