Was ist Schlafmohn?
Schlafmohn (Papaver somniferum) ist eine alte Kultur- und Heilpflanze, die man bei uns bisweilen verwildert antrifft. Das einjährige Kraut aus der Familie der Mohngewächse (Papaveraceae) weist eine tiefreichende Pfahlwurzel und einen meist unverzweigten aufrechten Stängel auf, der eine Höhe von bis zu 150 Zentimetern erreicht. Die bis zu 20 Zentimeter langen wechselständigen Blätter sind sitzend, die unteren zum Stiel hin verlängert herablaufend mit gesägtem oder gezähntem Rand. Auffällig sind die endständigen und aufrecht stehenden vierzähligen Blüten mit einem Durchmesser von 5-10 Zentimetern und weißen bis violetten Kronblättern, die nur wenige Tage blühen. Die Früchte sind rundliche verholzende Kapseln mit einer endständigen Krone, unter der sich bei der Reife Poren öffnen und die nierenförmigen blauschwarzen Samen freigeben.
Schlafmohn im Garten
Standort
Über den Standort von Schlafmohn im heimischen Garten sollte man erst nachdenken, wenn man dafür eine behördliche Genehmigung hat. Er bevorzugt einen trockenen, wärmereichen Standort in voller Sonne.
Schnitt
Ein Schnitt ist bei der einjährigen Pflanze nur zur Beseitigung der beim ersten Frost absterbenden Reste notwendig.
Vermehrung
Schlafmohn darf man bei uns nur mit Genehmigung anbauen und anpflanzen. Die Vermehrung erfolgt mit Samen.
Verwendung
Schlafmohn findet man nur auf behördlich zugelassenen und kontrollierten Saatflächen zum Anbau von Mohnsaat für die Lebensmittelindustrie.
Schädlinge
Schädlinge wird man an Schlafmohn selten finden – sie fernzuhalten ist die eigentliche Aufgabe der reichhaltig im Milchsaft enthaltenen Opioide. Sogar Schneckenverzichten auf einen unkontrollierbaren Rausch und machen einen großen Bogen um die Pflanze.
Ökologie
Schlafmohn bildet fast keinen Nektar, ist aber eine ergiebige Pollenquelle für Honigbienen und unsere einheimische Wildbiene Rostrote Mauerbiene (Osmia bicornis). Die nach ihrer Vorliebe für Mohnpollen benannte Mohn-Mauerbiene (Hoplitis papaveris) und viele weitere Wildbienen interessieren sich allerdings wesentlich mehr für den einheimischen Klatschmohn (Papaver rhoeas) als für den Exoten aus dem Orient. Der Kleespinner (Lasiocampa trifolii) nutzt seine Blätter als Raupenfutter.
Wissenswertes
Der Artname somniferum bedeutet sinngemäß schlafbringend. Der Milchsaft des Schlafmohns enthält eine ganze Reihe von Alkaloiden, die man bereits seit der Antike in der Medizin nicht nur als Schlafmittel einsetzt. Zur Gewinnung ritzt man die jungen Kapseln an und sammelt den Milchsaft, der an der Luft zu Roh-Opium eintrocknet und zu Opium und einzelnen Alkaloiden aufbereitet wird. Morphin hat eine narkotisierende und schmerzlindernde Wirkung, Papaverin wirkt krampflösend, Codein mildert den Hustenreiz.
Von alkaloidarmen Zuchtsorten gewinnt man die Samen, die ohnehin von Natur aus deutlich weniger Opioide als der Milchsaft enthalten. Die je nach Farbe als Blaumohn, Graumohn oder Weißmohn erhältliche Mohnsaat ist mit ihrem Ölgehalt, Aroma und angenehm nussigen Geschmack in der Lebensmittelindustrie sehr beliebt und wird zum Backen von Mohnkuchen, Mohnbrötchen und Mohnstrudel verwendet. Dazu wird er gemahlen, sodass das Aroma besser hervorkommt und sich eine pastöse Masse bildet. Gemahlener Mohn wird allerdings schnell ranzig, sodass man ihn nur begrenzte Zeit aufbewahren kann.
Als Zierpflanze darf man Schlafmohn von Gesetzes wegen nicht im Garten halten. Sollte sich ein Exemplar eingeschlichen haben, sollte man vorsichtig damit umgehen: Er ist nicht nur für Kinder, sondern auch für Haustiere wie Hund und Katze hochgiftig.
Was sind einjährige Pflanzen?
Einjährige Pflanzen keimen, wachsen und blühen innerhalb eines Jahres. Durch Versamen können sie sich erhalten und wieder am selben Standort erscheinen. Manche „wandern“ so durch den Garten und erfreuen uns an immer neuen Standorten.
Markus Wichert
Naturgärtner