https://www.naturadb.de/pflanzen/dryas-octopetala/
Licht: | Sonne bis Halbschatten |
Boden: | durchlässig bis humos |
Wasser: | frisch |
PH-Wert: | basisch / kalk |
Kübel/Balkon geeignet: | ja |
Pflanzenart: | Gehölz |
Wuchs: | flach, kriechend |
Höhe: | 5 - 10 cm |
Breite: | 8 - 10 cm |
frostverträglich: | unter -45,5 °C (bis Klimazone 1) |
Wurzelsystem: | Flachwurzler |
Blütenfarbe: | weiß |
Blühzeit: | |
Blütenform: | schalenförmig, radiärsymmetrisch |
Blattfarbe: | dunkelgrün |
Blattphase: | wintergrün |
Blattform: | elliptisch, lanzettlich, abgerundet |
Schneckenunempfindlich: | ja |
Bestandssituation (Rote Liste): | selten |
Gefährdung (Rote Liste): | ungefährdet |
Wildbienen: | 37 (Nektar und/oder Pollen, davon keine spezialisiert) |
Raupen: | 1 (davon keine spezialisiert) |
Schwebfliegen: | 1 |
Käfer: | 1 |
floraweb.de.
Höhenlage: |
subalpin (1000m-1100m1 / 1500m-2500m)2 bis alpin (>1000m1 / 2000m-3000m)2 1 Mittelgebirge / 2 Alpen |
ist essbar | Verwendung: Tee, |
Aussaat: | |
Keimer: | Dunkelkeimer, Kaltkeimer |
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Heimische Wildpflanzen sind vielerorts selten geworden und damit die neuen Exoten in unseren Gärten. Sie sind, im Gegensatz zu Neuzüchtungen und Neuankömmlingen, eine wichtige Nahrungsquelle für Wildbienen und Schmetterlinge. In puncto Stand- und Klimafestigkeit sind sie anderen Arten deutlich überlegen. Auch kalte Winter überleben sie meist ohne Probleme. Gut für dich, gut für die Natur.
Also pflanzt heimische Arten, so wie diese!
Weiße Silberwurz (Dryas octopetala), oft einfach nur als Silberwurz bezeichnet, gehört zu den Rosengewächsen (Rosaceae) und gilt als typische Pflanze der Alpen. Darüber hinaus findet man den in Gärten immer beliebter werdenden Zwergstrauch auch in anderen Gebirgsregionen der Nordhalbkugel von Europa über Asien bis nach Grönland. Sie ist fester Bestandteil der Flora oberhalb der Waldgrenze und wächst bei uns wild in einer Höhe zwischen 1200 und 2500 Metern auf Matten, Almen, Stein- und Kalkmagerrasen, Moränen und Felsschutt, meistens in größeren Herden.
Die ausdauernden und bis zu 100 Jahre alt werdenden Zwergsträucher der Weißen Silberwurz wachsen gerne gesellig; sie erheben sich nur eine knappe Handbreit in die Höhe. Unterirdisch sorgt das weit verzweigte Wurzelsystem mit einer zentralen Pfahlwurzel und dicken faserigen Wurzeln auch in flachgründigen Böden für feste Verankerung. Die Triebe werden bis zu zwei Meter lang und kriechen weithin über den Boden. Ausgehend von einem kräftigen verholzten Stamm breitet sich das reich verzweigte Astwerk in der Umgebung aus und schlägt dort neue Wurzeln – die einzelnen Kurztriebe werden nur 2-10 Zentimeter lang.
Ihre ledrigen immergrünen, 3-4 Zentimeter langen Blätter stehen beinahe zweizeilig; sie sind elliptisch geformt, 1-2 Zentimeter lang gestielt mit einem Eichenblatt-ähnlich kerbig gezähnten und leicht eingerollten Rand, schief rundem oder herzförmigem Grund, dunkelgrüner Oberseite und weißfilziger Unterseite. Auf der Oberseite fallen die deutlich eingetieften Adern auf, und am Grunde des Blattstiels stehen 6-8 Millimeter lange Nebenblätter. Die Reste des Blattgrundes bleiben oft einige Zeit erhalten, bis sie zusammen mit der Ringelborke abgestoßen werden.
Aus den Blattachseln entspringen im Sommer einzelne, 2-4 Zentimeter breite schüsselförmige Blüten an 5-10 Zentimeter langen, drüsig behaarten Stängeln. Von weitem erinnern die stets nach oben weisenden Blüten an Anemonen wie das Busch-Windröschen. Ungewöhnlich für Rosengewächse: Sie weisen jeweils 7-9, meistens aber acht grüne breit-lanzettliche Kelchblätter mit zahlreichen Drüsenhaaren und ebenso viele weiße und verkehrt-eiförmige Kronblätter auf, und sogar gefüllte Blüten sind nicht selten. In der Mitte stehen zahlreiche kahle gelbe Staubblätter.
Die behaarten Stängel wachsen nach dem Verblühen munter weiter und tragen dann einen unverkennbaren knäuelig-flauschigen Fruchtstand, den man wegen seiner charakteristischen Form oft als Fruchtperücke bezeichnet. Die Frisur besteht aus den auf 2-3 Zentimeter verlängerten, schraubig gedrehten Griffeln, die mit langen fedrigen und weißen Haaren besetzt sind. Als eigentliche Fortpflanzungseinheiten dienen die darin versteckten Achänen.
Die Weiße Silberwurz braucht einen frischen bis mäßig trockenen, durchlässigen basenreichen und vorzugsweise kalkhaltigen Stein- und Felsboden; dieser braucht nur wenig Humus und Feinerde und darf auch ruhig recht flachgründig ausfallen. Sie steht am liebsten in der Sonne, die aber nicht den ganzen Tag prall darauf scheinen sollte, gerne auch im Halbschatten; im dunklen Schatten vegetiert sie vor sich hin. Wie es sich für eine Alpenpflanze gehört ist Dryas octopetala gehörig winterhart: Temperaturen unter -45 °C nimmt sie gelassen hin.
Schneiden und viel Pflege braucht die ausgesprochen robuste und dankbare Silberwurz eigentlich nicht. Meistens reicht es vollkommen aus, wenn Du abgestorbene Anteile vorsichtig entfernst und ansonsten nur darauf achtest, dass sie sich nicht zu sehr breit macht. Mitunter kannst Du einer Nachblüte im August auf die Sprünge helfen, indem Du die abgeblühten Blütenstängel regelmäßig abschneidest.
Silberwurz kaufen? Am besten eine mit Ballen – so wächst sie am zuverlässigsten an. Kopfstecklinge von den oft an vielen Stellen wurzelnden Ausläufern kann man problemlos machen, aber oftmals sind diese etwas mäkelig, wenn es um neu bewurzeln geht. Teilen geht oft deutlich zuverlässiger. Die Samen sind Dunkelkeimer und Kaltkeimer, die man bereits im Herbst zentimetertief eingraben sollte, sodass sie eine Kältephase mitbekommen.
Mit ihrer geringen Höhe und den langen Trieben ist die Weiße Silberwurz ein Musterexemplar für einen niedrig bleibenden Spalierstrauch. Als Bodendecker für einen eher trockenen Steingarten, zur Bepflanzung von Steinhaufen, Mauern und Böschungen und als Randhecke um Rabatten ist sie geradezu unschlagbar. An steilen Hängen bewährt sie sich als Bodenfestiger. Im Steingarten lässt sich Silberwurz mit fast allen Pflanzen gut kombinieren, etwa mit Glockenblumen, Nelken oder Schleierkraut.
Schädlinge wird man bei der extrem robusten Dryas octapetala so selten finden wie Krankheiten. Noch nicht einmal die gefräßigen Schnecken können sich mit dem Grün anfreunden, und selbst Blattläuse und andere Plagegeister tauchen hier bestenfalls versehentlich auf.
Gut an ihren Standort angepasst ist die Silberwurz mit ihren sonderbaren kleinen „Stämmen“: Bei denen ist die Unterseite dicker als die Oberseite, und das weiße weiche Holz ist extrem elastisch. So kann die unkaputtbare Pionierpflanze selbst rollendem Schutt, scharfem Sand und eisigen Schneestürmen trotzen, den lockeren Untergrund festigen und anderen Pflanzen die Ansiedlung erleichtern. Auf Steinschuttböden und im abgeschwemmten Flusskies findet man die Weiße Silberwurz oft als Pionierpflanze, die mit wenig Erde gut zurechtkommt.
Für Nährstoffe sorgt sie mittels ihrer Wurzelknöllchen, in denen Aktinomyceten leben und Stickstoff und Nährstoffe im Gegenzug für Zucker aus der Photosynthese bereitstellen. Die Pilze erleichtern zudem die Aufnahme des an felsigen Standorten oft knappen Wassers. Auch die eingerollten und weißfilzigen Blätter helfen beim Wasser sparen – dazu sind auch die Spaltöffnung nach innen verlagert, sodass selbst bei Trockenheit und praller Sonne nur möglichst wenig Wasser verloren geht. Verdunstungsschutz und Kälteschutz bieten auch die alten Blätter, welche die bereits im Vorjahr angelegten Knospen von neuen Blättern und Blüten im Winter umhüllen.
Mit ihrer Genügsamkeit hat die Weiße Silberwurz die Gebirgsregionen der Nordhalbkugel erobert; in Mitteleuropa findet man sie in weit entfernten Gebieten wie etwa den Alpen, Pyrenäen und dem Kaukasus. Im Norden Schwedens beherrscht sie zusammen mit Flechten und Moosen die ausgesprochen karge Tundra, und auf Island bildet ganze Heideflächen – so markant, dass sie seit 2004 als isländische Nationalblume gilt.
Die getrennten Areale lassen sich darauf zurückführen, dass Dryas octopetala noch in der Eiszeit im kalten Norden von Amerika, Europa und Asien verbreitet vorkam und sich erst mit dem Schmelzen der Gletscher zurückzog. Wärmeres Klima und reichlicheres Nährstoffangebot förderten die Ausbreitung konkurrenzstärkerer Pflanzen, sodass sich der Überlebenskünstler nur in den kargen Zonen der Gebirge halten konnte. Sogar die Fossilien haben sich als ausgesprochen zäh erwiesen – man findet so viele Blätter, Früchte und sogar guterhaltene Blüten in den eiszeitlichen Tonablagerungen, dass man von Dryaszeit oder Silberwurzzeit und Silberwurzflora spricht. Die Fossilfunde zeigen, dass die Silberwurz die Geröllhalden der schmelzenden Gletscher als eine der ersten Pflanzen besiedelte.
Die Bestäubung der Blüten erfolgt durch eine Vielzahl von Insekten, aber auch eine Selbstbestäubung ist möglich. Mit den zahlreichen Drüsenhaaren auf den Kelchen hält die Silberwurz ungebetene Gäste vom Inneren der Blüten fern. Für das Kraut als Raupenfutter interessiert sich auch ein Nachtfalter, das polyphage Alpen-Widderchen (Zygaena exulans), das ebenso wie die Silberwurz als typisch für die Geröllfluren oberhalb der Waldgrenze gilt. Übrigens das einzige mitteleuropäische Widderchen, das in diesen extremen Höhenlagen (bis über 3000 Meter) vorkommt.
Die Verbreitung der Samen übernimmt der Wind, der die Fruchtperücken gerade an felsigen Standorten über weite Strecken davonträgt. An den Achänen interessierte Vögel und Kleinsäuger helfen beim Zerzupfen.
Der Artname octapetala weist auf die bei Rosaceen ungewöhnliche Zahl von ausnahmsweise nicht fünf Blütenblättern hin: mit acht Kronblättern bedeutet das sinngemäß auf griechisch. Der Gattungsname leitet sich von den Dryaden der griechischen Mythologie ab, den Baumgeistern der Eichen – Carl von Linné bezog sich damit in seiner Erstbeschreibung auf die eichenblattähnlichen Blätter der Silberwurz.
Ein Synonym für Dryas octopetala ist Dryas caucasia, unter der man sie bisweilen im Gartenfachhandel bekommt. Als pflegeleichte Charakterpflanze von Steingärten hat sie den Award of Garden Merit der Royal Horticultural Society gewonnen.
Am naheliegendsten ist der Kauf in einer Gärtnerei oder einer Baumschule deiner Region.
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Die Blätter werden in der Schweiz und Österreich mitunter als Silberwurztee oder Schweizer Tee zubereitet und in der Volksheilkunde arzneilich verwendet. Die Gerbstoffe wirken adstringierend und helfen als Tee bei Bauchschmerzen, Durchfall, Appetitlosigkeit und Entzündungen des Mundraumes, in Salben äußerlich angewendet bei entzündlichen Hauterkrankungen.
Ziemlich alt: Die eher unscheinbaren Zwergsträucher können an ihren natürlichen Standorten bis zu 100 Jahre alt werden. Sagen jedenfalls die Jahresringe. Entsprechend gering ist der jährliche Zuwachs – er liegt meist bei gerade mal 0,1 Millimetern.
Noch härter geht fast nicht mehr – sie hält bis unter 45 °C aus. Kein Wunder, denn sie besiedelte bereits in der letzten Eiszeit die Geröllhalden und Moränen der Gletscher, und bis heute findet man sie vor allem in den Gebirgen Europas, Asiens und Grönlands bis über die Baumgrenze hinaus.
Weiße Silberwurz Dryas octapetala blüht im Sommer von Juni bis Juli und in den August hinein. Mit regelmäßigem Köpfen der bereits abgeblühten Fruchtstände kann man die Nachblüte im August noch einmal deutlich verlängern. Voraussetzung dafür ist ein nicht zu trockener und nicht zu feuchter, gut durchlässiger und am besten reichlich Kalk enthaltender Boden mit viel, viel Licht. Nur möglichst nicht den ganzen Tag mit praller Sonne, etwas absonnig oder im Halbschatten ist dem Alpenbewohner deutlich lieber.
Die Weiße Silberwurz wächst als Pionierpflanze dort, wo es für andere wenig zu holen gibt. Und das schon seit langer Zeit – unmittelbar nach der letzten Eiszeit war sie so häufig, dass man das Ende des Pleistozäns als Dryas oder Silberwurzzeit bezeichnet. Seinerzeit wuchs sie auf den Geröllhalden und Moränen der Gletscher. Die Vorliebe für kühle, felsige, sonnige und nährstoffarme Standorte hat sie sich bis heute bewahrt. Man findet sie in vielen Gebirgen der Nordhalbkugel vor allem auf Felsschutt, Felsfluren, steinigen Hängen, Kalkmagerrasen und sogar im abgeschwemmten Flußkies. Dort festigt sie den Boden und sorgt mit Wurzelknöllchen für Nährstoffe, sodass andere Pflanzen nachrücken können. Das macht sie zu einer idealen Pflanze für den Steingarten, zur Dachbegrünung oder für Mauern und felsige Hänge.
Nein, die Blätter werden sogar als Silberwurztee oder Schweizer Tee in der Pflanzenheilkunde verwendet. Sie enthalten reichlich Gerbstoffe, die bei Durchfällen und Entzündungen der Haut und Schleimhäute helfen.
Weiße Silberwurz ist in Mitteleuropa heimisch und Nahrungsquelle/Lebensraum für Bienen und Schmetterlingsraupen