https://www.naturadb.de/pflanzen/viscaria-vulgaris/
Licht: | Sonne |
Boden: | durchlässig bis normal |
Wasser: | trocken |
Nährstoffe: | nährstoffarmer Boden |
Pflanzenart: | Staude |
Wuchs: | krautig |
Höhe: | 30 - 60 cm |
Breite: | 25 - 40 cm |
frostverträglich: | bis -34 °C (bis Klimazone 4) |
Wurzelsystem: | Flachwurzler |
Blütenfarbe: | rosa |
Blühzeit: | |
Blütenform: | sternförmig, kronröhrig, radiärsymmetrisch |
Blattfarbe: | tiefgrün |
Blattphase: | wintergrün |
Blattform: | lineal bis lineallanzettlich |
Bestandssituation (Rote Liste): | mäßig häufig |
Gefährdung (Rote Liste): | Vorwarnliste |
Wildbienen: | 12 (Nektar und/oder Pollen, davon keine spezialisiert) |
Schmetterlinge: | 3 |
Raupen: | 12 (davon 7 spezialisiert) |
Schwebfliegen: | 1 |
Käfer: | 2 |
Nektarwert: | 1/4 - gering |
Pollenwert: | 1/4 - gering |
floraweb.de.
Höhenlage: |
1 Mittelgebirge / 2 Alpen |
Pflanzen je ㎡: | 10 |
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Heimische Wildpflanzen sind vielerorts selten geworden und damit die neuen Exoten in unseren Gärten. Sie sind, im Gegensatz zu Neuzüchtungen und Neuankömmlingen, eine wichtige Nahrungsquelle für Wildbienen und Schmetterlinge. In puncto Stand- und Klimafestigkeit sind sie anderen Arten deutlich überlegen. Auch kalte Winter überleben sie meist ohne Probleme. Gut für dich, gut für die Natur.
Also pflanzt heimische Arten, so wie diese!
Gewöhnliche Pechnelke (Viscaria vulgaris) ist ein weit verbreitetes einheimisches Nelkengewächs (Caryophyllaceae). Sie wächst auf Felsfluren, Weinbergen, mageren Weiden und Rasen, Heiden, in trockenen lockeren Wäldern und Gebüschen mit saurem Boden von der Ebene bis in die Mittelgebirge, selten steigt sie bis auf 1800 Meter Höhe. Vor allem im Osten Deutschland findet man sie häufig, während sie im Norden und Südwesten eher selten vorkommt oder vollständig fehlt. Ihr Verbreitungsgebiet reicht von Europa über den Kaukasus bis nach Sibirien.
Gewöhnlichen Pechnelke ist eine langlebige ausdauernde Staude mit einem bis knapp einen Zentimeter dicken verholzenden Rhizom mit dünnen Seitenwurzeln und zahlreichen Adventivwurzeln. Nicht alle Rosetten treiben Blütentriebe; bei einigen kann es manchmal Jahre dauern, bis sie sich zum Blühen bequemen. Ihre aufrechten und wenig verzweigten, runden und innen hohlen Stängel bilden kleine Horste mit bis zu 100 Trieben. Sie sind meist rötlich gefärbt und unterhalb der ausgeprägten Knoten an einem schwarzroten bis violetten Ring stark klebrig. An ihnen stehen gegenständige lineal-lanzettliche Stängelblätter, die auch im Winter grün bleiben und nur im unteren Teil haarig und am Rand bewimpert sind. Die untersten und innersten Blüten blühen zuerst, danach sind die weiter oben und weiter außen an der Reihe.
Die Blütenstände erscheinen an den Enden der Triebe; dabei handelt es sich um Trauben oder Rispen, in denen in zweiarmigen büscheligen Quirlen 20-25 Blüten stehen. Diese sind fünfzählig mit doppelter Blütenhülle, zwittrig und sternförmig und haben einen Durchmesser von 14-22 Millimetern. Jede Verzweigung weist an ihrem Grund breit-lanzettliche Hochblätter auf. Die zu einer schmalen Röhre verwachsenen Kelchblätter sind 9-13 Millimeter lang und weisen insgesamt zehn deutliche Quernerven auf, die lebhaft rosa bis roten Kronblätter bestehen aus einem 5-12 Millimeter langen und 1-3 Millimeter breiten schmalen Nagel und einer 2-8 Millimeter breiten und 4-10 Millimeter langen Platte; diese ist gestutzt oder schwach ausgerandet. Daneben findet sich eine zweispaltige, nur drei Millimeter große Nebenkrone aus Kronschuppen direkt am Schlund. Im Inneren befinden sich fünf Griffel und zwei Kreise mit je fünf Staubblättern mit lila bis rosa Staubbeuteln. Die reifen eiförmigen bis elliptischen, 7-10 Millimeter langen und 3-5 Millimeter breiten Kapseln weisen an ihrer Spitze fünf, selten bis zu acht Zähne auf. Im Inneren sitzen nierenförmige, 0,4-0,7 Millimeter lange dunkelbraune bis schwarze Samen mit warziger Oberfläche.
Die Gewöhnliche Pechnelke bevorzugt einen durchlässigen, vorwiegend trockenen und mäßig fruchtbaren basenreichen, sandigen Lehmboden mit neutralem bis leicht saurem pH-Wert. Er sollte kalkhaltig und eher humusarm ausfallen und in der vollen Sonne liegen; mit wenig Sonne blühen und fruchten die Pflanzen nur spärlich. Trockenheit macht ihnen wenig aus, selbst wenn der Regen längere Zeit ausbleibt und einige Blätter welken werden die Nelken schnell wieder grün. Dagegen ist Staunässe unmittelbar tödlich. Als einheimische Pflanzen sind sie vollkommen winterhart.
Viel Pflege braucht Viscaria vulgaris nicht – es reicht vollkommen aus, wenn Du sie im Herbst nach dem Verblühen eine Handbreit über dem Boden zurückschneidest. Die tieferen Teile unbedingt stehenlassen – was sich da im Herbst regelmäßig rötlich verfärbt und vertrocknet schützt die jungen Triebe vor der Kälte und hilft ihnen, im darauffolgenden Frühjahr leuchtend grüne neue Knospen und Stängel hervorzubringen. Ansonsten wird oft empfohlen, die Pflanzen alle drei Jahre zu teilen, da sie mit zunehmendem Alter blühfaul und eher anfällig für Krankheiten und Schädlinge werden.
Vermehren lässt sich die Gewöhnliche Pechnelke durch Aussaat oder durch Teilen der Horste im Frühling. Eine Stratifikation ist nicht erforderlich, bei frischen Samen liegt die Keimrate bei einer Temperatur von 16 °C bei 90-100 %. Die Pflanzen sind ungewöhnlich langlebig: Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei13 Jahren, und pro Jahr sterben nur etwa fünf Prozent der Rosetten ab – meist deutlich weniger als neue gebildet werden.
Die Gewöhnliche Pechnelke macht sich mit ihrer Vorliebe für trockene und sonnige Standorte gut im Heidegarten und auf Trockenmauern, in naturnahen Blumenwiesen oder an trockenen Böschungen, vorzugsweise in kleinen Gruppen. Ebenso ist sie hervorragend für die Dachbegrünung geeignet, und in Töpfen und Kästen kann man damit auch Balkon und Terrasse begrünen. Sie lässt sich gut mit Dalmatiner Glockenblume, Schleierkraut, Blaugras oder Astern kombinieren. Als Schnittblumen halten sie lange in der Vase.
Die Gewöhnliche Pechnelke ist ausgesprochen robust und widerstandsfähig und zeigt sich selten von Schädlingen oder Krankheiten bedroht. Tiere fressen sie trotz leichter Giftigkeit recht gerne – Kaninchen, Rehe, Schafe und andere Säuger machen sich mit Vorliebe über die Pflanzen her. Ein Befall mit dem Pilz Microbotrium violaceum (Ustilago violacea) schadet dem Grün nicht, macht aber die Pflanzen steril, da die Staubblätter Pilzsporen statt Pollen bilden. Auf Dauer kann ein massiver Befall den ganzen Bestand an Pechnelken gefährden.
An ihren Standorten benötigt die Gewöhnliche Pechnelke reichlich Licht – dadurch ist sie gegenüber anderen Kräutern wenig konkurrenzfähig, sodass man sie in der freien Natur fast ausschließlich an offenen, wenig bewachsenen und eher mageren und trockenen Orten findet.
Typische Bestäuber der Blüten sind langrüsselige Insekten: Hummeln und Schmetterlinge, insbesondere Tagfalter, die sich während der Blütezeit in großer Zahl an den Pflanzen einfinden. Honigbienen sind mit ihren eher kurzen Mundwerkzeugen benachteiligt – sie kommen nur dann an den Nektar, wenn die Kelchröhren reichlich damit gefüllt sind. Dann gelten die Pechnelken allerdings als gute Bienenweiden – der von ihnen gelieferte cremige und weißgrau gefärbte Honig reicht normalerweise nicht für einen Sortenhonig und wird unter Blütenhonig oder ähnlichem verbucht. Auch Selbstbestäubung ist möglich, führt aber zu deutlich weniger Samen.
Das Kraut der Gewöhnlichen Pechnelke nutzen sechs Schmetterlinge als Raupenfutter, allesamt Nachtfalter, die mit Ausnahme des Leimkraut-Kapselspanners (Perizoma hydrata) zu den Eulenfaltern gehören, wie die Leimkraut-Kapseleule (Hadena perplexa) und Gemeine Kapseleule (Hadena bicruris).
Die Verbreitung der Samen erfolgt durch den Wind und Tiere, die sie aus den Kapseln herausschütteln. Ameisen tragen sie weiter fort. Die vertrockneten Triebe bleiben auch im Winter bestehen und sorgen mit hungrigen Interessenten für zusätzliche Ausbreitung. Es hat also durchaus seinen Sinn, dass viele Säuger und Vögel gerne über die Kapseln herfallen.
Über den Sinn der klebrigen Ringe unterhalb der Knoten der Stängel ist man sich noch uneins; auffällig ist, dass dort oft kleine Insekten kleben. Vermutlich dienen die Strukturen als Leimring ähnlich wie bei Obstbäumen und halten krabbelnde Übeltäter von den Blüten fern.
Interessant ist die Schutzwirkung der Gewöhnlichen Pechnelke für andere Pflanzen. Sie stellen reichlich Phytohormone her, die über den Wurzelbereich in den Boden gelangen. Im Garten gelten sie als Wundermittel, um Tomaten vor Grauschimmel (Botrytis) und Gurken vor Mehltau zu schützen, und Pechnelkenextrakt wird eigens als biologisches Pflanzenstärkungsmittel verkauft, mit dem sich unter anderem der Ertrag von Roggen und Weizen auf natürliche Art steigern lässt.
Gebräuchliche Synonyme für Viscaria vulgaris sind Viscaria viscosa, Silene viscaria und Lychnis viscaria. Das viscaria im Namen bedeutet klebrig und bezieht sich auf die klebrigen Stängel, die verwandte Arten wie die Kuckucks-Lichtnelke (Lychnis flos-cuculi) oder die Kronen-Lichtnelke (Lychnis coronaria) nicht aufweisen. Daher auch Pechnelke – klebt wie Pech.
Neben der Wildart sind verschiedene Sorten im Gartenhandel erhältlich, etwa Viscaria vulgaris ‚Plena‘ (aka ‚Splendens plena‘)mit karminrosa gefüllten Blüten und 40 Zentimetern Höhe oder die nur 20 Zentimeter hohe dichte Polster bildende Unterart Silene viscaria ssp. atropurpurea, die wild in Südeuropa vorkommt. Die Sorte ‚Kugelblitz‘ ist ebenfalls nur 20 Zentimeter hoch und hat karminrote Blüten, ‚Albiflora‘ blüht weiß mit gefüllten Blüten und 40 Zentimeter Höhe.
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Pflanze | Wuchs | Standort | Blüte | Kaufen |
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Gewöhnliche Pechnelke 'Snow Cloud'Silene viscaria 'Snow Cloud'immergrün, winterhart | aufrecht, leicht buschig 30 - 60 cm 30 - 60 cm | | ab 11,80 € | |
Gewöhnliche PechnelkeViscaria vulgarisWildform | krautig 30 - 60 cm 25 - 40 cm |
| ab 3,50 € |
Am naheliegendsten ist der Kauf in einer Gärtnerei oder einer Baumschule deiner Region.
Unter "Gewöhnliche Pechnelke kaufen" findest du sofort erhältliche Angebote unterschiedlicher Internet-Anbieter.
Essen sollte man sie lieber nicht – die Stauden gelten als schwach giftig.
Wegen der schwindenden Lebensräume wie Trockenrasen und Heideflächen gilt die Gewöhnliche Pechnelke als bedroht – man sieht sie noch nicht als gefährdet an, aber sie steht bereits auf der Vorwarnliste. Auf ein Pflücken wild wachsender Exemplare sollte man also besser verzichten. Und vor allem sollte man sich um die Erhaltung ihrer natürlichen Biotope kümmern.
Gewöhnliche Pechnelke ist in Mitteleuropa heimisch und Nahrungsquelle/Lebensraum für Bienen, Schmetterlinge und Schmetterlingsraupen