Heimische Wildpflanzen sind die neuen Exoten
Heimische Wildpflanzen sind vielerorts selten geworden und damit die neuen Exoten in unseren Gärten. Sie sind, im Gegensatz zu Neuzüchtungen und Neuankömmlingen, eine wichtige Nahrungsquelle für Wildbienen und Schmetterlinge. In puncto Stand- und Klimafestigkeit sind sie anderen Arten deutlich überlegen. Auch kalte Winter überleben sie meist ohne Probleme. Gut für dich, gut für die Natur.
Also pflanzt heimische Arten, so wie diese!
Markus Wichert
Naturgärtner
Was ist Gemeine Pimpernuss?
Die Gemeine Pimpernuss oder Klappernuss ist ein bereits in der Antike bekannter Lieferant von leckeren Nüssen, den namensgebenden Pimpernüssen. Sie gaben auch der Familie der Pimpernussgewächse (Staphyleaceae) ihren Namen. Meistens wachsen sie als mehrstämmiger Strauch, seltener als kleine Bäume mit offener Krone, die bis zu vier Metern Höhe erreichen. Man findet sie wild wachsend in einem breiten Streifen von Südosten Mitteleuropas und Südosteuropa bis in die Türkei hinein im Unterholz von Schluchtwäldern und lichten Laubwäldern mit lockerem und fruchtbarem kalkhaltigem Lehm- oder Lössboden mit hoher Feuchtigkeit. In Deutschland wächst sie nur in Bayern und Baden-Württemberg, in den anderen Bundesländern taucht sie vereinzelt ausgewildert auf: Sie steht auf heiße und feuchte Sommer und kalte Winter.
Das Wurzelwerk besteht aus kräftigen Hauptwurzeln mit zahlreichen bodennahen Seitenwurzeln. Die gestielten und unpaarig gefiederten Blätter sitzen gegenständig; sie bestehen aus jeweils 5-7 kurz gestielten, eiförmigen Fiederblättchen mit auslaufender Spitze und einem feingesägten, oft leicht gewellten Rand.
Im Mai und Juni erscheinen die bis zu 13 Zentimeter langen hängenden Rispen mit Tragblättern und nach Kokos duftenden Blüten. Sie sind fünfzählig und radiärsymmetrisch, mit rot überlaufenen Kelchblättern und sich zu einer Röhre zusammenneigenden weißen Kronblättern. Bestäubt werden daraus 3-5 Zentimeter lange braune Kapseln mit 1-3 runden, hellbraunen und glattschaligen Nüssen, die Pimpernüsse, die ähnlich wie Haselnüsse aussehen.
Gemeine Pimpernuss im Garten
Standort
Im Garten braucht die Gemeine Pimpernuss vor allem einen feuchten und nährstoffreichen Boden, der möglichst auch etwas Kalk enthalten sollte. Er muss durchlässig und humos sein, gerne sandig, denn Staunässe bringt die Pflanzen schnell um. Am liebsten stehen sie in der Sonne oder zumindest im Halbschatten, im vollen Schatten wachsen, blühen und fruchten sie nur sparsam. Im Winter vertragen die heimischen Sträucher bis zu -23 °C.
Vermehrung
Eine Vermehrung gelingt mit einer Aussaat der Pimpernüsse. Die Kaltkeimer brauchen eine Kältephase (Stratifikation), entweder indem Du sie im Herbst gleich an Ort und Stelle im Garten den Winter überstehen lässt oder indem Du sie ein paar Tage ins Gefrierfach legst.
Verwendung
Die Gemeine Pimpernuss ist vor allem ein beliebter Zierstrauch für Parks und Grünanlagen. Im Garten gibt sie einen schönen Solitär; man sollte sie so platzieren, dass die schönen Blüten und die Früchte auch gut zur Geltung kommen.
Turbo ist nicht: Die Pimpernuss wächst sehr gemütlich und legt bestenfalls 20-30 Zentimeter pro Jahr zu.
Ökologie
Die lieblich duftenden Blüten der Pimpernuss sind auch bei Tieren gerne gesehen; sie werden von einer Vielzahl von Insekten bestäubt und gelten als bienenfreundlich und guter Honiglieferant.
Wissenswertes
- Die Gemeine Pimpernuss beschränkte sich seit jeher auf den Süden Deutschlands mit seinen warmen und kalkhaltigen Böden; inzwischen steht sie auf der Roten Liste der gefährdeten Arten.
- Ziemlich aus der Mode gekommen sind die kandierten Blütenstände der Pimpernuss, die ein sehr angenehmes Aroma haben.
- Die jungen Knospen werden in Russland wie Kapern
- Essbar sind auch die Pimpernüsse selber; geröstet erinnern sie geschmacklich an Pistazien.
- Im Bayrischen Wald werden sie zu Pimpernusslikör
- Dass die Nüsse reif sind hört man am Klappern, wenn man die Kapseln schüttelt; daher auch der Name.
- Die getrockneten Nüsse sind sehr stabil und lange haltbar; daher hat man sie auch häufig im Kunstgewerbe eingesetzt, etwa zur Herstellung von Rosenkränzen und Ketten.
- Das harte gelblich-weiße Holz der Bäume ist sehr strapazierfähig und wurde früher für Werkzeugstiele und anderes Kleinwerkzeug verwendet.
- Aus den Samen lässt sich auch ein fettes Öl gewinnen, das man bis in die Neuzeit als Lampenöl
- Es lässt sich auch in der Küche einsetzen, sein Geschmack erinnert an Pistazienöl.
- Die Rinde diente auch zum Stoffe färben.