Was ist Dalmatiner Glockenblume?
Dalmatiner Glockenblume, Adria-Glockenblume, Polsterglockenblume oder Mauerglockenblume (Campanula portenschlagiana) stammt aus den Gebirgsregionen von Kroatien, Montenegro, Bosnien und Herzegowina und erfreut sich bei uns als robuste Gartenpflanze wachsender Beliebtheit. Der Vertreter aus der Familie der Glockenblumengewächse (Campanulaceae) ist eine immergrüne Staude mit aufrechten oder aufsteigenden Stängeln, die hübsche kleine halbkugelige Polster von nur 10-20 Zentimeter Höhe und einer Breite von bis zu 50 Zentimeter bilden. Die Stängel sind kahl oder im oberen Bereich dünn behaart. Die 2-4 Zentimeter großen, einschließlich ihres Blattstieles bis zu 12 Zentimeter langen Blätter sind breit nierenförmig bis herzförmig, mittelgrün und am Rand unregelmäßig gezahnt. In der grundständigen Rosette sind sie deutlich größer als weiter oben am Stängel.
Die Blüten erscheinen vom Hochsommer bis in den Spätsommer in großer Zahl an den Enden der Triebe; sie sind fünfzählig mit doppelter Blütenhülle, zwittrig und röhrig bis trichterförmig und bis zu zwei Zentimeter lang und 20-28 Millimeter breit. Sie stehen jeweils an einem kurzen und kahlen oder kurz weißhaarigen Stiel; die fünf Kelchblätter sind 5-7 Millimeter lang, spärlich behaart und nur am Grund verwachsen. Die violetten bis blauen Kronblätter haben eine dreieckig-lanzettliche Form und bilden das charakteristische Glöckchen. Im Inneren befinden sich Staubblätter mit weißen Staubfäden und cremeweißen Staubbeuteln, der Stempel ist lila mit einer gelblichen Narbe. Als Frucht wird eine 5-7 Millimeter lange Kapsel mit zahlreichen elliptischen, 2-3 Millimeter großen Samen gebildet.
Dalmatiner Glockenblume im Garten
Quelle: Helen Pitt/shutterstock.com
Standort
Die ausgesprochen robuste Dalmatiner Glockenblume braucht eine feuchte, gut durchlässige Erde mit Sonne oder Halbschatten; sie wächst auch ausgezeichnet im Steingarten und auf Mauern. Sand, Steine und Kies im Boden sind eher förderlich als hinderlich, und auch Kalk und ein alkalischer pH-Wert nimmt sie dankbar zur Kenntnis. Nur Staunässe mag sie überhaupt nicht, Trockenheit verträgt sie zur Not für ein paar Tage. Die Pflanzen sind vollkommen winterhart und vertragen Minusgrade bis über -30 °C.
Schnitt
Ein Schneiden ist bei den kleinen pflegeleichten Polstern kaum erforderlich; gegebenenfalls kannst Du vertrocknete Teile und welke Blüten entfernen. Mit etwas Glück blüht sie im Herbst ein zweites Mal, wenn die verblühten Teile regelmäßig entfernt werden.
Vermehrung
Samen aus eigener Ernte oder dem Gartenhandel kannst Du im Frühling draußen aussäen – vorzugsweise erst einmal in Töpfen, damit sie nicht vorzeitig den Schneckenzum Opfer fallen. Nicht zu tief verbuddeln, sie sind Lichtkeimer und braucht Helligkeit zum Keimen. Teilen lassen sich die Polster außerhalb der Hauptblütezeit im Frühling oder im Herbst. Stecklinge kannst Du im Frühsommer schneiden und bewurzeln.
Verwendung
Mit ihrem niedrigen polsterförmigen Wuchs ist die Mauerglockenblume prädestiniert für die Bepflanzung von Mauern, Wällen, Alpengarten und Steingarten. Sie wächst sogar in den Ritzen und Spalten zwischen Steinplatten auf Gehwegen. Auf Balkon und Terrasse kannst Du sie in Töpfen und Kästen bringen, und auf der Fensterbank lässt sie sich als dekorative Zimmerpflanze bringen. Hier sollte sie allerdings im Winter etwas kühler stehen und nicht gerade direkt über der Heizung.
Schädlinge
Wie bei den meisten Campanula-Arten ist auch bei der Dalmatiner Glockenblume die Schnecke der schlimmste Feind. Ansonsten ist sie wenig anfällig für Blattläuse und Spinnmilben oder Mehltau.
Ökologie
Die Dalmatiner Glockenblume kann sich selbst bestäuben, nimmt aber gerne tierische Unterstützung an. Wie alle Glockenblumen ist sie ein gefundenes Fressen für Bienen, Schmetterlinge, Käfer und Fliegen.
In Teilen Frankreichs, Großbritanniens und Neuseelands gilt die Dalmatinter Glockenblume inzwischen als eingebürgert; dagegen sind wilde Pflanzen bei uns nur selten und unbeständig zu finden.
Wissenswertes
Bisweilen ist die Dalmatiner Glockenblume noch unter ihrem alten Synonym Campanula muralis, sinngemäß Mauerglockenblume, oder Campanula affinis im Handel erhältlich. Den botanischen Artnamen hat sie zu Ehren des österreichischen Arztes und Botanikers Franz Edler von Portenschlag-Leydermayer (1772-1822). Sie hat auch schon den Award of Garden Merit der Royal Horticultural Society gewonnen.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner