Was ist Winter-Jasmin?
Echter Winter-Jasmin, Gelber Winter-Jasmin oder einfach Winter-Jasmin (Jasminum nudiflorum) gehört zu den Ölbaumgewächsen (Oleaceae) und wächst in China, Korea und Japan in Gebüschen und an Felshängen.
Der Winter-Jasmin ist ein schlanker sommergrüner Strauch, der eine Höhe von zwei bis drei Metern erreicht. Die vierkantigen dünnen Ruten klettern als Spreizklimmer an ihrer Umgebung empor und hängen an den Enden wie eine Schleppe über. In der Jugend sind die Zweige grün, erst mit zunehmendem Alter werden sie graubraun. Geziert werden sie von gegenständigen, dreiteilig gefiederten und oberseits glänzend dunkelgrünen Blättern. Die einzelnen Fiederblättchen sind oval bis umgekehrt lanzettlich und 2-3 Zentimeter lang mit keilförmiger Basis, einer spitzen oder stumpfen Spitze und einem leicht nach unten gerollten Blattrand. Im Herbst verfärben sie sich gelb, bevor sie abfallen.
Noch vor dem Laubaustrieb erscheinen die 2-3 Zentimeter großen, gelben und stieltellerförmigen Blüten einzeln und kurz gestielt in den Blattachseln der vorjährigen Lang- und Seitentriebe. Sie sind sternförmig, zwittrig und fünf- oder sechszählig mit doppelter Blütenhülle. Die schmal-lanzettlichen grünen Kelchblätter sind deutlich kleiner als die lange Kronröhre, die 1-2 Zentimeter lang ausfällt. Im Inneren der Röhre stehen zwei Staubblätter und ein oberständiger Fruchtknoten aus zwei verwachsenen Fruchtblättern.
Bei günstigem Wetter öffnen sie sich bereits an sonnigen Tagen im Dezember, im warmen Wintern sogar schon im November; der nächste Frost macht ihnen aber schnell den Garaus. Was den Winter-Jasmin aber wenig beeindruckt, denn er schiebt sogleich die nächsten Knospen nach, sobald es wieder wärmer wird.
Die Blüten duften nicht ganz so intensiv wie die anderer Jasmin-Arten oder sind völlig geruchlos. In unseren Breiten setzt der Winter-Jasmin nur selten Früchte an, zumal ihm hier die gewohnten Bestäuber fehlen; dabei handelt es sich um eher unscheinbare schwarze eiförmige, sechs Millimeter lange Beeren.
Winter-Jasmin im Garten
Quelle: Luca Piva/shutterstock.com
Standort
Der Winter-Jasmin bevorzugt einen warmen und sonnigen bis halbschattigen Platz im Garten, der möglichst geschützt vor Wind und Kälte sein sollte. Der Boden sollte mäßig trocken bis frisch, nährstoffreich, gut durchlässig und sauer bis leicht alkalisch sein, am besten kalkhaltig. Er kann als Strauch frei stehen; sobald er eine Stütze wie eine Pergola oder ein Rankgitter findet beginnen seine Zweige daran sich entlangzuhangeln und emporzuklettern. Im Sommer braucht er regelmäßig Wasser, im Winter sollte er eher trocken stehen, damit er keinen Schaden nimmt. Davon unabhängig ist der Winter-Jasmin winterhart.
Auf nährstoffarmen oder trockenen Böden wächst der Winter-Jasmin nur zögerlich und blüht wenig.
Schnitt und Pflege
Willst Du den Winter-Jasmin irgendwo hochranken lassen, so solltest Du an kritischen Stellen festbinden, damit er besseren Halt findet und nicht gleich vom nächsten Wind durcheinandergebracht wird. So kannst Du ihn auch ohne Probleme als Spalierpflanze in die Höhe wachsen lassen.
Frisch gepflanzter Winter-Jasmin darf erst einmal völlig unbeeinträchtigt von Schnittmaßnahmen in die Breite und Höhe wachsen. Im ersten Frühjahr kannst Du bei einem Erziehungsschnitt die sieben kräftigsten Bodentriebe stehenlassen und den Rest bodennah abschneiden. Die kannst Du dann an einem Spalier hochziehen oder als Fächer weiterführen.
Danach kannst Du die etwas älteren Exemplaren Du alle 2-3 Jahre auslichten und die ältesten Äste entfernen, die ohnehin nicht mehr blühen. Ein Erhaltungsschnitt fördert den neuen Austrieb und bringt Dir in den folgenden Jahren umso mehr Blüten. Der Rückschnitt wird nach der Blüte durchgeführt; schneide die abgeblühten alten Ruten bis auf einige kräftige Triebe und Knospen zurück – bei alten Pflanzen gerne um bis zu einem Viertel.
Vergreiste alte Exemplare lassen sich oft noch mal mit einem Verjüngungsschnitt aufpäppeln. Dazu schneidest Du ihn nach der Blüte radikal auf einen knappen halben Meter zurück und baust den Strauch wie beim Erziehungsschnitt aus kräftigen neuen Bodentrieben wieder auf. Sollte der Strauch tatsächlich schon zu alt sein ist es oft besser jugendlichen Ersatz aus Stecklingen oder Absenkern parat zu haben.
Vermehrung
Üblicherweise wirst Du erst einmal einen Winter-Jasmin kaufen und an einer geeigneten Stelle pflanzen. Danach kannst Du ihn problemlos im Sommer mit halbverholzten Stecklingen oder im Herbst mit Absenkern vermehren. Am einfachsten gelingt letzteres da, wo die malerisch überhängenden Ruten ohnehin den Boden berührt haben, denn dort wurzeln sie bereits freiwillig. Diese neuen Pflänzchen brauchst Du nur noch abzutrennen und zu versetzen – oder zu verschenken, wenn Du mit dem gelben Blütenwunder jemandem eine Freude machen willst. Auch eine Aussaat ist möglich, aber deutlich langwieriger.
Verwendung
Damit man die überhängenden Zweige mit ihrem prächtigen Blumenschmuck auch gut sieht sollte der Winter-Jasmin an exponierter Stelle gut sichtbar platziert werden – etwa an einer Böschung, hinter einer Mauer, an Zäunen, einer Pergola oder einem Spalier, an dem er hochklettern kann. Besonders gut zur Geltung kommt er vor dem dunklen Hintergrund von Gehölz, von dem sich die gelben Blüten kontrastreich abheben. Schön macht er sich auch auf Balkon und Terrasse in Kübeln und Containern, und auch unter Glas im Gewächshaus oder Wintergarten kann man ihn halten – dort sogar garantiert frostsicher. Besonders apart, aber bei uns wenig bekannt: Winter-Jasmin als Bonsai.
Schädlinge
An dem frischen zarten Grün finden sich ständig ganze Herden von Blattläusen, die dem Winter-Jasmin normalerweise nicht allzu großen Schaden zufügen. Kritischer sind Schmierläuse, die sich mit biologischen Mitteln am besten bekämpfen lassen.
Ökologie
Der spreizklimmende Winter-Jasmin hat keine speziellen Halteorgane, um sich an der Umgebung festzuhalten. Stattdessen spreizen die Triebe grätenartig auseinander und finden auf diese Weise Halt.
In unseren Breiten fehlen dem fleißigen Winterblüher die Bestäuber – daheim sind vor allem Hummeln für die Übertragung des Pollens zuständig. Bei uns kommen die ersten Hummelköniginnen erst im März aus ihrem Unterschlupf, wenn der Winter-Jasmin gerade seine Blütezeit beendet.
Bei uns ist es ihm vermutlich (noch) zu kalt, aber in einigen Teilen Frankreichs und der USA gilt der Winter-Jasmin bereits als eingebürgert.
Wissenswertes
Winter-Jasmin und andere Jasminum-Arten
Die Gattung Jasminum besteht aus über 200 Arten von immergrünen oder sommergrünen Sträuchern und Kletterpflanzen. Sie wachsen in den Wäldern und Gebüschen der tropischen und gemäßigten Zonen Europas, Afrikas und Asiens an oft felsigen Stellen. Der Name ist eine Latinisierung des arabischen yasamin.
Die einzige winterblühende Kletterpflanze
Jasminum nudiflorum ist die einzige Kletterpflanze in unseren Gärten, die bereits im Winter blüht. Oft erscheinen die ersten Blüten schon im Januar und früher, teils bereits im November, die letzten erst im April. Oft wird er als immergrün bezeichnet; grün bleiben im Winter allerdings nur seine jungen Äste, die Blätter fallen im Herbst ab.
Der dekorative Winterblüher ist im heimatlichen China seit Jahrhunderten nicht aus den Gärten wegzudenken. Dort nennt man den Winter-Jasmin yingchun, sinngemäß Blume, die den Frühling willkommen heißt. Zusammen mit meihua (Japanischer Zieraprikose, Prunus mume), shuixian (Narzisse) und shancha hua (Kamelie) bildet der Winter-Jasmin die „Vier Freunde des Schnees“.
Winterjasmin, Pfingstrosen und Azaleen: Mit Fortune in Europa eingeführt
Erstmalig beschrieben wurde der Winter-Jasmin von Alexander von Bunge (1803-1890), einem in Kiew geborenen deutsch-russischen Botaniker, der im Auftrag der Kaiserlichen Akademie von St. Petersburg nach China reiste. Nach Europa brachte ihn 1844 der schottische Botaniker Robert Fortune (1812-1880), der uns darüber hinaus mit rund 250 Zierpflanzen aus China und Japan versorgt hat, darunter die Kumquat, Pfingstrosen, Azaleen und verschiedene Chrysanthemen. Sein prominentester Fang war sicherlich Camellia sinensis, die Teepflanze, die er 1848 auf Betreiben der britischen Ostindien-Kompanie nach Indien brachte.
Preisverdächtiger Winterblüher
Kaum verwunderlich bei dem winterlichen Blütenwunder: Den Award of Garden Merit der Royal Horticultural Society hat der Winter-Jasmin natürlich auch schon abgestaubt.