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Weiß-Tanne (Abies alba)
Quelle: Crusier, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Wichtige Insekten-pflanze

Weiß-TanneEdel-Tanne, Silber-Tanne

Abies alba

Das Wichtigste auf einen Blick

heimische Wildform Gehölz winterhart Wichtige Raupenfutterpflanze essbar
  • Einheimischer Nadelbaum
  • Bis zu 40 Metern Höhe
  • Als Solitär dicht bezweigt, im Wald unten kahl
  • Etagenweise Anordnung der Zweige und Äste
  • Dunkelgrüne Nadelblätter mit deutlicher Mittelrippe und weißen Längsstreifen unten
  • Tannenzapfen bleiben oft Jahre stehen und zerfallen bis auf die Spindel
  • Samen nur wenig und nur kurze Zeit keimfähig
  • Raupenfutter für 20 Schmetterlinge
  • Wichtiges Bauholz, wetterfester und haltbarer als andere Nadelhölzer
  • Extrem empfindlich für Luftverschmutzung - Tannensterben
🏡 Standort
Licht: Sonne bis Schatten
Boden: normal bis humos
Wasser: frisch
Nährstoffe: nährstoffreicher Boden
🌱 Wuchs
Pflanzenart: Gehölz
Wuchs: schmal kegelförmig
Höhe: 20 - 40 m
Breite: 10 - 15 m
Zuwachs: 20 - 40 cm/Jahr
frostverträglich: bis -23 °C (bis Klimazone 6)
Wurzelsystem: Herzwurzler
🌼 Blüte
Blütenfarbe: gelb
Blühzeit:
j
f
m
a
m
j
j
a
s
o
n
d
Blütenform: zylindrisch
🍃 Laub
Blattfarbe: dunkelgrün
Blattphase: wintergrün
Blattform: dreieckig
🐝 Ökologie
Raupen: 17 (davon 11 spezialisiert)
Schwebfliegen: 4
Käfer: 9

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🌐 Einheimische Verbreitung

Bitte beachte, dass die angezeigte Verbreitung auf der Karte lediglich als grobe Orientierungshilfe dienen soll. Für eine detailliertere Darstellung und mehr Informationen zur Verbreitung besuche doch gern floraweb.de.

Verbreitung:
häufig
mittel
gering
Höhenlage: kollin (100m-300m1 / 300m-800m)2
bis
montan (500m-600m1 / 800m-1200m)2

1 Mittelgebirge / 2 Alpen⁠

ℹ️ Sonstiges
ist essbar Verwendung: Salat, Süßspeisen, Gewürz, med. Verwendeung
⤵️ Klassifizierung
Ordnung: Koniferen
Familie: Kieferngewächse
Gattung: Tannen
Heimische Wildpflanzen sind die neuen Exoten
Markus Wichert

Heimische Wildpflanzen sind vielerorts selten geworden und damit die neuen Exoten in unseren Gärten. Sie sind, im Gegensatz zu Neuzüchtungen und Neuankömmlingen, eine wichtige Nahrungsquelle für Wildbienen und Schmetterlinge. In puncto Stand- und Klimafestigkeit sind sie anderen Arten deutlich überlegen. Auch kalte Winter überleben sie meist ohne Probleme. Gut für dich, gut für die Natur.
Also pflanzt heimische Arten, so wie diese!

Markus Wichert Naturgärtner

Was ist Weiß-Tanne?

Die Weiß-Tanne (Abies alba), bisweilen auch als Edeltanne oder Silbertanne bezeichnet, findet man häufig in Wäldern, wo sie ganze Bestände bildet oder zusammen mit Buchen, Kiefern oder Fichten auftritt. In Mittel- und Südeuropa bildet sie inselartige Vorkommen. Sie wächst bevorzugt in einer Höhe von 400-1.000 Metern, und in Deutschland findet man die größten zusammenhängenden Weiß-Tannengebiete im Schwarzwald. Die Bäume gehören zur Familie der Kieferngewächse (Pinaceae).

Die immergrünen Bäume erreichen eine Höhe von bis zu 40 Metern, selten auch bis zu 60 Meter. Sie wurzeln für einen Nadelbaum mit bis zu drei Metern ungewöhnlich tief. In der Jugend ist die Krone kegelförmig, im Alter oft typisch storchennestartig; steht sie frei, bleibt sie von oben bis fast an den Grund beastet, im Wald wächst sie meist langschäftig und wird in den unteren Bereichen kahl. Der Stamm kann eine Dicke von bis zu drei Metern erreichen. Bei jungen Weiß-Tannen ist die Rinde graubraun und mit Harzblasen übersät, später wird sie zu einer hellbraunen bis grauen Schuppenborke.

Kurztriebe werden nicht gebildet. Die Zweige stehen in Etagen, wobei die oberen meistens aufrecht wachsen und die unteren leicht hängen; sie verzweigen in der Horizontalen. Sie sind hellbraun oder graubraun und kurz und dicht behaart, auch im Alter. Die hellbraunen eiförmigen und stumpfen Winterknospen werden 3-5 Millimeter lang und sind nicht harzig.

Die 1-3 Zentimeter langen und 2-3 Millimeter breiten abgeflachten Nadelblätter der Weiß-Tanne stehen schraubig, meist kammartig oder V-förmig aufgerichtet, im Schatten hingegen flach in einer Ebene. Sie sitzen mit breitem Grund an den Zweigen, ihr Querschnitt ist V-förmig, das Ende ist stumpf oder ausgerandet, die Oberseite dunkelgrün. Auf der Unterseite finden sich eine hervortretende Mittelrippe und zwei silbrige Längsstreifen aus Spaltöffnungen. Die Nadeln haben eine Lebensdauer von 8-10 Jahren; wenn sie abfallen hinterlassen sie eine breite Narbe.

Weiß-Tannen sind einhäusig, die Blüten zweigeschlechtlich. Die 2-3 Zentimeter langen und sechs Millimeter breiten hängenden männlichen Blüten haben eine walzliche Form. An ihrem Grund sitzen braune Schuppen, weiter oben sind sie durch den Pollen gelb. Die weiblichen Blüten werden 2-3 Zentimeter lang und einen Zentimeter breit; sie sind zylindrisch und hellgrün und sitzen auf der Oberseite der Zweige. Aus ihnen bilden sich die typischen Tannenzapfen; bei dieser Art sind diese 8-15 Zentimeter lang bei einer Breite von 3-5 Zentimetern. Sie sind zylindrisch und am oberen und unteren Ende nur leicht verschmälert.

Die Zapfen reifen bereits im ersten Jahr und trocknen dann ein; trotzdem bleiben sie über Jahre stehen und zerfallen, sodass nur noch die Spindeln übrigbleiben. Dabei fallen die spatelförmigen gezähnten braunen Deckschuppen den zwischen ihnen gelegenen dreieckigen Samen nach und nach ab. Diese erreichen eine Länge von 6-10 Millimetern und weisen Harzkammern und asymmetrische Flügel auf, die den eigentlichen Samen unten tütenartig umfassen.

Weiß-Tanne im Garten

Standort

Die Weiß-Tanne bevorzugt einen nährstoffreichen frischen und kühlen, milden humosen oder leicht sauren Lehm- oder Tonboden. Er sollte wegen des ausgedehnten Wurzelwerks mittel- bis tiefgründig ausfallen; ob kalkarm oder kalkreich ist gleichgültig. Zudem wächst sie auf eher trockenen und durchlässigen Böden ebenso gut wie auf staunassen, und ein starker Sturm kann ihr weniger anhaben als den meisten anderen Nadelbäumen. Die Pflanzen reagieren allerdings empfindlich auf Spätfröste.

Schnitt

Ein Schneiden ist bei der Weiß-Tanne nicht erforderlich; alte und abgestorbene Äste wirft sie ganz von allein ab.

Vermehrung

Am schnellsten kommt man mit jungen Bäumchen aus der Baumschule voran, ansonsten kann man die Weiß-Tanne auch aussäen. Die Keimrate liegt bei 30-50 Prozent, die Keimfähigkeit ist im ersten Jahr am höchsten. Wer Weißtannen-Samen kaufen möchte, braucht nicht viel: Ein Kilo besteht aus über 20.000 Samen. Die Weiß-Tanne ist ein Schatten- und Humuskeimer, der am besten verdunkelt und mit viel Humus in der Erde keimt. Die Keimlinge wachsen in den ersten Jahren nur langsam.

Verwendung

Die Weiß-Tanne ist ein typischer Waldbaum, der sich eher selten in den Gärten findet. Als Raupenfutter für Schmetterlinge ist sie aber interessant, und zudem vertragen die Bäume auch reichlich Schatten und sogar feuchte Böden. Daher kommt sie im heimischen Garten vor allem als dekorativer Solitär in Frage.

Schädlinge

Die Weiß-Tanne ist recht empfindlich gegenüber Schädlingen und wird vor allem von Pilzerkrankungen heimgesucht. Die wichtigsten Schädlinge sind die Borkenkäfer (Scolytinae), deren Larven Fraßgänge direkt unter der Rinde hinterlassen.

Vor allem in der Forstwirtschaft spielt der Tannenkrebs eine große Rolle. Die durch den Rostpilz Melampsorella caryophyllacearum hervorgerufene Krankheit befällt die Knospen, die dadurch zu Hexenbesen auswachsen. Diese bilden Sporen, die Sternmiere und Hornkraut als Zwischenwirt befallen. An deren Sporen erkranken wiederum die nächsten Tannenbäume.

Auch die Tannen-Wolllaus Dreyfusia nordmanniae benötigt für ihre Vermehrung einen Zwischenwirt und nutzt die Weiß-Tanne als Hauptwirt. Hier wird die Kaukasus-Fichte Picea orientalis befallen.

Ökologie

Die Weiß-Tanne ist ein Nacktsamer und wird daher vom Wind bestäubt. Charakteristisch sind die Pollen mit ihren beiden großen Luftsäcken, mit denen sie unter dem Mikroskop aussehen wie ein Kopf mit zwei riesigen Ohren. Lösen sich die Samen von der Zapfenspindel, fallen sie zu Boden und drehen sich dabei dank ihrer Flügel propellerartig. Als Schraubenflieger können sie so erhebliche Strecken zurücklegen, wenn der Wind kräftig bläst.

In der Stadt spielte die Weiß-Tanne noch nie eine Rolle, auch nicht als Parkbaum. Sie ist extrem empfindlich gegenüber Luftverschmutzung und kümmert auch an vielbefahrenen Straßen vor sich hin. Dementsprechend ist sie eine der Hauptbetroffenen des Waldsterbens und speziell des Tannensterbens.

Als Nahrungspflanze spielt die Weiß-Tanne bei 20 Schmetterlingsarten eine Rolle; die meisten davon gehören zu den Spannerartigen, wie der Tannen-Blütenspanner (Eupithecia lanceata) oder Kiefernspanner (Bupalus piniaria).

Wissenswertes

2004 hat man die Weiß-Tanne zum Baum des Jahres gekürt.

Im Gegensatz zu vielen anderen Bäumen fallen bei der Weiß-Tanne die alten und abgestorbenen Zweige und Äste von selber ab. Im Gegensatz zur Fichte kann sie aber aus dem Stamm neue Zweige bilden.

Weiß-Tannen brauchen mindestens drei Monate frostfrei. Zudem braucht sie relativ viel Wasser; sie verträgt davon mehr als die Buche und weniger Frost als die Fichte, mit denen sie zusammen häufig Bestände bildet. Sie kommt aber auch mit trockenen Böden und viel Schatten zurecht.

Als Forstgehölz war die Weiß-Tanne früher wesentlich weiter verbreitet als heute. Während man heute die größten Bestände im Schwarzwald vorfindet war sie noch bis zum 17. Jahrhundert in Fichtelgebirge, Erzgebirge und im Thüringer Wald die dominierende Baumart. Heute sind die pflegeleichteren und deutlich schneller wachsenden Fichten in der Forstwirtschaft beliebter, die besser für die heute übliche Kahlschlagwirtschaft geeignet sind.

Für einen Nadelbaum liefert die Weiß-Tanne ein vergleichsweise schnell trocknendes und witterungsfestes Holz, das wenig Schwund zeigt. Weißtannenholz ist gelblich bis grauweiß, weich und elastisch und ist vor allem als Bauholz beliebt. Im Instrumentenbau wird es vor allem für Orgelpfeifen verwendet.

In Vergessenheit geraten ist die Weiß-Tanne als Lieferant von Terpentin. Die in den Vogesen ähnlich wie im Schwarzwald häufigen Nadelbäume wurden früher von den Waldbauern angeritzt, um den harzigen und an etherischen Ölen reichen Balsam zu gewinnen. Daraus wurde das Strasburger Terpentin hergestellt.

Weiterlesen

Fotos (3)

Blatt Weiß-Tanne
Quelle: Fr.Latreille, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Gesamte Pflanze Weiß-Tanne
Quelle: Mars 2002, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Gesamte Pflanze Weiß-Tanne
Quelle: Crusier, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Häufige Fragen

Wie groß wird die Weiß-Tanne?

Meistens werden Weiß-Tannen 40-60 Meter hoch, selten auch mehr. Das größte nachgewiesene Exemplar hatte eine Höhe von fast 70 Metern und einen Stammdurchmesser von 3,80 Metern. Solche großen Bäume sind uralt – den Jahresringen nach zu schließen werden sie bis über 600 Jahre alt.

Wie schnell wächst eine Weiß-Tanne?

Vor allem in den Jugendjahren wächst die Weiß-Tanne eher gemächlich. Will man sie aus Samen ziehen, wird daraus schnell ein Geduldsspiel: Nur die Hälfte der Samen keimt, und die Keimfähigkeit ist nach einem Jahr oft bereits erschöpft. Alleinstehende Bäume bilden erst nach etwa 30 Jahren die ersten Blüten, im Wald oft erst nach 50-60 Jahren.

Wie sieht eine Weiß-Tanne aus?

Die Weiß-Tanne wächst je nach Standort unterschiedlich. Als einzelstehender Solitär bleibt sie oft von oben bis unten mit Zweigen bedeckt und zeigt nur im unteren Teil ihren Stamm. Dagegen verliert sie in dichten Beständen die unteren Äste und wird langschäftig. Das liegt vor allem daran, dass die Zweige nicht genug Licht bekommen und absterben. Im Gegensatz zu anderen Bäumen reinigt sich die Weiß-Tanne selbst, das heißt sie wirft die alten Zweige ab. Allerdings kann sie auch jederzeit wieder neu aus verborgenen Sprossknospen neue Äste bilden.

Typisch ist die kegelförmige und im Alter oft an ein Storchennest erinnernde Krone. Die Zweige wachsen etagiert, wobei die obersten aufragen, die mittleren horizontal wachsen und die untersten meist etwas herabhängen. Die Verzweigungen bleiben in einer Ebene, wie auch die Nadelblätter oft kammförmig in einer V-Form oder genau gegenständig stehen.

Wert für Insekten und Vögel

Weiß-Tanne ist in Mitteleuropa heimisch und Nahrungsquelle/Lebensraum für Schmetterlingsraupen

Schmetterlingsarten

Schwebfliegen

Käfer

Raupen-Futterpflanzen

Themen

Raupen-Futterpflanzen
Photo by Peter Monsberger from Pexels
Am Inhalt mitgewirkt haben:
Dr. rer. medic. Harald Stephan
Dr. rer. medic. Harald Stephan Diplom-Biologe
Markus Wichert
Markus Wichert Naturgärtner
Thomas Puhlmann
Thomas Puhlmann Balkongärtner
Sebastian Hadj Ahmed
Sebastian Hadj Ahmed Balkongärtner
Stand:
16.11.2023