Beim Schneiden von Himbeeren gibt es einiges zu beachten; vor allem ist ein regelmäßiger Schnitt erforderlich, damit der Himbeerstrauch nicht zu einem wilden Dickicht heranwächst und sich nur noch schwer bezähmen lässt. Bei den im Garten gepflanzten Sorten muss man zwischen Herbsthimbeeren und Sommerhimbeeren unterscheiden, mit denen Du beim Schneiden unterschiedlich verfahren musst.
Himbeere schneiden – Das solltest Du wissen!
Unsere heimische Wildart Rubus idaeus gibt einige der wichtigsten Grundregeln zum Himbeeren schneiden vor: Sie ist ein mehrjähriger sommergrüner Halbstrauch, der in der Natur auf Lichtungen, an Wald- und Wegrändern sowie Schuttplätzen ausgedehnte Dickichte bildet. Im Garten musst Du bei beim Schnitt vor allem die beiden Varianten von Zuchthimbeeren unterscheiden:
- Sommerhimbeeren ähneln der Wildform: Im ersten Jahr blühen und fruchten die langen unverzweigten Ruten nur sehr spärlich, die meisten Früchte bilden sich erst an den im zweiten Jahr abgehenden Seitentrieben. Daher bezeichnet man sie auch als einmaltragende Himbeeren.
- Herbsthimbeeren fruchten bereits im ersten Jahr wesentlich reichhaltiger und sind somit „zweimaltragend“: Die erste Ernte gibt es im Herbst von den diesjährigen Trieben, die zweite Ernte im Sommer des darauffolgenden Jahres von den neu gebildeten Seitentrieben. Solche zweimaltragende Himbeeren bezeichnet man auch als remontierende Himbeeren.
Als Schösslingssträucher bilden Himbeeren anders als die meisten Obstgehölze kein stabiles Gerüst, sondern jede Menge unter- und oberirdische Triebe:
- Im Boden sorgen kriechende Ausläufer für die Vermehrung. Sie lösen sich mit der Zeit von der Mutterpflanze und werden selbständig.
- Über der Erde wachsen mehr oder weniger stachelige, meist überhängende Bodentriebe: Die Ruten der Himbeere werden 1,5-3 Meter lang bleiben zunächst unverzweigt; Seitentriebe bilden sie erst im darauffolgenden Jahr.
- Blüten und Früchte erscheinen an den unverzweigten Ruten der Wildart nur spärlich, die meisten Früchte gibt es erst an den im Folgejahr neu gebildeten Seitentrieben.
- Die Triebe der Himbeere sind vergreisen schnell und sind mit zwei oder drei Jahren ausgesprochen kurzlebig: Nachdem sie einmal Früchte gebildet haben sterben sie bis auf die untersten verholzenden Anteile ab und machen Platz für ihre Nachfolger.
Wichtig für das Schneiden von Himbeere: Welkende, kranke und schwächliche Ruten solltest Du grundsätzlich so schnell wie möglich entfernen, denn möglicherweise steckt eine Krankheit dahinter! Gehe lieber auf Nummer sicher und beuge der Ausbreitung von Pilzen und anderen Schädlingen rechtzeitig vor, denn die können ganze Bestände binnen kurzer Zeit vernichten!
So schneidet man Himbeeren richtig!
Beim Schneiden musst Du bei Sommerhimbeeren und Herbsthimbeeren wegen ihrer speziellen Blüten- und Fruchtbildung unterschiedlich vorgehen (beachte dabei auch die speziellen Anweisungen im Ratgeber Rankhilfen). Ebenso benötigen die zu dekorativen Zwecken gehaltenen Zierhimbeeren und Himbeeren am Pfahl eine Sonderbehandlung beim Schnitt.
Himbeere schneiden – das kann immer weg!
- Alles was älter als 2-3 Jahre ist kannst Du getrost abschneiden. Ältere Ruten tragen ohnehin nicht mehr und sterben mit der Zeit ab.
- Die Himbeerruten wachsen bogig überhängend Richtung Licht – genau da brauchen sie am meisten Platz. Sorge beim Schneiden dafür, dass ihnen der in ausreichendem Maße zur Verfügung steht.
- Beschädigte und schwache Ruten? Weg damit, sie nehmen dem Himbeerstrauch nur unnötig Licht und Luft weg.
- Ruten, die zu dicht oder in der Reihe zu weit außen stehen solltest Du sie mit einer Grabgabel anheben, von der Mutterpflanze trennen und gründlich zerkleinert auf dem Komposthaufen entsorgen.
Wie schneidet man Sommerhimbeeren?
Sommerhimbeeren schneiden
- Im Frühjahr schneide die Ruten bis auf ein gesundes Auge etwa eine Handbreit über dem bei den Rankhilfen beschriebenen obersten Spanndraht zurück.
- So bleibt der Himbeerstrauch auf etwa 1,80 Meter Höhe; die Pflanzreihen halte auf etwa 40 Zentimeter Breite.
- Nach der Ernte lichte kräftig aus und binde die stärksten Neutriebe an.
- Behalte dabei pro Meter Draht 10 kräftige neue Ruten; schneide schwächere und abgetragene Triebe bis zum Boden weg.
Wie schneidet man Herbsthimbeeren?
- Im Spätwinter oder zeitigen Frühjahr werden alle abgetragenen alten Triebe bodennah abgeschnitten.
- Die neuen Triebe bilden bereits im Sommer und danach nochmals im Herbst reichlich Früchte. Lasse diese also erst einmal stehen; Du kannst sie nach der ersten Ernte etwas auslichten, falls die Sträucher zu dicht werden.
Ist Dir schon mal aufgefallen, dass bei Himbeersträuchern die größten Früchte an den mittleren Seitentrieben stehen und sie zu den Spitzen hin zusehends kleiner werden? Kleiner Trick: Bei regelmäßigem Einkürzen der Spitzen fallen die Früchte wesentlich gleichförmiger aus.
Wie schneidet man Himbeeren am Pfahl?
- Behalte jedes Jahr die fünf kräftigsten neuen Ruten und binde sie am Pfahl an. Dieser sollte maximal zwei Meter lang sein.
- Alle anderen Triebe schneide bodennah ab.
- Im nächsten Frühjahr kürze die fünf Triebe auf die Höhe des Pfahls ein.
- Abgetragene Ruten kannst Du entfernen und durch neue ersetzen.
Wie schneidet man Zierhimbeeren?
Bei Zierhimbeeren kommt es auf die dekorativen, aber kurzlebigen Triebe an. Einen Erziehungsschnitt brauchen sie daher nicht.
- Im Frühjahr nach dem Pflanzen schneide die alten Ruten bodennah ab und lasse nur die einjährigen unverzweigten stehen – die blühen im Sommer
- Kürze überlange diesjährige Ruten, dann verzweigen sie.
- Im Sommer sterben einige der abgeblühten Ruten bereits ab; entferne diese bodennah, damit sie nicht Krankheiten und Schädlinge anziehen.
Wann schneidet man Himbeere?
Remontierende Himbeeren oder Herbsthimbeeren schneidet man am besten im späten Winter oder frühen Frühjahr, bevor sie erneut austreiben. Dagegen solltest Du einmaltragende Himbeeren oder Sommerhimbeeren erst nach der Ernte schneiden; das vertragen sie wesentlich besser und es entwickeln sich weniger Krankheiten an den neuen Ruten. Entfernt werden dabei die alten abgetragenen Ruten, die ohnehin keine weiteren Blüten und Früchte bilden; Du kannst sie nahe am Boden abschneiden.
Regelmäßig schneiden ist bei der Himbeere wichtiger als der genaue Zeitpunkt!
Bei einem jährlichen sauberen Schnitt bleiben Himbeersträucher vital und gesund und bilden reichlich Blüten und Früchte.
Muss man wilde Himbeeren auch schneiden?
Bei ausgewilderten Exemplaren oder der in Mitteleuropa heimischen Himbeere Rubus idaeus ist ein Schnitt nicht so dringend erforderlich wie bei den Sorten, bei denen man eine möglichst reichhaltige Ernte einfahren möchte. Bei wilden Himbeerhecken im Wald kommt auch kein Frisör vorbei und verpasst ihnen einen Fassonschnitt. In einer „wilden“ und wenig genutzten Ecke des Gartens sind sie aus ökologischer Sicht eine große Bereicherung und sollten mit Rücksicht auf die Besucher nicht so regelmäßig geschnitten werden wie im Nutzgarten.
Die stachligen Himbeersträucher sind mit ihren Blüten, Früchten und Blättern eine wichtige Nahrungspflanze und bieten vielen Tieren Unterschlupf: An der wilden Himbeere finden sich Honigbienen, ein Dutzend Wildbienen, 74 Schmetterlinge, 39 Vögel und 20 Säugetiere ein.
Falls die Himbeere zu groß geworden ist kannst Du sie jederzeit auf den Stock setzen, sprich radikal über dem Boden abschneiden; Hotel Himbeere treibt nach kurzer Zeit munter erneut aus und steht seinen Gästen bald wieder zur Verfügung.
Was passiert, wenn man Himbeeren nicht schneidet?
Das mit dem überhaupt nicht schneiden solltest Du lieber lassen, zumindest dann, wenn Du reichlich Beeren ernten möchtest. Himbeeren sind Schösslingssträucher, heißt ihr Wachstumsschwerpunkt liegt in Bodennähe, von wo aus sie reichlich Ausläufer unter und neue Ruten über der Erde bilden. Die einzelnen Triebe sind nur kurzlebig und vergreisen schnell – ihre Lebensdauer liegt oft bei nur zwei oder drei Jahren.
Kümmerst Du Dich nicht um einen regelmäßigen Schnitt, so bildet sich ein undurchdringliches Dickicht aus lebenden und bereits abgestorbenen Ruten; ein Auslichten wird in diesem Zustand zur Sisyphusarbeit. In diesem Zustand solltest Du den Himbeerstrauch lieber früh im Jahr auf den Stock setzen und ratzekahl nahe am Boden abschneiden. Im Laufe des Sommers bilden sich dann reichlich neue Ruten, die Du dann nach Bedarf auslichten und zu einem neuen Strauch erziehen kannst.
Ähnliches gilt für die unteririschen Ausläufer: Sollte sich die Himbeere zu breit machen, so solltest Du auch sie konsequent und regelmäßig entfernen. Am besten geht das mit Ausreißen, denn dadurch bleiben nur wenige Reste im Boden, die wie beim Schneiden erneut austreiben könnten. Wenigstens einmal im Jahr solltest Du das in Angriff nehmen, um ein zu starkes Wuchern zu verhindern.
Wie weit soll man Himbeere zurückschneiden?
Bei den alten und abgetragenen, sprich mehr als zwei oder drei Jahre alten Ruten kannst Du rigoros alles bis zum Boden abschneiden. Bei einmaltragenden Himbeeren (Sommerhimbeeren) macht man das nach der Ernte, bei remontierenden Himbeeren (Herbsthimbeeren) im späten Winter oder zeitigen Frühjahr vor dem Austrieb.
Womit schneidet man Himbeere?
Als geeignetes Werkzeug zum Schneiden von Himbeeren benötigst Du:
- Eine Gartenschere für exaktes Arbeiten. Für die regelmäßigen Arbeiten ist sie das wichtigste Instrument. Achte darauf, dass sie eine scharfe Klinge hat und keine quetschenden Schnitte macht. Daher ist eine Bypass- oder Rosenschere mit zwei Klingen besser zum Himbeeren schneiden geeignet als eine Ambossschere, bei der die Schneide auf eine Fläche drückt.
- Eine kleine Säge brauchst Du für die etwas dickeren und verholzten Ruten, die sich mit der Gartenschere nicht mehr durchtrennen lassen.
- Eine Astschere kann hier ebenso hilfreich sein, wenn Du ohnehin eine vom Obstbäume schneiden zur Hand hast; mit den langen Griffen hat sie eine gute Hebelwirkung, und mit einer Ratsche lassen sich selbst die dicksten Ruten durchtrennen.
- Eine Sense fürs auf den Stock setzen, sofern die Bodentriebe noch nicht zu stark verholzt sind. Ansonsten kannst Du damit schon einmal das Meiste der noch unverholzten Ruten abschneiden und Dich anschließend mit Säge und Astschere um die dickeren Reste kümmern.
- Eine Heckenschere erweist den gleichen Dienst und geht natürlich deutlich schneller als die Handarbeit mit der Sense; vielleicht hast Du ja eine, mit der Du normalerweise Thuja, Buchsbaum & Co. in Form hältst.
- Feste Gartenhandschuhe sind unbedingt anzuraten, denn die stachligen Ruten sind nichts für zarte Finger.
Wohin mit dem Schnittgut?
Das Schnittgut vom Himbeere schneiden solltest Du gründlich schreddern, bevor Du es auf den Komposthaufen wirfst: Ansonsten wirst Du Dich wundern, wie schnell die Reste Wurzeln schlagen und der Haufen von reichlich Himbeerranken überwuchert wird. Auch nach dem Schneiden die Ruten an Ort und Stelle liegen lassen ist keine besonders gute Idee, denn auch hier wachsen sie in Windeseile neu an und machen erneut Arbeit.
Ansonsten verrotten Himbeerruten schnell und liefern unter der fleißigen Mithilfe von Insekten, Pilzen und Würmern wertvollen Kompost, den Du im Garten vielfältig anstelle von Kunstdünger einsetzen kannst.
Reste von kranken Himbeersträuchern solltest Du grundsätzlich im Restmüll entsorgen und niemals kompostieren – von da aus können sich Krankheiten durch Pilze und Viren schnell erneut ausbreiten!
Weitere Ratgeber und Hinweise zur Pflanze
Im Garten benötigt Himbeere pflanzen wie alle Himbeeren ein Minimum an Pflege – vor allem wenn es um eine gute Ernte geht. Was Du alles beim Standort, Gießen und Düngen beachten solltest kannst Du hier nachlesen: Ratgeber Himbeere Pflege
Dank unserer Pflegetipps ist Deine Ernte von Himbeeren einfrieren so üppig ausgefallen, dass Du sie nicht alle auf einmal verbrauchen kannst? Du kannst daraus Himbeergelee und -marmelade machen, sie trocknen oder einkochen. Unbestritten die beste Methode zum Haltbarmachen: So gut wie frisch bleiben Himbeeren beim Einfrieren. Wie man das so macht, dass die Beeren nicht zu Matsch zerfallen erklären wir Dir im Ratgeber Himbeeren einfrieren
Auch wenn Himbeere: Schädlinge und Krankheiten relativ robust ist kann sie ebenso wie alle anderen Himbeeren von Krankheiten und Schädlingen befallen werden. Daher solltest Du Deinen Bestand immer im Auge behalten und rechtzeitig Gegenmaßnahmen einleiten, denn unter günstigen Bedingungen können sich die ungebetenen Gäste in Windeseile vermehren und die Sträucher zum Absterben bringen. Näheres zu diesem wichtigen Thema findest Du im Ratgeber Schädlinge und Krankheiten bei Himbeeren
Himbeeren wachsen in der freien Natur als ausbreitungsfreudige Hecke, bei der sich die Ruten aneinander und an umstehenden Bäumen und Sträuchern emporklettern. Im Garten benötigt Himbeere Rankhilfe eine Rankhilfe, damit sie nicht nur am Boden entlangkriechen. Wie das bei Himbeere Rankhilfe am besten bewerkstelligt wird verrät Dir unser Ratgeber Himbeere Rankhilfe
Für ein paar Nährstoffe im Boden ist Himbeere düngen immer dankbar, und auf mageren Böden kann sie ab und zu etwas Dünger gebrauchen. Welcher dafür in Frage kommt und wie Du das mit dem Düngen am besten machst erfährst Du im Ratgeber
Das Angebot an Himbeeren im Gartenhandel ist überwältigend: Die zahlreichen Sorten von Sommer- und Herbsthimbeeren und Zierhimbeeren sprechen für die Beliebtheit der schmackhaften Beerenlieferanten, die zudem ebenso wie Himbeere kaufen: Die besten Himbeersorten eine gute Bienenweide darstellen. Es gibt sie in klein für Kübel und groß für den Garten, krankheitsresistent, stachellos und mit verschieden gefärbten Früchten. Einen Überblick bietet Dir unser Ratgeber Himbeersorten
Wilde Himbeeren wachsen an ihnen zusagenden Standorten kräftig ohne menschliches Zutun, aber bei den vor allem als Obstlieferanten beliebten Sorten musst beim Vermehren auf einige wichtige Punkte achten. Wie das mit Ausläufern und Ableger machen bei Himbeere vermehren funktioniert kannst Du nachlesen im Ratgeber Himbeere Vermehrung
Vor allem die kleiner bleibenden Sorten von Himbeere lassen sich nicht nur im Garten, sondern auch prima in Kübel, Kasten und Container halten. Die Haltung von Himbeeren auf dem Balkon ist dabei etwas anders als im Freiland; wie Du sie erfolgreich auf Balkon und Terrasse pflegst verrät Dir unser Ratgeber Balkonhimbeeren