Was ist Patagonisches Eisenkraut?
Patagonisches Eisenkraut, Schleier-Eisenkraut, Argentinisches Eisenkraut oder Argentinische Verbene (Verbena bonariensis) gehört zur Familie der Eisenkrautgewächse (Verbenaceae). Das bei uns heimische Echte Eisenkraut Verbena officinalis ist ein naher Verwandter, wohingegen diese Art, wie der Name bereits vermuten lässt, aus Südamerika stammt. Es wächst dort verbreitet an Flussufern, in der Pampa und an Ruderalstellen von der Ebene bis in Höhenlagen von über 2.000 Metern.
Es handelt sich dabei um eine ausdauernde krautige Staude, die 50-180 Zentimeter hoch wird und lockere Horste bildet. Die steif aufrechten Stängel sind rau borstig behaart und vierkantig und verzweigen sich erst im in der oberen Hälfte; an der Basis verholzen sie mit der Zeit. Daran stehen in großem Abstand die wechselständigen graugrünen Blätter; sie sind länglich bis linealisch-lanzettlich, 7-13 Zentimeter lang, gespitzt und am Grund stängelumfassend sitzend, runzlig mit gesägtem Rand und einer oberseits dünnen, unterseits dichten Behaarung. In milden Wintern bleiben die Blätter erhalten.
An den Enden der Stängel erscheinen von Juni bis zu den ersten Herbstfrösten die unverkennbaren Doppeldolden. Die Scheinrispen erreichen eine Breite von bis zu fünf Zentimetern und bestehen aus leicht zygomorphen zwittrigen stieltellerförmigen Blüten mit doppelter Blütenhülle. Ihre Kelchblätter sind bis auf kleine Kelchzipfel zu einer Röhre verwachsen und flaumig behaart, und auch die Kronblätter bilden eine Röhre. Diese ist 6-7 Millimeter lang, behaart und wird von fünf kleinen Kronlappen gekrönt. Das Farbspektrum reicht von lavendel- und fliederfarben bis rotviolett, und die Blüten duften angenehm.
Nach der Bestäubung bilden sich Klausenfrüchte, die bei der Reife in vier braune längliche Nüsschen zerfallen.
Patagonisches Eisenkraut im Garten
Standort
Patagonisches Eisenkraut ist wenig anspruchsvoll und verträgt so ziemlich jeden halbwegs brauchbaren Gartenboden, egal ob der eher trocken oder relativ feucht ausfällt. Nur gut durchlässig sollte er sein und der Standort warm und sonnig. Bei Haltung als Kübelpflanze nimmst Du am besten eine lehmhaltige und mäßig nährstoffreiche Topferde, der Du reichlich Sand untermischst. Hier musst Du im Sommer regelmäßig gießen und kannst auch einmal im Monat etwas Dünger verabreichen.
Bei uns hat man das Patagonische Eisenkraut früher meist einjährig gehalten, da die Pflanzen bei Frost absterben; es ist winterhart bis etwa -9 °C. Mittlerweile sind die Winter dank der Klimaerwärmung meistens so mild, dass das Kraut überlebt und wie in seiner Heimat ausdauernd wächst. In frostgefährdeten Gebieten kannst Du auch Dein Glück versuchen und das Eisenkraut mit einer trockenen Mulchschicht vor den ärgsten Minusgraden schützen, vielleicht übersteht es die kalte Jahreszeit.
Schnitt
Wenn du das Patagonische Eisenkraut als einjährige Pflanze hältst hat sich das mit dem Schneiden bereits erledigt. Sofern es einen Winter nach dem anderen überlebt solltest Du es im Frühjahr vor dem großen Austrieb eine Handbreit über dem Boden einkürzen, damit die Büsche nicht irgendwann kahl werden und die Blühfreudigkeit hoch bleibt.
Vermehrung
Das Patagonische Eisenkraut vermehrt sich, egal ob die Triebe den Winter überleben oder nicht, fleißig durch reichliche Selbstaussaat. Selber aussäen kannst Du die geernteten Samen oder welche aus dem Gartenfachhandel im Herbst oder im zeitigen Frühjahr. Sie blühen bereits im ersten Jahr. Teilen lassen sich die Stauden im Frühjahr, und im Spätsommer kannst Du Kopfstecklinge schneiden und bewurzeln.
Verwendung
Dank der langen dünnen Blätter und langen Internodien sehen die Horste mit Patagonischem Eisenkraut sehr luftig und durchsichtig aus. Daher kannst Du sie bei der Gartengestaltung gezielt so einsetzen, dass man die dahinter gelegenen höheren Stauden und Hecken gut sehen kann. Die Argentinische Verbene ist zudem eine gute Insektenweide und für trockene wie auch feuchte Blumenbeete und Staudenbeete oder den naturnahen Garten gut geeignet. Auch als Kübelpflanze macht sie auf Balkon und Terrasse eine gute Figur.
Schädlinge
Nicht nur Insekten wissen das Patagonische Eisenkraut zu schätzen, sondern auch Schnecken. Sie machen sich besonders gerne über Sämlinge und junge Triebe her und hinterlassen im Beet eine Spur der Verwüstung. Zudem ist es wie die meisten Eisenkräuter recht anfällig für Mehltau. Schadinsekten sind weniger häufig - Blattläuse finden sich am frischen Grün recht häufig, und bei trockenem Wetter können auch Thrips und Zwergzikaden zum Problem werden.
Ökologie
Pfeif auf die exotische Herkunft – Patagonisches Eisenkraut erfreut sich auch in unseren Gärten einer großen Anhängerschaft unter den Insekten, die sich von den wohlriechenden und nektarreichen Blüten angezogen fühlen. Dazu gehören Honigbienen wie auch Hummeln, Schmetterlinge und Schwebfliegen, die sich an den kleinen Blütchen zu schaffen machen. Besonders interessant sind die Pflanzen durch ihre lange Blütezeit vom Juni bis in den September und oft auch noch bis in den Oktober hinein bis zu den ersten Herbstfrösten.
Die Verbreitung der Samen erfolgt vor allem durch Tiere (und Menschen), bei denen die Klausen im Fell oder an Pfote und Schuh hängenbleiben.
In tropischen und subtropischen Gebieten macht sich das Patagonische Eisenkraut als invasiver Neophyt unbeliebt. Das gilt für Südeuropa ebenso wie für die südlichen USA, Afrika, Australien, Japan und die Inseln im Pazifik und Atlantik. Hierfür ist vor allem die fleißige Selbstaussaat verantwortlich. In unseren Breiten hält der Frost die Pflanzen bislang klein – wobei in den wärmeren Gebieten bereits sporadische wilde Vorkommen der schönen Südamerikanerin gemeldet wurden.
Wissenswertes
Ein Synonym für Verbena bonariensis ist Verbena patagonica – im Gartenfachhandel ist sie des Öfteren unter diesem Namen geläufig. Der sonderbare Artname bonariensis, den sich Carl von Linné bei der Erstbeschreibung ausgesucht hat, kommt von Buenos Aires – hier wurden die ersten Pflanzen gesammelt und nach Europa gebracht.
Verbena kommt aus dem Lateinischen und heißt heiliger Zweig, da die Triebe zu Kränzen gebunden für rituelle Handlungen verwendet wurden. Insbesondere von den keltischen Druiden – das lateinische Wort leitet sich vom keltischen ferfain ab, wie Vergil und Plinius d.Ä. berichten. Eisenkraut heißt Verbena, weil man das getrocknete Kraut früher zum Schmieden von Eisen einsetzte. Das alles gilt allerdings ursprünglich für die europäischen Eisenkrautarten wie das Echte Eisenkraut Verbena officinalis und nicht für die damals noch unbekannte südamerikanische Art.
Mit seiner Anspruchslosigkeit und den dekorativen und wohlriechenden Blüten hat sich das Patagonische Eisenkraut den renommierten Award of Garden Merit der britischen Royal Agricultural Society ergattert.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner