Was ist Blauschwingel?
Blauschwingel oder Blau-Schwingel (Festuca glauca) ist in unseren heimischen Gärten eine der häufigsten Festuca-Arten und ein weltweit beliebtes Ziergras. Das Mitglied aus der Familie der Süßgräser (Poaceae) stammt aus dem südlichen Mitteleuropa, wo es in den Graspopulationen von Felshängen teils große Bestände bildet.
Typisch sind die blaugrüne Farbe und die dichten halbkugelig geformten Horste aus eng benachbarten, straff aufrechten und meist unverzweigten Halmen. Diese erreichen eine Höhe von 20-30 Zentimetern und stehen genau wie die blaugrünen linealischen Blätter, die nur etwa einen Millimeter breit werden, ab wie die Haare eines blauen Igels. Im Gegensatz zu verwandten Schwingel-Arten ist hier die Blattscheide, die den Grund der Blätter umgibt, nicht pergamentartig und hart, sondern weich. Abgestorbene Blätter bleiben recht lange erhalten und unterstützen weiterhin das igelige Aussehen. Blauschwingel ist wintergrün.
Die langgezogenen schlanken Rispen mit den Blüten erheben sich weit über den Horsten; die blühenden Stängel werden 30-80 Zentimeter lang, die Rispen selbst etwa zehn Zentimeter. In ihnen stehen zahlreiche blaugrüne Ährchen, die eine kurze Granne und eine ebenfalls blaugrüne Farbe haben. Bei reichlich Sonne bekommen sie eine rötliche oder violette Tönung. Jedes Ährchen ist 6-10 Millimeter lang und enthält drei Staubblätter, den weiblichen Anteil und 3-6 Millimeter lange Deckspelzen. Wie bei allen Süßgräsern handelt es sich bei den daraus hervorgehenden Früchtchen um kleine Getreidekorn-artige Karyopsen.
Blauschwingel im Garten
Quelle: Joe Kuis/shutterstock.com
Standort
Der Blauschwingel fühlt sich auf einem durchlässigen frischen bis mäßig trockenen, mageren bis mäßig fruchtbaren Boden mit etwas Kalk am wohlsten. Er steht am liebsten in der Sonne und hat es gerne schön warm. Die Erde kann auch flachgründig sein; Trockenheit verträgt er vorübergehend jedenfalls deutlich besser als stehende Nässe. Sand und Steine im Boden sind also kein Problem.
Viel Licht und Wärme ist auch für die charakteristische Färbung wichtig – richtig schön blaugrün werden die Horste nur mit reichlich Sonne und auf einem eher nährstoffarmen Boden. Im Schatten und mit übertriebenen Düngergaben sieht das Gras nach einer Weile aus wie halbtot und denkt gar nicht daran seine blaue Färbung zu zeigen. Im Sommer kann er ruhig mal trocken werden, und wenn man ihn wirklich mal gießen muss, dann bitte ordentlich und durchdringend. Unbedingt besser als ständig leicht zu feucht, damit geht der Blauschwingel auf Dauer ein.
Wie sich das für ein mitteleuropäisches Gras gehört ist der Blauschwingel winterhart. Gefährlich kann der Frost nur bei Kübelpflanzen werden, da hier die Wurzeln besonders exponiert sind und daher schnell zu einem Eisklumpen gefrieren. Auf Balkon und Terrasse mag das Gras auch keine scharfen austrocknenden Winde, daher sollte man es etwas vor Wind geschützt stellen.
Schnitt und Pflege
Schneiden braucht man den Blauschwingel nur ab und zu mal – die abgeblühten Halme abzupfen reicht eigentlich, und wer es gerne gründlich und rasant haben will kann bei größeren Beständen gerne auch mal mit der Sense oder dem hochgestellten Rasenmäher drübergehen. Letzteres ist allerdings die Brachialmethode, nach der die Blauschwingel eine Weile nach Irokesenschnitt aussehen.
Vermehrung
Eine Vermehrung ist beim Blauschwingel denkbar einfach – mit dem Spaten die Horste teilen und nach Belieben versetzen. Die Pflanzen wachsen schnell und zuverlässig wieder an und werden schon nach kurzer Zeit wieder schön rund und kugelig. Ab und zu ist das auch dringend notwendig, denn wenn Du den Blauschwingel jahrelang vor sich hinwachsen lässt bildet er irgendwann einen Ring – außen steht das neue Gras, und im Inneren wird der Horst langsam kahl. Mit alle paar Jahre einmal teilen sieht das gleich ganz anders aus.
Aussaat mit Grassamen ist natürlich auch möglich – die Samen gehen schnell auf, wenn sie nicht gerade hungrigen Vögeln zum Opfer fallen. Wenn Du auf Nummer sicher gehen willst kannst Du den Blauschwingel auch erst mal in Töpfen vorziehen und dann erst später an den vorgesehenen Ort pflanzen. Dann hast Du auch eine etwas bessere Kontrolle, was aus den jungen Horsten wird.
Alternative: Gleich ein paar Töpfe im Gartencenter kaufen. „Fertigen“ Blauschwingel kaufen kostet nicht die Welt, und im Handumdrehen hast Du die blauen Igel im Garten.
Verwendung
Ein einzelnes Hörstchen irgendwo im Gebüsch sieht etwas verloren aus – die tolle blaue Färbung vom Blauschwingel kommt am besten zur Geltung, wenn Du gleich ein paar davon zusammen irgendwo hinpflanzt. Er lässt sich dabei auch problemlos mit anderen Gräsern zusammen kombinieren. Nur immer auf Grüppchen achten, das sieht besser aus als wie mit dem Zufallsgenerator ausgerechnet.
Der Standort kann gerne sonnig und trocken sein heißt, dass er geradezu ideal für Steingarten, Heidegarten und Dachbegrünung ist. Ebenso gut macht er sich auf freien Flächen oder sogar im Kübeln und Containern auf Balkon und Terrasse, wo er einen hübschen Kontrast zu blühenden Balkonpflanzen ergibt.
Schädlinge
Was sind Schädlinge? Krankheiten?? Du wirst Dich wundern, wie unkaputtbar der dekorative Blauschwingel im Garten ist. Er ist ausgesprochen widerstandsfähig und resistent gegen Pilze und Krabbelzeug. Wenn er wirklich mal braun und unansehnlich wird liegt das meistens nicht an einer Erkrankung oder einem bösen Schädling, sondern an einem Pflegefehler. Meistens steht er zu nass, wurde überdüngt oder hat zu viel Schatten.
Ökologie
Bienen, Schmetterlinge und anderen Insekten gehen an den nektarlosen Blüten leer aus; wie alle Süßgräser wird auch der Blauschwingel vom Wind bestäubt, der sich um die Weitergabe der in den heraushängenden Staubbeuteln gebildeten Pollenkörner auf die nächste Blüte kümmert.
Für die Verbreitung der Karyopsen sorgen Wind und Schwerkraft, und natürlich bleibt auch das eine oder andere Körnchen an Pfoten und Schuhsohlen hängen und wird so weitertransportiert.
Wissenswertes
Wenn an dem Blauschwingel im Gartencenter Festuca cinerea dransteht und nicht Festuca glauca, nicht wundern, das ist dasselbe. Botanisch heißt cinerea sinngemäß aschgrün, glauca blaugrün. Auch hier ist der Unterschied eher marginal.
Die Wildform ist im Garten weniger häufig als die Unmengen von Hybriden und Sorten, die sich noch mal ein wenig in Wuchsform, Farbe und Höhe unterscheiden. Hübsch sind sie eigentlich alle, und pflegeleicht und gut wüchsig obendrein auch.