Ratgeber

Alles über die Früchte der Physalis


Die Früchte der Lampionblume oder Lampionkirsche (Physalis alkekengi und Physalis alkekengi var. franchetii) spielten in Europa und Asien als Heilmittel eine größere Rolle denn als Obstlieferant. Ganz anders in Südamerika, wo die Andenbeere (Physalis peruviana) und ihre Verwandtschaft bereits von den Inkas angebaut und gegessen wurden. In Europa ist sie heutzutage ein beliebtes exotisches Obst, das wegen seiner Essbarkeit bisweilen auch als Physalis edulis, edle oder essbare Blasenkirsche firmiert. 

Weitere Bezeichnungen für die Kapstachelbeere oder Andenbeere sind Inkapflaume (wegen ihrer ersten Anbauer), Ananaskirsche (wegen des fruchtigen Geschmacks) und Tomatenkirsche (wegen der Ähnlichkeit der Beere mit denen der nahe verwandten Tomate). Im englischsprachigen Raum heißen sie wegen ihrer orangenen Farbe goldberries. oder dem häufigen Anbau in Südafrika Cape gooseberries. Die anderen Physalis-Arten spielen in Europa aktuell keine besondere Rolle; bestenfalls die in Mexiko und USA häufig verwendete Tomatillo (Physalis philadelphica) findet man ab und zu in der Exotenabteilung der Supermärkte.

Physalis: Unauffällige Blüten und teilweise essbare Früchte

Die Blüten aller Physalis-Arten sind recht unauffällig – sie erscheinen im Sommer einzeln in den Blattachseln und sind stern- oder glockenförmig. Mit ihrer matten und wenig intensiven Farbe verlassen sie sich auf Fliegen als Bestäuber oder die klassische Windbestäubung. Nach erfolgreicher Bestäubung wachsen die Kelchblätter auf das Zehnfache heran und ummanteln die langsam heranreifende Frucht. Im Alter vertrocknen die fünf- oder zehnrippigen „Lampions“, und bisweilen bleibt von ihnen nur das netzartige Gerippe stehen, während die dünneren Wände verrotten.

Die Beeren sind kugelig, hellrot, gelb oder purpurn; bei der Kapstachelbeere haben sie eine glänzend orange Färbung und erreichen einen Durchmesser von rund zwei Zentimetern. Im Inneren befinden sich zahlreiche hellbraune flache Samen; sie sind rund bis elliptisch und etwa zwei Millimeter groß. Hundert Samen sind nicht ungewöhnlich, und bei Andenbeeren finden sich bisweilen bis zu 300 Exemplare in einer einzigen Frucht – zusammen mit den weitreichenden Rhizomen gute Ausgangsvoraussetzungen für eine schnelle Verbreitung.

Aufgefallen sind die ungewöhnlichen Fruchtstände der Physalis offenbar bereits unseren Vorfahren: Samen der in Europa heimischen Lampionblume wurden in Siedlungen aus der Jungsteinzeit am Lac de Chalain im französischen Jura nachgewiesen. Über die Frühgeschichte der als Obst beliebten Kapstachelbeere in ihrer südamerikanischen Heimat wissen wir so gut wie nichts, aber sie standen sicherlich schon in präkolumbianischer Zeit auf der Speisekarte der indigenen Bevölkerung.

Gruß aus der Küche: Was kann man mit Physalis alles machen?

Die orangefarbenen Mini-Tomaten sind ein ziemlich ungewöhnliches Obst – allein schon deswegen, weil sie in ihrer papierartigen Hülle belassen selbst bei normaler Raumtemperatur viele Wochen haltbar sind und Transporte unbeschadet überstehen. In der Küche glänzen sie nicht nur mit ihrem dekorativen Aussehen, sondern auch mit ihrer lang anhaltenden Festigkeit und einem unverkennbaren Geschmack

Die Früchte der Kapstachelbeere kommen mitsamt ihrer trockenen Hülle in luftigen Körbchen in den Handel. Weltweit größer Produzent ist Kolumbien mit rund 14.000 Tonnen im Jahr, gefolgt von anderen südamerikanischen Staaten, Südafrika und Indien.

Zum Einsatz kommen die rohen Früchte, die sich auch kochen oder trocknen lassen. In tropischen Ländern stellt man daraus Konserven her, indem man sie einkocht oder in Essig oder Salzlake einlegt. In Lateinamerika macht man aus Physalis Eis, Smoothies, Liköre und andere Getränke, und in Südafrika sind die „Kapstachelbeeren“ so verbreitet, dass man sie getrost als Grundnahrungsmittel bezeichnen kann.

Als Verwendungsmöglichkeiten für Physalis kommen unter anderem in Frage:

Sind die Früchte der Lampionblume essbar?

Heute tendiert man eher zu einem klaren Nein. In Südamerika nutzen die Einheimischen viele der dort reichlich wachsenden Physalis-Arten als Obst und Gemüse, aber bei der uns zur Verfügung stehenden Auswahl solltest Du Dich lieber auf die Früchte der Kapstachelbeere (Physalis peruviana) beschränken und die der Lampionkirsche und Lampionblume (Physalis alkekengi und Physalis alkekengi var. franchetii) nur zu dekorativen Zwecken nutzen.

Nicht verraten: Als Kind habe ich früher die Lampionblumen in Omas Garten geplündert und heimlich die kleinen Beeren vernascht. Nicht zuletzt dank der sehr beschränkten Ernte bin ich davon nicht tot umgefallen, aber Dein Nachwuchs sollte es mir lieber nicht gleichtun: Die Kapstachelbeeren, die man heute aus der Obstabteilung kennt (und in der es seinerzeit keine Kiwis und Karambolen, aber dafür Dutzende alte Apfelsorten gab) sind im Vergleich dazu garantiert ungiftig und völlig ohne Bedenken essbar.

Alles was Du über Physalis essen wissen solltest

Apfel, Kirsche, Stachelbeere kennen wir in Europa bestens – mit so einem exotischen Obst wie der Kapstachelbeere sieht das gleich etwas anders aus: Muss man sie waschen, kann man sie einfrieren, reifen sie nach? Diese und andere Fragen rund um die Physalis-Früchte wollen wir nachfolgend beantworten.

Kann man Physalis aus dem Garten essen?

Natürlich – die sind zudem auch ausgesprochen nachhaltig und (hoffentlich) bio. Die Andenbeeren aus dem Garten oder vom Balkon haben naturgemäß den niedrigstmöglichen CO2-Abdruck. Vorsichtig sein musst Du nur mit den unreifen Früchten – die sind wie die ganze restliche Physalis giftig, da sie unter anderem Solanin und andere Alkaloide enthalten.

Von wegen Stachelbeere. Mit der Stachelbeere (Ribes uva-crispa) ist die Kapstachelbeere nicht verwandt: Die gehört zu den Rosengewächsen (Rosaceae), die Gattung Physalis zu den Nachtschattengewächsen (Solanaceae). Da gibt es noch mehr Obst und Gemüse, wie die ebenfalls aus Südamerika stammende Kartoffel, Tomate, Aubergine und Paprika.

Kann man Physalis einfrieren?

Ja, im Tiefkühlfach kannst Du die selbst geernteten Früchte monatelang aufheben. Am besten frierst Du sie - ohne Hülle! - erst einmal in einer einzelnen Lage durch und füllst sie erst danach in eine Tüte oder ein Gefäß, dann werden sie auch nicht so schnell zerdrückt und pappen nicht aneinander. Auftauen geht am besten mit etwas warmem Wasser beschleunigt – wenn sie nur sehr langsam auftauen bilden sich Eiskristalle, die die Zellen zerstören. Danach wären die Physalis-Früchte nicht mehr ganz so knackig wie sonst. Für Kompott oder Marmelade ist das natürlich relativ egal.

Kann man Physalis im Kühlschrank aufbewahren?

Im Handel bekommt man die Früchte der Physalis fast ausschließlich in ihrem schützenden Lampion. So verpackt sind die Früchte der Kapstachelbeere lange haltbar – im Kühlschrank mehrere Wochen, aber sogar bei Raumtemperaturen einen bis anderthalb Monate.

Wobei man immer Gefahr läuft, dass eine einzelne davon unbemerkt verschimmelt, aber die lässt sich dann aussortieren und greift nicht so schnell auf andere über. Beim kühl aufbewahren musst Du darauf achten, dass die papierartigen Ballons nicht feucht werden; im Gemüsefach sind sie gut aufgehoben. 

Kann man Physalis trocknen?

Das ist vermutlich die weltweit am weitesten verbreitete Methode, um Physalis haltbar zu machen. In Südamerika und Südafrika trocknet man die von ihrer Hülle befreiten Früchte traditionell in der Sonne. Daheim kannst Du sie auch in einem Dörrautomaten behandeln; wenn die Temperatur nicht über 40 °C steigt bleibt auch das reichlich enthaltene Vitamin C erhalten.

Muss man Physalis waschen?

Das wäre zu empfehlen – der ölig-klebrige Überzug auf der Frucht ist nicht giftig, aber er schmeckt ziemlich bitter und lässt sich mit Wasser einfach entschärfen. Die in dem dünnen Film enthaltenen Substanzen schützen die Früchte vor einigen ungebetenen Gästen und vor allem vor dem Verschimmeln. Daher solltest Du die Früchte immer erst unmittelbar vor dem Verzehr waschen und nicht schon Tage vorher – dann werden die Physalis sogar im Kühlschrank viel schneller schlecht.

Hinweis: Die getrockneten Lampions der Kapstachelbeere sind harmlos, aber in den frischen (auch von anderen Physalis-Arten wie Physalis alkekengi) sind leicht giftige Gerbstoffe enthalten. Man sollte sich also sicherheitshalber beim Hantieren mit den Hüllen von Physalis-Früchten die Finger waschen. Bisweilen wird sogar empfohlen, dass Frauen in der Schwangerschaft das lieber anderen überlassen sollen.

Wie schmeckt Physalis?

Sehr typisch und unverwechselbar – wie Physalis halt: aromatisch, fein würzig, süß und leicht säuerlich mit einer zarten bitteren Note. Der Geschmack liegt irgendwo zwischen Ananas (daher auch Ananaskirsche), Traube, Tomate und Himbeere. Ein großer Teil des bitteren Geschmacks lässt sich durch Waschen entfernen – dafür ist unter anderem die klebrige Schicht auf der glänzend orangefarbenen Haut verantwortlich. Kinder lieben Physalis nicht nur wegen ihrer hübschen und schmackhaften Früchte, sondern auch wegen ihrer ausgesprochen originellen natürlichen Verpackung.

Kann man Physalis nachreifen lassen?

Nein, das funktioniert überhaupt nicht. Die Früchte von Physalis sind nichtklimakterisch, heißt ein Nachreifen ist nicht möglich, sodass sie vollreif gepflückt werden müssen. Von außen erkennt man den richtigen Reifezustand an der vertrockneten papierartigen Hülle; die sollte bei der Lagerung auch dranbleiben, da sie den besten Schutz für den schmackhaften Inhalt darstellt und nicht nur vor Transportschäden, sondern auch vor Feuchtigkeit und Schimmel schützt.

Kann man Physalis mit Schale essen?

Die orangene Schale der Physalis-Frucht selbst ja, auch wenn sie ziemlich klebrig daherkommt. Den hellgrünen bis sandfarbenen Lampion drumherum natürlich nicht, der ist sogar leicht giftig. Die Früchte zu schälen wäre blanker Unsinn, denn die ölige und bitter schmeckende Schicht lässt sich auch durch Waschen entfernen und die Schale ist so dünn, dass sie beim Essen nicht besonders auffällt. Wir wollen aber niemanden von etwas abhalten: Wer auf Geschicklichkeitsspiele steht kann die Physalis auch gerne von ihrer Pelle befreien. Immerhin gibt es sogar Zeitgenossen, die Erdbeeren schälen, weil sie die kleinen Nüsschen nicht mögen… 

Sind Physalis gesund?

Mit ungewöhnlich wenig Zucker, aber reichlich Eiweiß, Phosphor und Vitaminen gehen Kapstachelbeeren glatt als Superfood durch. Die Inhaltsangaben schwanken naturgemäß je nach Anbaugebiet und Klima; laut United States Department of Agriculture (USDA) sind in 100 Gramm Physalis enthalten:

NaturaDB - Ratgeber und Hinweise

Weitere Ratgeber und Hinweise zur Pflanze