Ratgeber

Physalis: Giftig für Mensch und Tier?


Die Gattung Physalis gehört zu den Nachtschattengewächsen (Solanaceae), bei denen es eine ganze Reihe von bekannten Giftpflanzen gibt, wie Tollkirsche oder Bilsenkraut. Auch bei einigen Sorten von bekanntem Gemüse ist der größte Teil der Pflanze giftig – bei der Tomate alles bis auf die reifen Früchte, bei der Kartoffel alles bis auf die nicht grünen Knollen.

Die Kapstachelbeere spielt im Team Tomate: Essbar sind hier nur die reifen orangeroten kleinen Beeren; unreif und grün sind die Früchte bei beiden giftig, da sie das Alkaloid Solanin enthalten. Essen solltest Du sie nur voll ausgereift, also wenn sie sich schön orange verfärbt haben und aromatisch süß-säuerlich schmecken; in unseren Breiten reift die Physalis an einem nicht optimalen Standort oft bis zum Herbst nicht vollständig aus.

Solanin ist ein Saponin aus Solanidin, einem Steroidalkaloid und dem Dreifachzucker Solatriose. Es kann Vergiftungserscheinungen hervorrufen: 200 Milligramm Solanin aus grünen Kartoffeln oder unreifen Tomaten führen bei Erwachsenen zu Benommenheit, machen berührungsempfindlich und verursachen Atembeschwerden. Bei höheren Dosen kommt es zum sogenannten Solanismus mit Übelkeit und Erbrechen. 400 Milligramm gelten als tödliche Dosis; die Folge sind Durchfälle, Krämpfe und Lähmungen von Herz und Atemmuskulatur, die im Extremfall tödlich verlaufen. Dafür bräuchte man vermutlich ziemlich viel Kraut oder unreife Beeren von Physalis. Zum Vergleich: Erste Vergiftungserscheinungen treten erst nach dem Verzehr von rund drei Kilo grünen Kartoffeln auf.

Sind die Früchte der Lampionblume giftig?

So lecker wie die Früchte der Kapstachelbeere (Physalis peruviana) auch sind: Auf die Früchte der Lampionblume oder Lampionkirsche (Physalis alkekengi) solltest Du besser verzichten. Nachdem man sie früher für essbar hielt ist man sich heute da nicht mehr so sicher. Einige Wissenschaftler stufen sie als giftverdächtig oder sogar als giftig ein. Vermutlich nicht ganz zu Unrecht - allein schon deswegen, weil der Saft der Pflanze bei Kontakt mit der Haut Reizungen und der klebrige Überzug der Beeren allergische Reaktionen hervorrufen können. Ob das auch bei den wesentlich empfindlicheren Schleimhäuten funktioniert sollte man besser erst gar nicht ausprobieren.

Laut Giftnotrufzentrale (Informationszentrale gegen Vergiftungen am Zentrum für Kinderheilkunde der UK Bonn) ist Physalis alkekengi gering giftig; ihre Früchte reizen die Schleimhäute im Magen-Darm-Trakt und können Durchfall und Erbrechen auslösen.

Generell sollte man bei allen Physalis-Arten alles außer den Früchten von vornherein vorsichtshalber als giftig ansehen und auf keinen Fall in der Küche verwenden. Wie üblich gilt hier der Grundsatz des Paracelsus: Die Dosis macht, dass ein Ding ein Gift sei. Mit Ausnahme der Wurzeln verwendete man Pflanzenteile der Lampionblume bereits in der Antike als harntreibendes Mittel.

Neben Solanin enthalten Physalis eine Reihe weiterer Gifte: In den Wurzeln sind Tropanalkaloide wie Phrygrin und Cuscohygrin enthalten, die oberirdischen Pflanzenteile enthalten zu den Steroiden gehörende Bitterstoffe, die man als Physaline oder Withanolide bezeichnet. Nähere Informationen und Warnhinweise findest Du auf den Seiten der European Food Safety Authority (EFSA) [Compendium of botanicals reported to contain naturally occuring substances of possible concern for human health when used in food and food supplements]

Können Physalis Allergien auslösen?

Physalis ist keiner der gängigen Allergieauslöser wie Pollen, Hausstaub oder Tierhaare, aber bei Allergien gibt es böse gesagt nichts, was es nicht gibt. Besonders in Acht nehmen sollten sich Patienten, die bereits an einer bekannten Unverträglichkeit gegenüber einem anderen Nachtschattengewächs wie Tomate oder Paprika leiden – Kreuzreaktionen und Kreuzallergien sind in solchen Fällen nicht ausgeschlossen. Als möglicher Auslöser allergischer Reaktionen gilt der klebrige Überzug auf den Früchten der Kapstachelbeere – einer der Gründe, warum man Physalis vor dem Verzehr waschen sollte.

Falls jemand nach dem Essen der Beeren oder Kontakt mit Teilen von Physalis gesundheitliche Probleme bekommt liegt das aber in den meisten Fällen an den darin enthaltenen Giftstoffen. Zu denen gehört unter anderen das von grünen Kartoffeln und unreifen Tomaten bekannte Solanin, das bei allen Nachtschattengewächsen vorkommt. Bei Physalis kommen Bitterstoffe wie die namensgebenden Physaline A und B und weitere hinzu. 

Beim Hantieren mit Lampionblumen oder Kapstachelbeeren im Garten oder als Kübelpflanzen solltest Du sicherheitshalber Handschuhe tragen, denn gerade bei Physalis alkekengi treten nach dem Kontakt mit dem Pflanzensaft Hautreizungen auf.

Sind Physalis giftig für Hunde oder Katzen?

Ebenso wie für den Menschen, andere Haustiere oder Kühe und Pferde: Solanin und Physaline führen auch bei ihnen in hohen Dosen zu Vergiftungserscheinungen. Für Katzen, Hunde, Meerscheinchen oder Kaninchen ist das Kraut definitiv nicht geeignet. Auch wenn nicht besonders viele Berichte über Vergiftungen mit Physalis vorliegen solltest Du auf jeden Fall vorsichtig sein: In Australien soll Weidevieh nach dem Verzehr von wild wachsendem Kapstachelbeeren-Kraut (Physalis peruvianus) erkrankt und sogar gestorben sein. Für grünzeugvernichtende Tiere ist die Gefahr aller Voraussicht nach deutlich größer als für Kinder, die sich eher nur für die Früchte interessieren dürften.

Am Inhalt mitgewirkt haben:
Dr. rer. medic. Harald Stephan
Dr. rer. medic. Harald Stephan Diplom-Biologe
Stand:
30.11.-0001
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